Zulassung
intravenöse Gabe:
- Endokarditis
- Infektionen der Knochen (Osteomyelitis)
- Pneumonie
- Weichteilinfektionen
orale Gabe:
- CDAD (C. diff. ass. Diarrhoe)
Indikationen
- Endokarditis
- Infektionen der Knochen (Osteitis, Osteomyelitis) und Gelenke, Weichteilinfektionen
- Pneumonie (bei MRSA gleichwertig zu Linezolid lt. IDSA Guideline)
- Septikämie, Sepsis
- zur perioperativen Prophylaxe bei erhöhter Gefährdung des Patienten mit grampositiven Erregern in der Herz- und Gefäßchirurgie sowie bei Knochen- und Gelenkoperationen.
- Nosokomial erworbene Meningitis, Hirnabszess
- zusätzlich zur geplanten perioperativen Antibiotikaprophylaxe bei MRSA Besiedlung
- orale Gabe: CDAD
Sensible Spezies
Aerobe und anaerobe grampositive Erreger:
- Staphylococcus aureus
- KNS (Koagulase-neg. Staphylokokken): St. epidermidis, St. haemolyticus…
- Streptococcus pneumoniae
- Streptokokken der Gruppen A, B, C, D, E, F, G (einschließlich Streptococcus pyogenes)
- Enterococcus faecalis und Enterococcus faecium Cave: VRE! (Vancomycin-resistenter Ent. faecium)
- Corynebakterien
- Listeria monocytogenes
- Clostridien, insbesondere C. difficile
- Bacillus species
- Peptostreptococcus spp
! resistent: gramnegativen Bakterien (z. B. Enterobacteria-ceae), Mykobakterien, Bacteroides
Dosierungsempfehlungen
Standarddosis:
15 mg/kg KG alle 12 Stunden (die maximale Einzeldosis 2 g) als Infusion über 2 Stunden (in der Regel 2x1g)
lebensbedrohliche Infektion:
25–30 mg/kgKG i.v. als Erstdosis, danach 15–20 mg/kg KG alle 12 Stunden als Infusion über 2 Stunden
geeignete Verdünnungsmittel zur Infusion:
NaCl 0,9 %, G 5 oder Ringer-Acetat
Verdünnungsmenge:
mindestens 100 ml pro 500 mg oder 200 ml pro 1.000 mg
Infusionszeit:
mindestens 60 Minuten bzw. nicht mehr als 10 mg/min
Orale Gabe:
Inhalt einer Durchstechflasche wird vor der Einnahme in Wasser gelöst und in mehreren Teilmengen getrunken oder über eine Magensonde zugeführt. Übliche Aromasirupe können zum Zeitpunkt der Verabreichung der Lösung zur Geschmacksverbesserung zugegeben werden.
DANI
Initialdosis:
Vancomycin 15 mg/kgKG i.v. 1-0-1, danach Anpassung nach engmaschigen Talspiegelkontrollen
Erhaltungsprinzip:
¹Der entsprechende Zeitpunkt und die Menge der nachfolgenden Dosis hängen weitgehend von der RTT-Modalität (Renal replacement therapy) ab und sollten auf den vor der Dosierung ermittelten Vancomycinspiegeln und der Nierenfunktion basieren. Abhängig von der klinischen Situation könnte man in Erwägung ziehen, die nächste Dosis zurück zu halten, bis der Vancomycinspiegel vorliegt.
Hinweis zur intermittierenden Hämodialyse:
Sättigungsdosis 1000 mg, Erhaltungsdosis 1000 mg alle 7 - 10 Tage. Werden bei der Hämodialyse Polysulfonmembranen verwendet (”high flux dialysis”), verkürzt sich die Halbwertszeit von Vancomycin. Bei Patienten, die regelmäßig hämodialysiert werden, kann eine zusätzliche Erhaltungsdosis erforderlich sein.
Alternativ Abschätzung nachfolgender Auflistung der Uni Regensburg:
Kreatinin-Clearance zum Dosierzeitpunkt
20 – 25 ml/min alle 3 Tage 1g
25 – 45 ml/min alle 2 Tage 1g
45 – 60 ml/min jeden Tag 1g
> 60ml/min normale Dosierung: 2mal täglich 1g
CVVH / Genius:
1g Vancomycin täglich (Erfahrungswert).
Spiegelkontrolle ebenfalls nach 3 Tagen empfohlen
Normale Dialyse:
Einmalige Gabe, dann Kontrolle nach 3 Tagen, normerweise reicht 1 Gabe für ca. 1 Woche
Schema zur kontinuierlichen Therapie:
Bolus
- <60 kg: 1g/120min
- 60-90kg: 1,5g/120min
- >90kg: 2g/120min
¹Anpassung nach Zielspiegel: 20-25mg/l (Bestimmung täglich)
- unter 15mg/l: Erhöhung um 1ml/h
- 15-25 mg/l: keine Änderung
- über 25 mg/l: Reduzierung um 1ml/h
- über 30 mg/l: 6 h Pause, dann ¼ der Laufrate
IHD: intermittierende Hämo-Dialyse
CRRT: continuous renal replacement therapy (z.B. CVVHD)
Spiegelbestimmung
Zielbereich (Talspiegel):
- bei MRSA- oder Knochen- oder Fremdkörperinfektionen: 15-20mg/l
- bei unkomplizierten Infektionen: 10-15mg/l
Abnahmezeitpunkt (immer Talspiegel + GFR):
- Start: am 3. Tag nach Beginn der Gabe, immer vor der erneuten Verabreichung (=Talspiegel, meistens morgens)
- dann 3x je Woche (z.B. Mo, Mi, Fr)
Korrektur der Dosis anhand der Talspiegel:
- unter 15 mg/l: Dosis erhöhen
- 15-20 mg/l: keine Änderung
- über 20mg/l: pausieren, tgl. Spiegelkontrolle bis Talspiegel 15-20 mg/l, dann Fortführung in reduzierter Dosis
Gewebegängigkeit
- gut: Lunge, Galle, Leber, Urin
- schlecht: Knochen, Liquor
Nebenwirkungen
- häufig (= 1% und < 10%): Blutdruckabfall, Dyspnoe, Stridor, Rötung des Oberkörpers ("Red-Man-Syndrom"), Exanthem und Schleimhautentzündung, Juckreiz, Nesselfieber, Nierenschädigung, manifestiert vor allem durch erhöhte Serumkreatinin- und Serumharnstoff-Konzentrationen, Venenentzündung, Rötung von Oberkörper und Gesicht
- gelegentlich (= 0,1% und < 1%): Vorübergehende oder bleibende Verschlechterung des Hörvermögens
- selten (= 0,01% und < 0,1%): Vorübergehende Neutropenie, Agranulozytose, Eosinophilie, Thrombozytopenie, Panzytopenie, Überempfindlichkeitsreaktionen, anaphylaktische Reaktionen, Schwindel, Tinnitus, Benommenheit, Vaskulitis, Übelkeit, Interstitielle Nephritis, akutes Nierenversagen, Arzneimittelfieber, Schüttelfrost, Schmerzen in Brust- und Rückenmuskulatur
Referenzen
- Fachinformation VANCOMYCIN DR. EBERTH 1000 mg (Dosierung NI)
- Burchardt, SOP: „Kontinuierliche Vancomycininfusion“, HELIOS Klinikum Krefeld
- Anwendung und Dosierung von Vancomycin, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums Regensburg, 30.06.2009 (alternative Dosierung NI)
- Marisa Claudia Michelle Nowack, Dissertation „Kontinuierliche intravenöse Verabreichung von Vancomycin bei Patienten der Intensivtherapiestation“, 2015
- Lorber J² et al., Therapeutisches Drug-Monitoring von Vancomycin. „Implementierung einer ABS-Standard Operation. Procedure (SOP) in der Praxis“
- IDSA Guideline 2016: Management of Adults With Hospital-acquired and Ventilator-associated Pneumonia: Clinical Practice Guidelines by the Infectious Diseases Society of America and the American Thoracic Society
- Emma K. Nickerson et al.: „Vertebral osteomyelitis in adults: an update“, British Medical Bulletin, 2016
- Swissmedic, Elektronisches Vigilance Meldeportal ElViS