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Eine Sepsis ist keine „Blutvergiftung“

Alle vier Sekunden stirbt weltweit ein Mensch an Sepsis. Trotzdem kennen viele diese Erkrankung nicht oder missverstehen sie als „Blutvergiftung“. Zu spät erkannt und behandelt kann sie zum Tode führen. Nicht nur am 13. September, dem „Welt-Sepsis-Tag“ will unser Experte auf die Gefahr aufmerksam machen.

Krankenwagen / Rettungsdienst / Notfall

Sepsis - eine Reaktion des Immunsystems

Die Sepsis, oft auch „Blutvergiftung“ genannt, ist trotz aller Fortschritte der modernen Medizin die häufigste Todesursache bei Infektionen. „Dabei ist eine Sepsis keine Vergiftung im herkömmlichen Sinne, sondern entsteht, wenn die überschießende körpereigene Abwehrreaktion gegen eine Infektion das eigene Gewebe und die eigenen Organe schädigt“, erklärt Dr. Christian-Alexander Reich, Chefarzt Anästhesiologie und Intensivmedizin in der Helios Klinik Jerichower Land.

Wie entsteht eine Sepsis?

Eine harmlose Infektion oder ein kleiner Kratzer genügen oft als Auslöser. Etwa 280.000 Menschen trifft es in Deutschland jährlich, jede/r Vierte stirbt daran. Das sind rund 190 Menschen täglich in Deutschland. Damit ist die Sepsis nach Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und Krebs die dritthäufigste Todesursache in Deutschland.

Eine Sepsis entsteht nicht nur durch Bakterien, Viren oder Pilze, die durch eine Wunde in den Blutkreislauf gelangen. Häufige Ursachen sind auch Infektionen wie eine Lungenentzündung, Hirnhautentzündung oder ein eigentlich harmloser Harnwegsinfekt. Als Reaktion auf die Entzündung fällt der Blutdruck ab, der Blutkreislauf bricht zusammen und weitere Organe wie Niere, Lunge oder Leber können versagen.

Typische Anzeichen einer Sepsis-Infektion

Die Symptome einer Sepsis sind vielfältig und oft schwer zuzuordnen:

  • Fieber über 38 Grad, auch mit Schüttelfrost
  • erhöhter Puls
  • niedriger oder abfallender Blutdruck
  • Bewusstseinsveränderungen (Unruhe, Desorientiertheit) oder Bewusstseinsstörung
  • Atemnot
  • deutlich zu wenige oder zu viele weiße Blutkörperchen im Blut

Wichtig: Beim geringsten Verdacht auf eine Sepsis sollten Sie sofort eine Ärztin oder einen Arzt kontaktieren. Eine Sepsis ist ein Notfall.

Das Problem: „Diese Beschwerden können bei vielen anderen Erkrankungen ebenfalls auftreten. Andererseits können auch bei einer schweren Sepsis typische Krankheitszeichen fehlen. Dadurch wird eine Sepsis von Patienten oft mit einer Erkältung oder Grippe verwechselt. So geht bis zur richtigen Diagnose viel Zeit verloren“, sagt Dr. Reich.

Sie kann theoretisch aus jeder Infektion entstehen, die der Körper durchmacht. Sich vor der Sepsis direkt schützen kann man daher nicht.

Roter Strich als Symptom einer Sepsis?

Entgegen der verbreiteten Annahme weist ein roter schmerzhafter Strich, der von einer Wunde aus in Richtung des Herzens verläuft, nicht auf eine Blutvergiftung hin. Er zeigt die Entzündung einer Lymphbahn an, die zu einer Sepsis führen kann. Er muss aber nicht zwingend bei einer Sepsis auftreten. Ganz im Gegenteil: Die meisten Patient:innen mit Sepsis zeigen dieses Symptom nicht.

Wie wird eine Sepsis behandelt?

Die Sepsis ist ein medizinischer Notfall und muss sofort behandelt werden. Die Erkrankung an einer Sepsis ist kritisch, aber nicht aussichtslos. Entscheidend ist die frühzeitige Diagnose mit sofortigem Therapiebeginn. Bei Verdacht auf eine Sepsis werden Betroffene auf einer Intensivstation behandelt. Notwendige Untersuchungen klären schnellstmöglich Art und Schwere der Infektion, denn wenige Stunden können über das Überleben entscheiden. Mit jeder Stunde ohne medizinische Versorgung steigt das Sterberisiko um sieben Prozent.

Gefahr für geschwächte Menschen

Oft ist der Zustand der Betroffenen so ernst, dass sie auf der Intensivstation künstlich beatmet werden müssen, kreislaufunterstützende Medikamente brauchen und die Nierenfunktion mittels Blutwäsche (Dialyse) unterstützt werden muss. Trotzdem bleibt die Behandlung manchmal erfolglos, was auch daran liegt, dass eine Blutvergiftung häufig ältere und abwehrgeschwächte Patient:innen betrifft, die dem Erreger nicht mehr viel „entgegenzusetzen“ haben.

Kann man sich vor einer Sepsis schützen?

Einer Sepsis kann man nicht direkt vorbeugen. „Sie kann theoretisch aus jeder Infektion entstehen, die der Körper durchmacht. Sich vor der Sepsis direkt schützen kann man daher nicht. Ratsam ist, Infektionen rechtzeitig behandeln zu lassen, damit sie sich nicht auf den restlichen Körper ausbreiten können. Wichtig ist auch, auf einen vollständigen Impfschutz zu achten, insbesondere bei immungeschwächten und älteren Menschen“, rät der Intensivmediziner.

Hinweis der Redaktion: Die im Zitat gewählte männliche Form bezieht sich immer auch auf weibliche und diverse Personen, die ausdrücklich mitgemeint sind.

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