Was bedeutet Immunität?
Der Begriff beschreibt den Zustand eines Organismus, der ausreichende Abwehrmechanismen gegenüber krankmachenden Antigenen, etwa Viren und Bakterien, entwickelt hat.
Die Immunität erlangt der menschliche Organismus dabei einerseits durch unspezifische Abwehrmechanismen des Körpers, die einen Erreger bekämpfen und wirkungslos machen können. Anderseits kann eine spezifische Immunität erzielt werden, indem es zur Bildung spezifischer Antikörper und Immunzellen als Reaktion auf ein bestimmtes Antigen kommt. Die passiert beispielsweise bei einer Infektion oder einer Schutzimpfung.
Ist der Mensch nach einer Covid-19-Erkrankung immun?
Kommt das Virus mit dem Immunsystem in Kontakt, versucht es Antikörper zu bilden. Aber: Dafür braucht das Immunsystem Zeit, denn es muss das Virus und die Strukturen auf dessen Oberfläche erst kennenlernen. Einigen Menschen bilden bei Covid-19 keine oder nur sehr milde Symptome aus, andere erkranken so schwer, dass sie intensivmedizinisch behandelt werden müssen.
So verschieden wie sich die Symptome bei Erkrankten zeigen, so unterschiedlich scheint auch die Immunabwehr im Körper zu sein. „Nach derzeitigem Kenntnisstand, weiß man noch nicht so genau, wer gegen Corona immun ist und wer nicht. Auch über die Dauer der Immunität lässt sich noch nichts Konkretes sagen“, PD Dr. Irit Nachtigall, Helios Fachgruppenleiterin Infektiologie.
Sicher ist, dass es Menschen gibt, die genesen sind und zumindest vorrübergehend immun gegenüber einer Neuansteckung sind. Somit ist das Risiko einer zweiten Erkrankung an Covid-19 zwar gering, aber dennoch möglich. Daher sollten sich auch Genesene impfen lassen und die anderen Schutzmaßnahmen einhalten. Dazu zählen das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, regelmäßiges Händewaschen mit Seife und Abstand halten.
Wie lange hält die Corona Immunität an?
Nach wie vor fehlen Langzeitergebnisse, um konkrete und gesicherte Aussagen darüber zu treffen, wie man einen ausreichenden Effekt hat. Bei den Impfungen scheint jedoch die Wirkung der ersten beiden Spritzen nicht so lange zu halten wie gehofft. Deswegen sollte man zur Boosterung nach sechs Monaten und sich erneut impfen lassen.
„Man geht derzeit davon aus, dass zumindest nicht bei allen Menschen eine lebenslange Immunität besteht. Ob man jedoch jährlich impfen muss, wird sich zeigen. Auch bei anderen Impfungen ist es so, dass man zweimal in kurzer Folge impft und dann nochmal nach einem längeren Zeitraum um das Immunsystem noch einmal wach zu rufen und das Training zu verstärken“, sagt Dr. Nachtigall.
Reinfektionen, Infektionen trotz Impfung und ihre Auswirkung auf die Immunität
Leider sehen wir heute, dass man sich sowohl reinfizieren, als auch eine Infektion trotz vollständiger Impfung erlangen kann. Verschiedene Faktoren spielen dabei eine Rolle. Ein wichtiger Faktor ist dabei die Dauer seit der dritten Impfung, aber genauso wichtig scheint die Immunkompetenz der geimpften Person, das Alter und die Vorerkrankungen zu sein.
Wie ist Corona Immunität nachweisbar?
„Eine Immunität gegen das Corona-Virus könnte man nur im Versuch nachweisen. Dazu müsste man einen Menschen nach einer Impfung oder überstandener Infektion erneut dem Virus aussetzen. Das würde man wissentlich aber nicht machen“, so die Expertin.
Hinweise auf die Immunität geben Antikörper, die im Blut des Menschen nachweisbar sind. Aber: „Bei Covid-19 ist man sich weder sicher, ob Antikörper eine sichere Immunität nachweisen, noch, dass man nicht immun ist, wenn man keine hat“, so Dr. Nachtigall.
Einen spezifischen Titer kann man noch nicht angeben, unklar ist, ob man das jemals kann. Denn Menschen reagieren unterschiedlich, manche mehr über Antikörper, manche mehr über die zelluläre Immunität.
Nach derzeitigem Wissensstand sollte der Antikörpertest nicht zum Nachweis einer Immunität nach durchgemachter Infektion oder der Qualität des Impfschutzes eingesetzt werden. Antikörper-Nachweise ersetzen zudem nicht die Schutzmaßnahmen der Corona-Pandemie und diese sollten weiterhin eingehalten werden – insbesondere beim Kontakt mit möglichen Infizierten.
Kreuzimmunität mit Corona-Erkältungsviren – das ist bekannt
SARS-Cov-2 gehört zur Klasse der Corona-Viren. Es gibt sie schon seit den 1960er Jahren. Sie verursachen oft Erkältungskrankheiten mit typischen Symptomen wie Husten, Schnupfen, Abgeschlagenheit und erhöhte Temperatur.
Die Viren des Erregers SARS-Cov-2 haben teilweise ähnliche Strukturen wie die bekannten Corona-Viren. Wenn man mit diesem bereits in Kontakt gekommen ist, erinnert sich das immunologische Gedächtnis im Körper daran und kann eine Reaktion auf das neue Virus zeigen. Es könnte zu einer sogenannten Kreuzimmunität kommen. Inwieweit eine mögliche Kreuzimmunität den Verlauf der Infektion mildert oder verschärft, ist bisher noch nicht ausreichend erforscht.
Was wissen wir bisher über das Corona-Virus?
Das wissen wir
Das Virus mutiert: Da sich das Virus verändert, ist davon auszugehen, dass der Impfstoff immer wieder neu nachjustiert werden muss – ähnlich dem Impfstoff der Influenza-Impfung.
Schutz durch Impfung: Die Corona-Impfung schützt ziemlich zuverlässig vor schweren Verläufen sowie Hospitalisierung (also Krankenhausbehandlung) und in den ersten Monaten auch vor einer Übertragung. Sie trainiert unser Immunsystem, um mit den Aufgaben, die durch die Viren auf sie zukommt, fertig werden zu können.
Das wissen wir nicht
Impfstoff-Wirkungsdauer: Derzeit ist nicht bekannt, wie lange die Wirkung des Impfstoffs anhält, also wie lange Antikörper im Blut eines geimpften Menschen kursieren. Auch ist nicht bekannt, ob es bloß darauf ankommt, dass die Antikörper im Blut kursieren oder wie viel über die Gedächtniszellen läuft.
Die T-Gedächtniszellen haben die Funktion eines immunologischen Gedächtnisses und verbessern den Schutz eines Menschen bei einer erneuten Infektion mit demselben Erreger.
Erneute Ansteckung bei Mutation: Niemand weiß bisher, ob man sich bei einer Mutation des Virus erneut infizieren kann. Aber klar ist, dass die Impfung gegen die derzeitig bekannten Mutationen hilft, wenn auch manchmal nicht so sehr.