Junge Nepalesin hat in Leipzig ein zweites Zuhause gefunden
Etwa 6.500 Kilometer von ihrer Heimat Nepal entfernt hat Jeena Rai ein zweites Zuhause gefunden. Im November 2022 setzte sich die studierte Mikrobiologin in ein Flugzeug, um in Deutschland ein neues Kapitel ihres Lebens aufzuschlagen. Trotz einer wissenschaftlichen Ausbildung war es Jeena nicht gelungen, in Nepal den gewünschten Arbeitsplatz zu finden. In Deutschland, so ihre Hoffnung, könne sich das vielleicht ändern.
Dass sie zum damaligen Zeitpunkt kaum ein Wort Deutsch beherrschte, minderte ihren Tatendrang nicht. „Um diese Hürde zu nehmen, entschied ich mich, als Aupair zu arbeiten. So war ich gezwungen deutsch zu reden”, begründet sie die Entscheidung. Dank ihrer Gastfamilie fand sie eine warmherzige Bleibe und Arbeit, aber auch reichlich Gelegenheit, sich mit der für sie fremden Sprache und Kultur auseinanderzusetzen. Allesamt wichtige Schlüssel für ihren Weg in die Zukunft.
Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten
Langfristig wollte Jeena aber mehr. Sie suchte nach Möglichkeiten, die ihr das Tor zum deutschen Arbeitsmarkt öffneten. Fündig wurde sie dabei beim MVZ Helios Leipzig, wo man ihr eine Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten (MFA) anbot. Mittlerweile durchläuft Jeena Rai das erste Ausbildungsjahr. Wer ihr beim Reden zuhört mag allerdings kaum glauben, dass sie es binnen weniger Monate geschafft hat, sich die deutsche Sprache anzueignen. Jeena unterhält sich fließend, spricht verständlich - und sollten doch einmal Lücken entstehen, so werden diese gekonnt mit einem sympathischen Lächeln übersprungen.
Drei intensive Lehrjahre gilt es für Jeena zu bestehen. Vieles von dem Wissen, das sie sich im Studium bereits aneignete, kommt ihr heute zugute. Doch auch ohne diese Brücke ist sie froh und glücklich über den eingeschlagenen Pfad. „Dieser Beruf ist genau das Richtige für mich. Ich mag es mit Menschen zu arbeiten. Darüber hinaus habe ich im MVZ Helios Leipzig ein nettes Team um mich, das mich bei dem Erreichen meines Ausbildungszieles unterstützt”, sagt sie.
Durch die Arbeit zu mehr Eigenverantwortung
Kleinere Vorbereitungsarbeiten bei der Patientenbetreuung, die Arbeit am Empfang, Blutdruckmessungen und andere Aufgaben übernimmt Jeena bereits und führt sie selbständig aus. Zugleich steigert die Arbeit ihr Selbstvertrauen und mindert Ängste oder Zweifel, so sie überhaupt bestehen.
Auch wenn Jeena noch immer engen Kontakt zu ihrer Gastfamilie hält, sind ihre Schritte zu mehr Eigenverantwortung erkennbar. Die kleine Wohnung, in er sie inzwischen lebt, ist dafür ein deutliches Zeichen. Zudem erkundet sie wann immer möglich ihr Umfeld. Städte wie Dresden, Berlin oder Magdeburg, ja sogar Wien hat sie bereits besucht. Auch Leipzig wird ihr zusehends vertrauter.
Dass Jeenas Eltern ihr einziges Kind in so weite Ferne ziehen ließen, war sicher nicht einfach. Für beide Seiten. Im nächsten Jahr, sagt die stolze Auszubildende, möchte sie die Kosten und Mühen eines Fluges nach Nepal aber auf sich nehmen. Es wird ein herzliches Wiedersehen sein. Wo Jeena in ferner Zukunft leben wird, kann sie gegenwärtig noch nicht sagen. „Ich fühle mich wohl in Leipzig. Vielleicht bleibe ich, vielleicht zieht es mich noch einmal an einen anderen Ort”, wagt sie einen Blick voraus. Mit den richtigen Menschen an ihrer Seite, wird diese Reise jedoch stets ein Erlebnis sein.