Annalena will beruflich mit Menschen arbeiten, das steht für sie fest. Nach einem kleinen Umweg absolviert sie gerade eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin in Zerbst und hat diese Entscheidung nicht bereut.
„Annalena, ich bin 19 Jahre alt, so?“ sagt Annalena lachend, als ich sie frage, ob sie mal etwas zu sich erzählen könnte. „Ich mache meine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin in der Helios Klinik Zerbst/Anhalt und bin jetzt im zweiten Lehrjahr“. Annalena erzählt mir, dass sie in einem ganz kleinen Dorf wohnt, das sowieso keiner kennt, 15 Minuten von Möckern entfernt, wenn man denn das kennt. Sie wohnt samt Beagle Kira noch bei ihrer Familie und fährt zur Ausbildung nach Zerbst - 20 Minuten - 15 wenn es gut läuft - mit dem Auto – ein Katzensprung. Das sei kein Problem, denn sie fährt gern Auto, das ist ein Vorteil auf dem Dorf.
Ausbildung in der Helios Klinik Zerbst/Anhalt
Eigentlich hat sie sich auch in Magdeburg beworben und auch in Burg, aber Zerbst war dann unschlagbar nah, auch für jemanden, der gern Auto fährt. Die Helios Klinik in Zerbst ist relativ klein, im Vergleich zu anderen Kliniken. Mich interessiert, ob Annalena das als Nachteil empfindet: „Mehr Abteilungen wären bestimmt gut kennenzulernen und ich weiß auch nicht, wie es in großen Kliniken so ist. Aber eigentlich ist es in Zerbst sehr schön. Man kennt fast jede Schwester persönlich, das finde ich echt gut. Alle interessieren sich füreinander, ob es einem gut geht, da fühlt man sich wohl.“
Ich will wissen, wie viel Verantwortung Annalena bereits übertragen bekommt und wie es um das Vorurteil „erst mal 3 Jahre Schieber herumtragen“ wirklich steht. „Wir Schülerinnen übernehmen schon viele wichtige Aufgaben. Bei kritischen Themen, wie Blutabnehmen zum Beispiel, steht mir immer eine Schwester zur Seite. Auch falls ich mir mal bei etwas unsicher bin, bekomme ich Unterstützung von den Schwestern oder Praxisanleitern, da ist immer jeder offen. Schieber wechseln gehört natürlich dazu, das machen alle mal auf der Station. Aber die Schwestern haben auch noch viele weitere Aufgaben, also sagen wir Schüler von selbst, komm, wir schauen in die Pflegezimmer, ob alles schick ist“.
Ich will von Annalena wissen, warum sie die Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin gewählt hat. „Nach der 10. Klasse wusste ich eigentlich nur, dass ich etwas mit Menschen machen will“, berichtet sie strahlend. „Nur im Büro sitzen, wäre für mich nie in Frage gekommen. Daher eigentlich wollte ich zuerst Erzieher werden. Hierzu braucht man eine vorhergehende Ausbildung, ich habe dafür eine Ausbildung zur Sozialassistentin absolviert. Irgendwann habe ich dabei festgestellt, dass Erzieher nicht das Richtige für mich sein würde.“ Warum nicht, will ich wissen: „Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen hat mir wirklich Spaß gemacht, aber ich bin einfach kein kreativer Mensch, ich kann nicht mal ein Strichmännchen malen“, erklärt sie mir und ergänzt: „Deshalb habe ich mich lieber für die Pflege entschieden. Ich brauche den menschlichen Kontakt, es ist schön, mit Patienten reden zu können. Mir gefällt das zu hundert Prozent.“
Ich hake nach und will wissen, ob die Ausbildung auch so ist, wie sie sich das vorgestellt hat. „Eigentlich hatte ich nicht so richtige Vorstellungen. Man kennt Dinge aus dem Fernsehen vielleicht, aber das ist ja nicht die Realität. Und meine Familie war zuerst auch nicht so begeistert, wegen der Schichtdienste. Aber ist man erst mal dabei, bekommt man einen ganz anderen Blick. Das ist ganz anders und vielseitiger, als man das als Patient sehen würde. Das ist viel spannender, als ich es mir vorgestellt habe, jeden Tag etwas Neues. Ich habe auf mich gehört und mich richtig entschieden!“
Ausbildung in Corona-Zeiten
Stichwort Corona: Fühlt sich Annalena sicher und wird in der Klinik genug getan, um die Mitarbeiter zu schützen? „Unser Hygienefachfrau hat sich in der ganzen Corona-Zeit gut reingefuchst, es wird viel getestet, auf alle Details geachtet, Kontaktlisten von Patienten und Schwestern, Desinfektion und Sauberkeit sowieso, es gibt genug Schutzausrüstung. Ich habe aber Respekt davor, dass ich im Ernstfall Eltern, Oma oder Freunde anstecken könnte.Man muss ja auch keine Symptome haben. Das nehme ich sehr ernst, ich fühle mich aber trotzdem sicher, da wir hier gut ausgerüstet sind.“
Stichwort Berufsschule in Corona Zeiten, wie läuft das, will ich wissen. „Seit dem ersten Lockdown im März 2020 haben wir Fernunterricht. Das funktioniert soweit ganz gut, obwohl ich mich zuhause gern ablenken lasse, das ist für mich nicht so einfach.“
„Ach übrigens“ erfahre ich, als wir uns eigentlich schon verabschieden wollen: „Ich wollte eigentlich schon immer, wirklich schon immer, seit ich weiß, was ein Beruf ist, Hebamme werden. Diesen Traum hatte ich begraben, weil meine Noten in meinem Schulabschlusszeugnis dafür einfach nicht gut genug waren. Aber wenn ich meine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen habe, schaue ich, wie ich darauf aufbauen kann. Es gibt ja so viele Möglichkeiten sich weiterzubilden!“
Du wirst Deinen Weg gehen, Annalena, da bin ich mir ganz sicher!