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Was ist das ASIA-Syndrom?

Die sogenannte „Breast Implant Illness“ (BII) wird auch ASIA-Syndrom genannt. Sie betrifft einige Frauen nach dem Einsetzen von Brustimplantaten. Wo ist die Abgrenzung zum Brustimplantat-assoziierten anaplastischen Großzell-Lymphom (BIA-ALCL)? Welche Therapiemöglichkeiten gibt es? Wir erklären es Ihnen.

Young woman with beautiful breast on light background

Breast Implant Illness: Symptome

Einige Frauen verspüren nach dem Einbringen von Brustimplantaten eine Vielzahl an unspezifischen Symptomen. Diese treten meist zeitnah nach dem Eingriff auf, in einigen Fällen auch erst mit zeitlicher Verzögerung. Man spricht dann von einer sogenannten „Breast Implant Illness“ also einer Brustimplantat-Krankheit, oder dem ASIA-Syndrom (Autoimmune Syndrome Induced by Adjuvants). 

 

Die häufigsten Symptome sind: 

  • Konzentrationsstörungen (Brain fog)
  • Chronische Erschöpfung / Leistungsknick
  • Unspezifische Brustschmerzen
  • Haarausfall
  • Kopfschmerzen
  • Schüttelfrost
  • Lichtempfindlichkeit
  • Chronische Schmerzzustände
  • Ausschläge
  • Störender Körpergeruch
  • Angstzustände
  • Schlafstörungen
  • Depressive Verstimmungen
  • Neurologische Ausfälle (Kribbelgefühl, Lähmungen)
  • Hormonschwankungen

 

Wie wird eine Diagnose gestellt?

Das BII stellt bislang keine offizielle medizinische Diagnose dar, dementsprechend herrscht wenig Eindeutigkeit bei der Diagnosestellung. Die Informationssammlung der Patientinnen findet vornehmlich im Rahmen von Foren in sozialen Medien statt. Das BII ist also derzeit als ein unspezifischer Symptomenkomplex zu werten.

Die Patientin sollte sich zunächst einer umfassenden medizinischen Untersuchung unterziehen, um andere schwerwiegende Erkrankungen auszuschließen, die ebenfalls die genannten Symptome aufweisen können. Das können etwa sein: 

  • Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse
  • Rheuma
  • Lupus erythematodes (seltene Autoimmunerkrankung)
  • Depressionen

 

Gibt es Testmöglichkeiten auf BII?

Derzeit existiert kein etabliertes Testverfahren für BII. Durch eine Blutabnahme kann ein:e darauf spezialisierte:r Ärzt:in (zum Beispiel ein:e Rheumatolog:in) auf bestimmte Autoimmunerkrankungen testen, die eventuell einige Symptome erklären können. Dies ist aber eher das Prinzip der Ausschluss-Diagnose. Es gibt einerseits Patientinnen mit auffälligen Immunbefunden ohne jegliche Symptome und andererseits Patientinnen mit dem Vollbild eines BII ohne veränderte Blutwerte.

 

Was sagt die Wissenschaft bislang?

Bereits 1999 überprüfte in den USA ein eigens eingesetztes Institut (Institute of Medicine Comittee on the Safety of Silicone) alle verfügbare wissenschaftliche Literatur zum Thema Sicherheit von Silikonimplantaten. Es konnte jedoch kein wissenschaftlicher Beleg für den Zusammenhang von Implantaten und einer systemischen Erkrankung festgestellt werden.

Betroffene Frauen leiden dennoch stark unter den Symptomen. Viele Faktoren können die Interaktion zwischen der Patientin und ihren Implantaten beeinflussen und nicht alle sind objektivierbar und schulmedizinisch greifbar. Darüber hinaus dauert es bei neu auftretenden und seltenen Symptomkomplexen oft mehrere Jahre, bis eine wissenschaftliche Schlussfolgerung aus Studien sicher möglich ist.

Diese notwendige Forschung wird nun zunehmend begonnen, im Helios Klinikum Berlin-Buch zum Beispiel durch eine sogenannte Prä-/Postinterventionsstudie zur En-bloc-Resektion (also der Entfernung der Kapsel-Implantat-Einheit im Ganzen). Das Ethikvotum für diese Studie liegt vor. Evaluiert werden die in unserem Klinikum behandelten Patientinnen auf freiwilliger Basis, mit dem Ziel schließlich eine Aussage über den Erfolg der En-bloc Resektion treffen zu können.

 

Interview zur Studie zum Thema BII und En-bloc Resektion

Im Interview mit dem Vorstand des Vereins Risiken von Silikonimplantaten e.V. gehen Dr. Thamm und Dr. Strempel auf Vorgehensweise und Ziel der im Helios Klinikum Berlin-Buch durchgeführten Studie ein.

 

Was ist die En-bloc Resektion?

Hierbei wird das Implantat mitsamt der umgebenden Kapsel entfernt. Wichtig zu wissen sind hierbei mehrere Aspekte:

Der notwendige Schnitt ist meistens größer als die bereits bestehende Operationsnarbe. Weiterhin kann es während des Eingriffs dazu kommen, dass die Kapsel trotz größter chirurgischer Sorgfalt eröffnet wird. Dies ist insbesondere bei sehr dünnen Kapseln der Fall.

Bei Implantatlage unter dem Muskel kommt es fast immer zu starken Verwachsungen der Kapsel mit den unteren Rippen, sodass an den Stellen eine En-bloc Entfernung der Kapsel oft erschwert ist. Hierüber werden alle Patientinnen ausführlich aufgeklärt.

Sollten die Implantate über die Achselhöhle oder den Warzenhof eingebracht worden sein, muss ein neuer Schnitt in der Unterbrustfalte angelegt werden, da über die alten anderen Zugänge keine En-bloc Resektion möglich ist.

 

Wann wird eine En-bloc Resektion durchgeführt?

Die Operation kann auf Patient:innenwunsch nach Ausschluss anderer organischer Ursachen durchgeführt werden. Der Eingriff muss in der Regel selbst gezahlt werden. Bei medizinischer Notwendigkeit einer Implantat-Entfernung übernimmt die Krankenkasse möglicherweise einen Teil der Kosten. Bitte klären Sie das im Vorfeld stets ab.

Die Kosten für eine eventuell gewünschte Straffung oder erneute Vergrößerung durch Eigenfett muss immer selbst getragen werden. Dies wird ausführlich im ersten Beratungsgespräch besprochen.

Derzeit gibt es keine eindeutige Studienlage, die einen Nutzen der En-bloc Resektion sicher bestätigt. Die bisher vorliegenden Arbeiten zu diesem Thema sind oft nicht aussagekräftig und/oder widersprechen sich teilweise im Hinblick auf die Verbesserung beziehungsweise Heilung der Symptome. Unsere eigenen Erfahrungen zeigen jedoch, dass die meisten Patientinnen von diesem Eingriff profitieren.

Um diese Vermutung wissenschaftlich zu untermauern, wird in unserem Klinikum eine sog. Prä- / Post-Interventionsstudie durchgeführt, an der wir betroffene Frauen herzlich bitten teilzunehmen. Genaueres erfahren Sie im Rahmen der persönlichen Konsultation.

 

Wie lange dauert der Eingriff und wie lange ist der stationäre Aufenthalt?

Die Operation dauert durchschnittlich drei Stunden. Je nach Lage und Größe der Implantate kann diese Zeit variieren. Eine zusätzlich gewünschte Straffung oder Eigenfett-Transplantation kann die Eingriffszeit auf bis zu 4,5 Stunden verlängern. Der stationäre Aufenthalt beträgt in der Regel zwei Tage.

Es werden Wund-Drainagen eingelegt, die normalerweise vor Entlassung entfernt werden. In selten Fällen muss eine Drainage länger belassen werden. Postoperativ sollte für sechs Wochen ein Kompressions-BH getragen werden. Ein Fadenzug ist nicht notwendig, da die verwendeten Fäden selbstauflösend sind.

 

Können Brustimplantate Krebs verursachen?

Die Diskussion um BII wird insbesondere in den sozialen Medien teilweise unsachlich und nicht wissenschaftlich fundiert geführt. Wichtig ist hier die klare Abgrenzung und Begriffspräzision.

Dies gilt bis heute, mit einer Ausnahme: Abzugrenzen ist das Auftreten des seltenen Brustimplantat-assoziierten anaplastischen Großzell-Lymphoms (BIA-ALCL), auf welches weiter unten im Text eingegangen wird.

Eine sehr seltene Art von Krebs im Zusammenhang mit Brustimplantaten ist das sogenannte Brustimplantat-assoziierte Anaplastische Großzell-Lymphom (BIA-ALCL)

Wichtig ist, dass diese Krebsart in den meisten Fällen lediglich eine Flüssigkeitsansammlung um das Implantat herum darstellt und bei frühzeitiger Diagnose einfach kurativ behandelt werden kann. Es hat mit eigentlichem Brustkrebs nichts zu tun.

Die Entstehung anderer Krebsarten durch Brustimplantate ist sehr gut untersucht, in keiner Studie konnte ein Zusammenhang nachgewiesen werden.

 

Was wird unternommen, um Implantate noch sicherer zu machen?

Die Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC) ist zur Implantatsicherheit im steten Austausch mit dem in Deutschland zuständigen Aufsichtsbehörde, dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfARM).

Weiterhin gibt es seit 2021 ein verpflichtendes Implantateregister, sodass Brustimplantate verpflichtend dort eingetragen werden müssen, um Risiken und eventuelle Nebenwirkungen systematisch erfassen zu können. Hierüber werden wir auch mehr über das BII lernen.

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