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Halte dir stets einen Plan B bereit

Als Fachärztin für Anästhesie hat Dr. Maximiliane Deckart viele Jahre in spezialisierten Abteilungen an Universitätskliniken gearbeitet, wo sie auch OP-Bereiche leitete. Ihren Karriereweg hat sie mit uns besprochen.

06. März 2025
Dr. Maximiliane Deckart, Chefärztin Schmerzmedizin

Die auf intravenöse Medikation und schnelle Reaktionen fokussierte Anästhesie hielt Dr. Deckart lange von der ganzheitlichen Schmerzmedizin fern. Erst durch den Wechsel in ein kleineres Krankenhaus, in dem sie auch Schmerzpatientinnen und -patienten betreute, erkannte sie ihre Grenzen, insbesondere bei der Medikation. Daraufhin entschloss sich die Fachärztin, eine Ausbildung in einer Spezialklinik für chronische Schmerzen zu beginnen. Anschließend übernahm sie eine Oberarztstelle in der Schmerzmedizin. Im November 2015 eröffnete sie die Abteilung für MMST in der Helios Klinik in Bad Kissingen.

Glauben Sie, dass Ihr Weg nach oben schwieriger war als bei Männern?

In meiner beruflichen Laufbahn, die ich 1993 als Ärztin im Praktikum (AIP) begann, waren Abwertung und Vorurteile leider alltäglich, vor allem aufgrund meines Geschlechts. Ambitionierte Karriereziele wurden oft negativ bewertet. Ich musste mehrfach erleben, dass Männer bei gleicher Leistung bevorzugt wurden, da die Entscheidungsträger in der Regel ebenfalls Männer waren. Meiner Meinung nach, ist die Medizin nach wie vor ein eher konservatives Umfeld, in dem der Arzt in Weiß vom Kollegium, Patientinnen und Patienten sowie Pflegekräften überwiegend als männlich wahrgenommen wird. Die hierarchischen Abhängigkeiten in der Ausbildung begünstigen zudem Phänomene wie „MeToo“. Auch wenn Frauen in Führungspositionen akzeptiert werden, werden sie dennoch oft kritisch beäugt, da dies nicht dem gelernten Rollenverständnis entspricht. Leider treffen wir auch immer noch auf Widerstand aus den eigenen Reihen, denn die Gedankenwelt der 1950er Jahre ist in der Medizin immer noch fest verankert.

Inwieweit unterscheidet sich Ihr Führungsstil von dem eines Mannes?

Als weibliche Führungskraft wird von mir eine höhere Leistung und Präsenz erwartet. Ich musste erkennen, dass eine Akzeptanz auf Augenhöhe nicht immer funktioniert. In Konfliktsituationen sind klare Ansagen unabdingbar. Die Rolle als weibliche Führungskraft erfordert tägliche Arbeit, es ist kein Selbstläufer. Ich achte stärker auf die Bedürfnisse und Belastungen meiner Mitarbeitenden und versuche, über meine eigene Abteilung hinaus Netzwerke zu knüpfen. Dies erfordert kontinuierliche Anstrengung, um langfristige Erfolge zu erzielen.

Was geben Sie Frauen mit, die am Anfang ihrer Karriere stehen?

Meiner jungen Kollegin würde ich raten, ihren gewählten Berufsweg konsequent zu verfolgen und ihre Karriereziele sowohl für sich selbst als auch gegenüber Vorgesetzten klar zu formulieren. Gleichzeitig sollte sie bei Hindernissen offen für alternative Wege sein und diese kritisch hinterfragen. Ausgrenzung und Mobbing sollten frühzeitig erkannt und angesprochen werden. Es ist wichtig, Grenzen zu setzen und durch Leistung zu überzeugen. Ein Förderer oder Mentor kann hilfreich sein, doch sie sollte sich stets eine innere Unabhängigkeit bewahren. Blick immer nach vorn, nicht zurück, und halte dir stets einen Plan B bereit.