Glauben Sie, dass Ihr Weg nach oben schwieriger war als bei Männern?
Das kann ich nicht beurteilen, weil ich nicht mit einem „Karriereplan“ ins Arbeitsleben gestartet bin. Anfangs hat es mich ins Ausland gezogen. Danach war ich froh, eine Stelle als Assistenzärztin in Deutschland zu finden – es gab schließlich mal Zeiten, als das nicht einfach war.
Nach weiteren Auslandsaufenthalten, die mich sehr geprägt haben, habe ich am Klinikum Krefeld in der Inneren Medizin begonnen zu arbeiten, bevor ich in meiner jetzigen Position als Leitende Ärztin Infektiologie / ABS angekommen bin. Ich wüsste nicht, mit welchem Kollegen ich mich da vergleichen kann. Aber wenn ich an die jeweils einzelnen Schritte denke, habe ich nicht das Gefühl gehabt, dass es für mich schwieriger war als für Männer.
Inwieweit unterschiedet sich Ihr Führungsstil von dem eines Mannes?
Als anerkannte Ausbildungsstätte für Infektiologie arbeite ich immer wieder mit Weiterbildungsassisten:innen zusammen, das geschieht natürlich auf Augenhöhe, alles andere wäre bei lediglich zwei Personen auch verrückt. Mein Führungsstil ist daher kollegial und sicher weniger hierarchisch als in Kliniken mit vielen Mitarbeiter:innen. Gleichzeitig versuche ich, dass die Kolleg:innen möglichst viel in dem Jahr von mir lernen und denselben Spaß und Interesse an der Infektiologie haben wie ich. Ich wüsste auch kein schöneres Fachgebiet – aber das nur nebenbei.
Mein Ziel ist es, dass mich die Kolleg:innen nach den zwölf Monaten möglichst vollständig vertreten können und sie auch an anderen Häusern eine Infektiologie/ABS aufbauen können.
Was geben Sie Frauen mit, die am Anfang ihrer Karriere stehen?
Dasselbe, was ich auch Männern sagen würde: Einen Bereich wählen, der neben der fachlichen Herausforderung wirklich Spaß macht! Und hier kann ich für mich sagen, dass ich den Fachbereich erst im Verlauf meiner Karriere gefunden habe. Es ist außerdem von Vorteil, sich verschiedene und gerne auch internationale Weiterbildungsstellen zu suchen. So wird einem bewusst, dass alle Probleme oder Fragestellungen auch anders angegangen werden können.
Außerdem sollte man nie aufhören zu lernen, was in der Medizin sicherlich immer gilt. Natürlich, irgendwann sollte man sich auch Gedanken darübermachen, ob man in einem Bereich bleibt, in dem anstrengende Anwesenheitsdienste oder Rufdienste Bedingung sind oder ob sie einem die Freude an der Arbeit verleiden, sodass man sich nicht zu spät umorientieren sollte. Und zu allerletzt, den Werdegang von Anfang bis Ende vorzuplanen, ist sicher nicht möglich - manchmal spielt Glück auch einfach eine Rolle.