Menü
Schließen

Begegne anderen, wie man dir begegnen soll

Daniela Schulze ist examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin, hat im Jahr 2020 ein Traineeprogramm für Pflegemanagement bei Helios absolviert und ist seit November 2024 Pflegedirektorin am Helios Klinikum Bad Saarow. Mit uns sprach sie über ihre Sicht auf weibliche Führung.

11. April 2025
Daniela Schulze,Pflegedirektorin,  Helios Klinikum Bad Saarow

Daniela Schulze: Vor einiger Zeit las ich einen Zeitungsartikel mit dem Titel: „Wie ich mich entschied, einfach glücklich zu sein“. Dieser Gedanke begleitet mich bis heute. Egal, welche Herausforderungen das Leben bereithält – ich versuche, zielorientiert, ehrlich und freundlich zu bleiben. Mein Grundsatz ist es, anderen so zu begegnen, wie ich selbst behandelt werden möchte. Diese Haltung hat sich in meiner Führungserfahrung als wertvoll erwiesen, insbesondere in der modernen Arbeitswelt.

Glauben Sie, dass Ihr Weg nach oben schwieriger war als bei Männern?

Ich bin überzeugt, dass Frauen auf dem Weg nach oben oft größere Hürden überwinden müssen als Männer. In meiner Wahrnehmung müssen sich Frauen in Führungspositionen stärker behaupten, um ernst genommen zu werden.

Warum bin ich der Ansicht? Ich habe während meiner Karriere zwei wundervolle Töchter bekommen. Als mein Mann damals verkündete, dass er Vater wird, erntete er Begeisterung und Glückwünsche. Bei mir sah es ganz anders aus – ich verlor meine befristete Stelle als Gesundheits- und Krankenpflegerin in einem katholischen Krankenhaus. Doch ich ließ mich nicht entmutigen. Während der Elternzeit schloss ich mein Studium der Pflegewissenschaften ab und eröffnete mir so neue Möglichkeiten. Rückblickend war diese Zeit nicht nur eine große Herausforderung, sondern auch eine Chance, mich neu zu erfinden und weiterzuentwickeln.

Inwieweit unterscheidet sich Ihr Führungsstil von dem eines Mannes?

Viele Frauen handeln und denken meiner Erfahrung nach empathischer. Dadurch gehen sie meist offener mit schwierigen Themen um. Ich selbst habe gelernt, sowohl privat als auch beruflich flexibel und lösungsorientiert auf unerwartete Situationen zu reagieren. Mein Ziel ist stets, Lösungen zu finden, die für alle Beteiligten tragfähig sind. Dabei gehe ich davon aus, dass hinter jedem Verhalten ein Grund steckt – auch wenn ich diesen nicht immer sofort verstehe. Statt vorschnell zu urteilen, versuche ich nachzuvollziehen, warum jemand so handelt. Diese Haltung ermöglicht mir einen wertschätzenden Führungsstil, der sich in der Praxis bewährt hat.

Was geben Sie Frauen mit, die am Anfang ihrer Karriere stehen?

Vorab muss ich Folgendes anmerken: Ich denke, dass Frauen mehr Zusammenhalt zeigen und sich gegenseitig in den unterschiedlichsten Lebenssituationen unterstützen sollten. Viel zu oft verurteilen wir einander für getroffene Entscheidungen, statt sie anzunehmen und gemeinsam nach Lösungswegen zu suchen. Die Pflege ist und bleibt sicher ein von Frauen geprägter Beruf. Doch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich verändert – familiäre Unterstützungssysteme sind seltener geworden. Deshalb müssen wir flexibel auf die Lebensrealitäten unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingehen und gemeinsam nachhaltige Lösungen finden.

Einer Frau am Beginn ihrer Karriere würde ich Folgendes mit auf den Weg geben: Seien Sie mutig und vertrauen Sie auf Ihre Stärken! Der Weg zum Erfolg verläuft selten gradlinig, aber jede Herausforderung kann auch eine Chance zur Weiterentwicklung sein. Knüpfen Sie frühzeitig Netzwerke, suchen Sie Verbündete und lassen Sie sich von Rückschlägen nicht entmutigen. Bleiben Sie authentisch, stehen Sie zu Ihren Werten und lernen Sie, sich selbstbewusst zu positionieren. Besonders in der Pflege sind nicht nur fachliche Kompetenz, sondern auch Empathie und Lösungsorientierung entscheidend. Mit Entschlossenheit, Engagement und einem starken beruflichen Umfeld stehen Ihnen viele Türen offen!