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Neues Hilfsangebot bei chronischen (Rücken-) Schmerzen

Mit Prof. Dr. Philipp J. Slotty und Dr. Axel Scharfstädt arbeiten zwei ausgewiesene Experte an das Helios St. Josefshospital Uerdingen. Schonende, modernen Verfahren können bei vielen chronischen Schmerzerkrankungen und neurologischen Bewegungsstörungen hilfreich sein.

04. Januar 2024
Prof. Dr. Philipp Slotty im Aufklärungsgespräch

Jeder fünfte Mensch in Europa leidet unter Schmerzen. Für rund 15 Millionen Deutsche gehören dauerhafte Rückenschmerzen, Migräne oder Nervenschmerzen gar zum Alltag - teils mit großen Einschränkungen. 

Eine minimalinvasive OP kann bei den unterschiedlichsten Schmerzproblemen helfen

Versagen konservative Maßnahmen spricht man von therapierefraktären Schmerzen. In diesen Fällen kann eine Neurostimulation durch einen implantierten Schrittmacher Linderung schaffen.

Die Neuromodulation ist ein seit den 80er Jahren bewährtes therapeutisches Verfahren zur Behandlung chronischer Schmerzen. In Deutschland gibt es jedoch noch immer nur wenige Spezialisten. Ein ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet ist Prof. Dr. Philipp J. Slotty. Über ein Jahrzehnt lang arbeitete und forschte er an der Universitätsklinikum Düsseldorf, unterbrochen von einem Auslandsaufenthalt an der University of British Columbia in Vancouver, Kanada. Seit Anfang September arbeitet der gebürtige Hamburger im Helios St. Josefshospital Uerdingen sowie im Helios Klinikum Krefeld.

Der erfahrene Neurochirurg mit dem Schwerpunkt spezielle neurochirurgische Schmerztherapie möchte den oft langen Leidensweg seiner Patientinnen und Patienten beenden. „Mit den Möglichkeiten der modernen Neurostimulation können wir das Gehirn austricksen, so dass Schmerzen nicht mehr wie bisher wahrgenommen werden. Das bringt die Lebensqualität wieder zurück.“

Am Standort Uerdingen umfasst das Behandlungsspektrum die rückenmarksnahe Stimulation (SCS) und die Spinalganglion-Stimulation (DRG) bei chronischen Schmerzen des Rückens und der Extremitäten. Bei bestimmten chronischen Kopfschmerzerkrankungen kann die Okzipitalnerv-Stimulation (ONS) hilfreich sein. Doch nicht nur Schmerzen lassen sich mit der Neurostimulation behandeln. „Durch die tiefe Hirnstimulation - THS oder DBS - können wir Bewegungsstörungen wie das krankhafte Zittern beim Morbus Parkinson oder beim essentiellen Tremor verbessern“, so Prof. Slotty. Je nach Eingriffsart werden die Operation in Uerdingen oder am Klinikum in der Innenstadt durchgeführt. 

Ein weiterer Schwerpunkt von Prof. Dr. Slotty ist die umfassende Behandlung von chronischen Gesichtsschmerzen, insbesondere der Trigeminusneuralgie. Bei dieser Erkrankung kommt es zu wiederkehrenden einschießenden stärksten Schmerzen im Gesicht. Es werden alle gängigen Behandlungsverfahren wie die Thermokoagulation, die mikrovaskuläre Dekompression (MVD oder Operation nach Janetta) oder auch neuromodulative Verfahren angeboten, in Kooperation mit dem Gamma-Knife Zentrum Krefeld auch die Radiochirurgie.

Abgeschlossen wird das operative Spektrum der erfahrenen Chirurgen in Uerdingen durch Eingriffe an der Wirbelsäule bei Bandscheibenvorfällen der Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule sowie bei Einengungen des Spinalkanals (Spinalkanalstenose). Sollte es aufgrund einer Instabilität notwendig sein, versteifen die beiden Rücken-Experten auch einzelne Wirbelsegmente in allen drei Bereichen der Wirbelsäule. 

Auch die Infiltration der Gelenke und Nerven sowie Thermokoagulationsverfahren bieten die beiden in Uerdingen an.

Wie funktioniert eine Neurostimulation bei Schmerzen?

Das Grundprinzip der Neurostimulation ist immer gleich: Eine dünne Elektrode wird an einer bestimmten Stelle im Körper implantiert und mit einem Schrittmacher verbunden. Dieser wird wie ein Herzschrittmacher unter der Haut getragen wird. Der Schrittmacher ist von außen steuerbar und sendet elektrische Impulse aus. Diese Impulse „modulieren“ die Signalverarbeitung der Schmerzen oder der Nervenimpulse. 

Je nach Grunderkrankung erfolgt die Stimulation dabei an unterschiedlichen Stellen des Körpers, in der Regel im oder am Nervensystem oder in unmittelbarer Nähe zu den Nerven. Damit lassen sich nicht nur Schmerzen, sondern auch andere Erkrankungen wie M. Parkinson, essentieller Tremor oder auch Durchblutungsstörungen behandeln. 

Die häufigste Behandlungsindikation für die Neurostimulation ist der chronische Rücken- und Beinschmerz. Hierbei wird eine kleine Elektrode über eine Nadelpunktion in den Knochenkanal der Wirbelsäule eingebracht. Ein kleiner Schrittmacher, typischerweise oberhalb des Gesäßes unter der Haut implantiert versorgt die Elektrode mit Strom. Dieser Strom, es handelt sich um sehr komplexe elektrische Impulse, hält einen Teil der Schmerzsignale auf dem Weg zum Gehirn auf und der Patient verspürt weniger Schmerzen. Der Schrittmacher wird von außen per Funk programmiert und, in den meisten Fällen vom Pateinten per Induktion, also durch die Haut hindurch, aufgeladen. Durch die dauerhafte Stimulation lässt sich in der Regel eine bessere und kontinuierlichere Schmerzreduktion erreichen als mit Medikamenten allein. 

Bei anderen schmerzlindernden Techniken der Neurostimulation werden nicht die schmerzleitenden Faserbahnen des Rückenmarks, sondern die Nervenknoten (Spinalganglien) z.B. bei CRPS, die peripheren Nerven (z.B. bei peripheren Neuropathien) oder die feinen Nervenendigungen in der Haut stimuliert. In seltenen Fällen kann auch direkt auf der Gehirnoberfläche oder in tiefen Hirnstrukturen der Schmerzbahnen stimuliert werden, diese invasiven Verfahren sind aber nur in sehr ausgewählten Fällen notwendig.

In allen Fällen braucht es eine gründliche Anamnese, Untersuchung und Beratung durch einen Spezialisten, um zu entscheiden, ob und wenn ja, welches Neurostimulationsverfahren in Frage kommt.