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Blutzuckerwerte und ihre Bedeutung

Der Blutzuckerwert gibt den Zuckergehalt im Blut an. Er verändert sich abhängig von der Nahrungsaufnahme und kann in „Milligramm pro Deziliter" (mg/dl) oder „Millimol pro Liter" (mmol/l) angegeben werden. Unsere Expertin, Jana Choczko, Diätassistentin und Diabetesberaterin in der Helios Klinik Lengerich, erklärt alles Wissenswerte rund um das Thema Blutzuckerwerte.

01. Dezember 2022
Risikoeinschätzung

Was ist Blutzucker?

Der sogenannte Blutzucker entspricht dem Glukoseanteil im Blut. Er gibt Auskunft darüber, wie viel Zucker (Glukose) bei einem Menschen im Blut in gelöster Form vorhanden ist. „Glukose ist der wichtigste Energielieferant für die Zellen im Körper und ein natürlich vorkommendes Kohlenhydrat", sagt Jana Choczko .

Das Hormon Insulin dient dazu, Glukose aus dem Blut für die Zellen verfügbar zu machen. Dabei ist, bildlich gesprochen, Insulin der Schlüssel zum Schloss der Zelle, um das Tor für die Glukose zu öffnen (sogenanntes „Schlüssel-Schloss-Prinzip“). Fehlt das Insulin, kann die Glukose nicht in die Zelle gelangen, der Zuckerspiegel im Blut steigt an.

Die Blutzuckerwerte lassen sich aus Kapillarblut, Vollblut oder Blutplasma bestimmen. Standardmäßig wird der Blutzucker aus einer winzigen Probe aus der Fingerbeere gemessen. In diesem Fall sprechen Expert:innen von der Kapillarblutmessung. Diese können Diabetiker:innen auch selbst am Mittelfinger, Ringfinger oder dem kleinen Finger durchführen. Daumen und Zeigefinger besitzen mehr Tastsensoren als die restlichen Finger, weshalb das Blutzuckermessen dort unangenehmer sein kann.

Welche Blutzuckerwerte sind normal?

„Die Normalwerte des Blutzuckers beziehen sich auf den nüchternen Zustand. Bei gesunden Menschen ist es daher auch völlig normal, dass sie direkt nach dem Essen leicht erhöht sein können", erklärt die Diätassistentin. Der Blutzuckerwert kann auch durch Erkrankungen und bestimmte Medikamente, wie beispielsweise Kortison, ansteigen.

Bei Menschen ohne Diabetes liegt der Glukosespiegel im Blut nüchtern (nach acht bis zehn Stunden ohne Nahrung) unter 100 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) beziehungsweise unter 5,5 Millimol pro Liter (mmol/l). Nach dem Essen steigt der Blutzuckerwert gewöhnlich nicht über 140 mg/dl (7,8 mmol/l).

Blutzuckerwerte nüchtern, vor den Mahlzeiten:

  • 60 bis 100 mg/dl oder
  • 3,3 bis 5,5 mmol/l

Blutzuckerwerte nach den Mahlzeiten:

  • 90 bis 140 mg/dl oder
  • 5,0 bis 7,8 mmol/l

Zielwerte bei Diabetes

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft nennt zur Behandlung von Diabetes folgende Orientierungsgrößen.

 

Zielwerte Typ 1 Diabetes (kapillär)

  • nüchtern/präpandial: 90 - 120 mg/dl
  • postpandial/nach dem Essen: 130 - 160 mg/dl
  • vor dem Schlafengehen: 110 - 140 mg/dl
  • HbA1c-Wert: < 7,5 %

Zielwerte Typ 2 Diabetes (Plasmaglucose)

  • nüchtern/präpandial: 100 - 125 mg/dl
  • postpandial/nach dem Essen: 140 - 199 mg/dl
  • HbA1c-Wert: 6,5 % -  7,5 % (Zielkorridor, abhängig z. B. von Alter, Vorerkrankungen, Gesamtzustand etc.)

Unterzucker und Überzucker

Unter- und Überzuckerung sind Entgleisungen des Stoffwechsels, bei denen Betroffene entweder zu wenig Glukose im Blut haben oder zu viel. Eine Unterzuckerung tritt häufiger bei Menschen auf, die sich regelmäßig Insulin spritzen müssen, wie zum Beispiel Typ-1-Diabetiker:innen.

Aber auch bei Patient:innen, die insulinfreisetzende Medikamente (insbesondere sogenannte Sulfonylharnstoffe) nehmen, kann eine Unterzuckerung eintreten. Ein zu hoher Blutzuckerwert kann bei allen Diabetesformen, etwa im Rahmen von Diätfehlern oder medikamentösen Therapien (zum Beispiel mit Kortison), auftreten.

Unterzucker

  • Weniger als 70 mg/dl oder
  • Weniger als 3,9 mmol/l

Eine Unterzuckerung kann Symptome wie innere Unruhe, Zittern, Konzentrationsstörungen, Heißhunger, Schweißausbrüche, weiche Knie, Sprachstörungen, Aggressivität oder Verwirrtheit auslösen.

Folgende Faktoren können zu einer Unterzuckerung führen:

  • Zu viel Insulin gespritzt.
  • Mehr Bewegung als sonst.
  • Zu wenig gegessen.
  • Alkoholkonsum.

So handeln Sie richtig:

  1. Schnelle Kohlenhydrate, wie beispielsweise Traubenzucker, Apfelsaft oder Cola zu sich nehmen.
  2. Nachdem auf schnelle Kohlenhydrate zurückgegriffen wurde, Blutzucker messen.
  3. Gegebenenfalls ärztliche Rücksprache halten.

Überzucker

  • Über 160 mg/dl oder
  • Über 8,8 mmol/l

Eine Überzuckerung kann Symptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, häufiges Wasserlassen, vermehrtes Durstempfinden oder einen trockenen Mund auslösen.

Folgende Faktoren können zu einer Überzuckerung führen:

  • Zu wenig Insulin gespritzt.
  • Mehr Ruhe als sonst.
  • Große Portionen gegessen.

So handeln Sie richtig:

  1. Blutzucker messen.
  2. Insulingabe.
  3. Gegebenenfalls Rücksprache mit Ärzt:innen halten.
Menschen mit Diabetes Typ 2 haben ein 2-fach erhöhtes Risiko an Darmkrebs zu erkranken.
Bei einer Darmspiegelung werden gutartige Vorstufen entfernt – bevor Krebs entsteht.

Blutzucker bei Kindern: Welche Werte sind normal?

Der Blutzucker wird bei Säuglingen oder Kleinkindern oft am Ohrläppchen gemessen, da die Schmerzempfindlichkeit dort deutlich geringer ist.

Neugeborene von Müttern mit einem Schwangerschaftsdiabetes haben häufig einen zu niedrigen Blutzucker kurz nach der Geburt. Hier ist es besonders wichtig, einer andauernden Unterzuckerung entgegenzuwirken, um Folgeerkrankungen beim Kind zu verhindern.

Zielwerte bei Kindern

  • Zielwert bei Babys und Kleinkindern: 100 bis 120mg/dl
  • Kinder/Jugendliche: 120 bis 140mg/dl

Blutzuckerwerte umrechnen

Die Konzentration der Glukose im Blut lässt sich in zwei Einheiten angeben: Milligramm pro Deziliter (mg/dl) oder Millimol pro Liter (mmol/l). „Bei der Einheit Milligramm pro Deziliter handelt es sich um die Massenkonzentration. Bei Millimol pro Liter sprechen Expert:innen von der Stoffmengenkonzentration", erklärt Diabetesberaterin Jana Choczko. 

Die Stoffmengenkonzentration mmol/l ist zwar international gebräuchlicher, in den meisten Fällen erfolgt die Berechnung in Deutschland allerdings noch in mg/dl.

Wichtig ist, dass Diabetiker:innen immer den gleichen Umrechnungsfaktor nutzen, um die Ergebnisse vergleichen und so gefährliche Zuckerentgleisungen vermeiden zu können.

Umrechnungstabelle mg/dl in mmol/l und mmol/l in mg/dl

mg/dL in mmol/L, Umrechnungsfaktor: 1 mg/dL = 0.0555 mmol/L

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mmol/L in mg/dL, Umrechnungsfaktor: 1 mmol/L = 18,018 mg/dL

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