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ILP Medizin – spezielle Therapie bei seltenen Tumoren

Wenn ein bösartiger Weichgewebetumor in Armen oder Beinen bereits so groß ist, dass nur noch eine Amputation helfen kann, springt die ILP Medizin ein. Lesen Sie hier, was das genau ist und wie das Verfahren funktioniert.

Operation Urologie Chefarzt Rossen Vassilev

So funktioniert die ILP Medizin

ILP steht für „Isolated Limb Perfusion“, zu Deutsch: Isolierte hypertherme Extremitätenperfusion. Es handelt sich dabei um ein Therapieverfahren, dass unter anderem mit Wärme arbeitet und das nur an den Extremitäten angewandt wird. Die ILP Medizin ist das derzeit effektivste neoadjuvante (präoperative) Verfahren.

Bei der ILP wird operativ der vom Tumor betroffene Arm oder das betroffene Bein vom Blutkreislauf zeitweise abgekoppelt und mit sehr starken zytostatischen (hemmen das Wachstum von Krebszellen) Medikamenten durchspült.

Dazu wird die Durchblutung von der betroffenen Extremität über eine Herz-Lungen-Maschine umgeleitet und somit jeglicher Blutaustausch zwischen der Gliedmaße und dem Körperkreislauf unterbrochen. Dann folgt die Behandlung (Durchflutung) der isolierten Gliedmaße mit den Medikamenten TNF-alpha (Tumor-Nekrose Faktor alpha) und Melphalan (Chemotherapeutikum).

Da die Extremitäten mehr chemotherapeutische Medikamente vertragen als andere Körperteile oder Organe, kann hier, anders als bei der normalen Chemotherapie, mit hochdosierten Medikamenten gearbeitet werden.

Durch die gleichzeitige Überwärmung (Hyperthermie) der betroffenen Extremität wird die Wirkung der Medikamente gesteigert.

Die Behandlung dauert ungefähr 90 Minuten. Im Anschluss werden die Gefäße des Arms beziehungsweise Beines wieder an den Kreislauf angeschlossen. 

„Der Vorteil der Behandlung ist, dass die Chemotherapie nur im betroffenen Bereich wirkt und der Rest des Organismus weitestgehend geschont wird“, sagt Priv.-Doz. Dr. med. Per-Ulf Tunn, Chefarzt der Tumororthopädie und Leiter des Sarkomzentrums Berlin-Brandenburg.

ILP-Behandlungsziel: Amputation verhindern

Das Hauptziel der ILP ist es, durch eine Verkleinerung der Tumormasse die Entfernung des Tumors in einem zweiten Eingriff zu ermöglichen. Dadurch soll eine drohende Amputation verhindert werden.

Die sehr hoch dosierte Chemotherapie soll dazu führen, dass der Tumor sein Wachstum einstellt, bzw. kleiner wird oder sogar ganz verschwindet. Derzeit geht man davon aus, dass von etwa 100 fortgeschrittenen Tumoren an den Gliedmaßen ca. 80 Prozent chirurgisch entfernbar sind, 15 Prozent mit Hilfe der ILP behandelbar (und anschließend chirurgisch entfernbar) und 5 Prozent gar nicht chirurgisch entfernbar sind.

 

ILP Wirkungsweise

Die ILP wird unter „hyperthermen“ Bedingungen durchgeführt. Dabei wird die Temperatur der betroffenen Gliedmaße auf 38 bis bis 40 Grad Celsius erhöht, da Tumorzellen dann effektiver mit der Chemotherapie bekämpft werden können.

Das Zytokin TNF-alpha fördert zum einen die Aufnahme des Chemotherapeutikums Melphalan direkt in den Tumor. Dadurch können die Tumorzellen effektiver zerstört werden. Zum anderen wird durch TNF-alpha das Blutgefäßsystem des Sarkoms (so heißt dieser seltene Tumor) zerstört.

Dieser Prozess wird von einer Entzündungsreaktion begleitet. Alle Effekte zusammen führen dann innerhalb weniger Wochen bei über 70 Prozent der mittels ILP behandelten Patienten zum allmählichen Absterben des Tumors.

ILP Nebenwirkungen

Das Verfahren rund um die ILP erfolgt ausschließlich durch erfahrene und speziell ausgebildete Operationsteams in wenigen Sarkom-Zentren. „Das Auftreten von schweren Nebenwirkungen bei der ILP ist äußerst selten. Mögliche leichte Nebenwirkungen der Behandlung können unter anderem sein: grippeartige Symptome, aber auch Erschöpfung und Müdigkeit, sowie Übelkeit, Schmerzen und eine Schwellung im betroffenen Arm oder Bein“, sagt Dr. Tunn.

Normalerweise wird dieses Behandlungsverfahren jedoch vergleichsweise gut vertragen und mit großen Erfolgen in der Behandlung des fortgeschrittenen Weichteilsarkoms eingesetzt.

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