Gerade mal drei Monate vergingen von der Entscheidung nach Deutschland zu gehen, bis zum Start im Helios Park-Klinikum Leipzig – das war im November 2019. Heute arbeitet die Portugiesin Rute Moreira als festes Teammitglied auf der orthopädischen Station 4L. Der Weg zur Anerkennung ihrer Pflegeausbildung und Integration in die deutsche Kultur war lang. Doch im Rückblick auf ihren eigenen Weg ist aus vielen schwierigen Schritten ein neues Leben erwachsen.
Während der Gesundheitssektor in Deutschland auf jede qualifizierte Arbeitskraft angewiesen ist, versucht Rute Moreira in ihrem Heimatland vergebens, als Pflegekraft zu arbeiten. „Ich hatte mich zwar in einem Krankenhaus beworben, aber in Portugal haben wir mehr Pflegepersonal als freie Stellen“, erzählt sie. „Ich habe immer in Pflegeheimen gearbeitet, aber ich wollte eben in ein Krankenhaus“, im Pflegeheim habe sie einen Punkt erreicht, an dem sie das Gefühl hatte, nichts mehr dazulernen zu können – jeder Tag scheint gleich, „und deswegen habe ich dann im Ausland gesucht.“
Zu diesem Zeitpunkt hat Rute Moreira lediglich mal zwei Tage in Berlin verbracht. Die deutsche Kultur und Sprache sind ihr nur in Ansätzen bewusst. Als sie entscheidet, nach Deutschland zu gehen, bleiben ihr drei Monate, um Deutsch zu lernen und sich auf ein neues Leben vorzubereiten.
Der Sprung ins Unbekannte – mit Rückhalt
In der Schule hat Rute Moreira Französisch gelernt, außerdem spricht sie gutes Englisch. Trotzdem entscheidet sich die Pflegekraft für Deutschland: „Ich wollte etwas komplett Neues anfangen.“ Die Anfänge in Leipzig kosten Kraft und verlangen immer wieder neues Durchhaltevermögen. „Es war ganz, ganz schwierig. Vieles ging so schnell und ich konnte weder alles verstehen noch antworten“, erinnert sie sich. „Ich konnte mit niemandem richtig reden, mich nicht mal richtig vorstellen. Ich habe viel Zeit mit den anderen Portugiesen am Klinikstandort verbracht.“
Ohne Freund:innen und Familie in ein fremdes Land zu gehen, das kostet Mut. Vielleicht vermittelt der Kontakt zu den anderen portugiesischen Pflegekräften ein kleines Gefühl von Heimat, vielleicht gibt es Raum zum Atmen. Rute Moreiras Ausdauer soll sich auszahlen – das Interview führen wir in flüssigem Deutsch. Bis heute bewahrt Helios für Rute Moreira die Rolle der sicheren Konstante: „Sie waren es, die mir die Möglichkeit überhaupt gegeben haben. Und das ist schön! Sie waren so geduldig und haben mir Zeit gegeben. Helios ist immer da und sie wissen, dass ich manchmal immernoch Hilfe brauche. Die Bürokratie zum Beispiel kann ich einfach nicht.“ In die Zukunft blickend hat die Pflegekraft noch viele Ambitionen: „Ich würde gern Stationsleitung werden und so viel über Medizin lernen wie möglich!“
Vom Fremden zum Vertrauten
Während der Monate der Eingewöhnung beginnt in Deutschland die erste Welle des Coronavirus. Für Rute Moreira bedeutet das Einschnitte auf mehreren Ebenen – sie wird ihre Familie viele Monate nicht sehen. Außerdem wird sie auf der Covid-Station Höchstleistungen erbringen. „Die Zeit war schon hart, weil die Arbeit sehr anstrengend war. Aber das Team hat die Balance wiederhergestellt: Wir haben sehr gut zusammengearbeitet, einander viel geholfen. Ich war ehrlich gesagt auch froh, dass ich arbeiten konnte und nicht zu Hause bleiben musste.“ Nicht nur während der akuten Covidphase gibt der Zusammenhalt Moreira Kraft – generell erlebt sie im Arbeitsalltag ein Gefühl des Miteinanders, das ihr hilft, ihren Platz im Team zu finden. Dieses Gefühl will sie auch denen vermitteln, die nach ihr kommen: „Der Weg zur Anerkennung der Ausbildung ist hart, wenn du alles gleichzeitig lernen musst. Doch es lohnt sich. Jeder Schritt bringt dich dem Ziel ein bisschen näher. Das möchte ich denen mitgeben, die vielleicht jetzt gerade hier ankommen. Ich habe jederzeit ein offenes Ohr und werde gern helfen – Kommt auf mich zu!“, sagt Rute Moreira mit offenen Armen. „Es wird nicht immer schwierig bleiben!“