Was ist Rosazea?
"Rosazea ist die häufigste Erkrankung der Gesichtshaut. Typisch sind rote Flecken, sichtbare Äderchen und Pusteln", sagt Dr. Julia Hyun, Oberärztin der Dermatologie an der St. Johannes Klinik. Die Gesichtshaut ist besonders gut durchblutet, sodass sich die Blutgefäße vor allem im Bereich der Wangen, Nase, Kinn und Stirn weiten.
Üblicherweise zeigen sich ab dem 20. bis 30. Lebensjahr erste Rötungen im Gesicht. Vorstufen können bereits eher auftreten. Das Anfangsstadium wird auch als Couperose (Kupferrose) bezeichnet. Frauen und Männer sind gleichermaßen betroffen. Bei Männern fällt die Erkrankung in der Regel deutlich schwerer aus. Die nicht ansteckende, chronisch-entzündliche Hauterkrankung verläuft in Schüben und kann unterschiedliche Schwergrade annehmen.
Ursachen für Rosacea
"Die Ursachen der Rosazea konnten bisher nicht eindeutig geklärt werden. Bei der Hauterkrankung scheinen verschiedenen Einflussfaktoren zu wirken. So scheinen genetische Faktoren als auch das Immunsystem eine wichtige Rolle zu spielen", sagt die Oberärztin. Sicher ist, dass sie Rosacea entzündlich bedingt ist. Auslöser dieser Entzündung ist die Haarbalgmilbe Demodex filliculorm. Auf der Haut von Menschen mit Rosazea ist die Milbe in verstärktem Maß zu finden.
Neuere Forschungsergebnisse zeigen, dass die Entzündung der Haut die Folge einer fehlgeleiteten Immunantwort ist. Antimikrobielle Eiweißteilchen, die sogenannten Cathelicidin-Peptide, sind Teil des Immunsystems und mit für das Gefäßwachstum verantwortlich. Normalerweise sollen die Peptide eintretende Krankheitserreger bekämpfen, allerdings lösen sie einige Haut-Entzündungen aus.
Auch entzündete Nerven im Gesicht spielen eine Rolle. Normalerweise steuern die Nerven die Blutgefäße und stellen sie je nach Temperatur weit oder zusammen. Bei Rosazea-Betroffenen ist diese Kommunikation gestört. Das führt beispielsweise dazu, dass sich bei bestimmten Reizen Blutgefäße weiten, sich danach aber nicht mehr komplett zusammenziehen.
Auch Darmerkrankungen scheinen eine Rolle in der Entstehung von Rosacea zu spielen. So zeigt eine dänische Studie, dass Betroffene sehr viel häufiger unter Erkrankungen des Verdauungstraktes leiden. Dazu zählen etwa das Reizdarm-Syndrom, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder eine bakterielle Überwucherung (SIBO) des Dünndarms sowie eine Helicobacter Pylori-Besiedlung. Man spricht von der sogenannten "Darm-Gehirn-Haut-Achse" der Rosacea, die über die Veränderungen des angeborenen und erworbenen Immunsystems die Krankheitsaktivität beeinflusst. So können beispielsweise Alkohol oder scharfe Speisen das Darmmikrobiom beeinflussen und einen Rosacea-Schub auslösen.
Weiterhin gibt es begünstigende Faktoren für Rosazea: intensive Sonneneinstrahlung, starke Temperaturschwankungen, der Genuss von Kaffee, Tee, Alkohol oder scharfen Speisen sowie psychischer Stress können einen Ausbruch begünstigen. Auch eine familiäre Häufung scheint bei Rosazea vorhanden, da oft auch die Familienmitglieder von Betroffenen erkrankt sind.
Rosazea-Ursachen auf einen Blick:
- familiäre Veranlagung
- Entzündungs- und Immunreaktionen
- Veränderungen der Blutgefäße in der Gesichtshaut
- gestörte Schutzfunktion der Haut
- Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Milben oder Bakterien
Was verschlimmert die Rosacea?
Die Rosazea wird vor allem durch äußere und innere Faktoren getriggert. Dabei wird die sogenannte "Flush-Symptomatik" von Triggerfaktoren beeinflusst und führt zum anfallsartigen Erröten der Gesichtshaut.
Triggerfaktoren einer Rosacea
- Stress und Aufregung
- scharfe Speisen
- UV-Strahlung
- Alkohol
- Demodex-Milben
- Kälte und Hitze
- Sport und körperliche Anstrengungen
- ungeeignete Kosmetik und Hautpflege
Symptome einer Rosazea
"Typisch sind schubweise auftretende Rötungen im Gesicht, die sich je nach Schweregrad unterscheiden", sagt Dr. Julia Hyun.
Eine einfache Rötung im Gesicht, besonders im Bereich der Wangen, Stirn und Nase ist im Frühstadium ein erstes Anzeichen. In späteren Stadien ist die Haut durch die Entzündungen zunehmend empfindlicher, brennt und juckt.
Stadien einer Rosazea
Eine Rosazea verläuft in verschiedenen Stadien, die nicht immer zu einer stadienhaften Einteilung führt, eher zeigt sich ein Mischbild aus den Stadien.
Stadium 1: Rosazea erythemato-teleangiectatica (Kupferfinne, Couperose)
Das Anfangsstadium der Rosazea zeigt eine diffus gerötete Haut und weist zunehmend deutlich sichtbare, erweiterte Gefäße auf. Die Haut kann trocken und schuppig sein. Die Betroffenen beschreiben ein Brennen oder Stechen, manchmal auch Jucken der Haut. Zunächst klingen die Rötungen im Gesicht wieder ab, später bleiben sie dauerhaft.
Stadium 2: Rosazea papulopustulosa
In dieser Phase der Hauterkrankung treten neben Rötungen und Gefäßerweiterungen auch Knötchen und „Eiterpickel“ auf. Oft fühlen sich Betroffene im Krankheitsbild an Akne erinnert. In seltenen Fällen entwickeln sich zudem Lymphödeme im Gesichtsgewebe.
Stadium 3: Rosazea hypertrophica:
Bei der schwersten Form der Rosazea sind das Bindegewebe und die Talgdrüsen stark vergrößert, wodurch knollige Wucherungen, sogenannte Phyme entstehen. Fast ausschließlich bei Männern bildet sich eine knotige Verdickung der Nase, auch Rhinophym genannt. Es kann auch zu Hautwucherungen an Ohr, Kinn, Nasenwurzel oder Augenlidern kommen.
Sonderformen der Rosazea
Zu den eher seltenen Sonderformen zählen die
- Lupoide Rosazea (Rosacea granulomatosa): schwer zu behandeln. Zeigt neben den typischen Symptomen zusätzlich bräunlich-rötliche Papeln an Lidern, Jochbein und um den Mund herum.
- Rosacea conglobata: schwere entzündliche knotige Verlaufsform – ähnlich einer schwer verlaufenden Akne
- Rosacea fulminans (Pyoderma faciale): vor allem bei jungen Frauen – noch schwerer verlaufende Form der R. conglobata
- Steroidrosazea: nach Einnahme oder übermäßigen Auftragen von Kortison im Gesicht
- Gramnegative Rosazea: nach längerer Behandlung mit topischen oder systemischen Antibiotika
- Neurogene Rosazea: brennende und stechende Schmerzsymptome im Vordergrund der Symptome.
Diagnose Rosazea
"Um die Rosazea zu diagnostizieren, reicht meist eine reine Blickdiagnose", sagt Dr. Julia Hyun. Zudem befragt die behandelnde Ärztin die Patient:innen nach ihrer Krankengeschichte und Faktoren, die möglichweise einen Ausbruch der Hautkrankheit begünstigen. In seltenen Fällen erfolgt zusätzlich eine Biopsie, um ähnlich aussehende Erkrankungen wie Lupus erythematodes oder eine periorale Dermatitis auszuschließen.
Rosazea behandeln: Was hilft?
"Die richtige Hautpflege und spezielle Medikamente können die Rosazea-Symptome meist lindern", erklärt die Oberärztin. Betroffene sollten daher eine dermatologische Praxis aufsuchen, da sich die Hautkrankheit unbehandelt meist schubweise verschlechtert.
In Stadium I können Betroffenen eine milde, hypoallergene Pflege verwenden. Die Rötungen lassen sich auch mit leichten Make-up retuschieren. In späteren Stadien werden häufig Ivermectin (gegen Milben), Antibiotika oder Medikamente aus der Aknetherapie (Isotretinoin-Vitamin A-Derivat) eingesetzt. Diese können zum einen von außen als Salbe, Gel oder Lotion direkt auf die betroffenen Hautpartien aufgetragen werden. Diese Form der äußerlichen Behandlung findet meist über einen längeren Zeitraum statt. Auch Laserungen der Gefäße sind möglich.
Zum anderen und insbesondere bei schweren Formen der Rosacea erfolgt eine innerliche (systemische) Behandlung mit Antibiotika oder Vitamin-A Derivat (Isotretinoin) Tabletten. Auf diese Weise gelangt der Wirkstoff über den Blutkreislauf in den gesamten Körper. Hierbei kann es jedoch zu stärkeren Nebenwirkungen kommen.
Betroffene sollten zudem versuchen, Trigger zu vermeiden.
Zu meidende Faktoren sind
- Stress
- Alkohol
- warme Getränke
- scharf gewürzte Speisen
- Sonneneinstrahlung
Pflegeroutine bei Rosazea: Worauf sollten Betroffene achten?
"Die richtige Hautpflege kann einige Symptome verringern, so auch der konsequente Sonnenschutz", weiß Dr. Julia Hyun. Erkrankte sollten auf eine milde, hypoallergene und duftstofffreie auf Rosazea abgestimmte Pflege achten. Kosmetika mit Menthol und Kampfer sollten gemieden werden.
Richtige Hautpflege bei Rosazea
- Nutzen Sie lauwarmes Wasser zum Reinigen der Gesichtshaut
- Verzichten Sie auf zu grobkörnige Peelings
- Verwenden Sie nur Produkte ohne Menthol, Kampfer, Natriumlaurylsulfat, Duftstoffen, Farbstoffen und Konservierungsmittel
- Tupfen Sie das Gesicht trocken und vermeiden Sie es die Haut trocken zu rubbeln
- Nutzen Sie nur Reinigungsprodukte mit einem pH-Wert von 5,5- hautneutral
Ernährung bei Rosazea
Zwar gibt es keine Rosazea-Diät, es kann aber hilfreich sein, wenn bestimmte Lebensmittel gemieden werden. So führen scharfe Gewürze, sehr heiße Speisen und Getränke als auch Alkohol zur Erweiterung der Gefäße. "Eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse, statt Zucker und Fett, kann verhindern, dass die Poren im Gesicht verstopfen", sagt die Expertin. Sie rät dazu, zu testen, auf welche Lebensmittel die Haut reagiert und diese zu meiden.
Krankheitsverlauf bei Rosazea
"Eine Rosazea verläuft meist in Schüben und ist chronischer Natur", sagt die Expertin. Je nach Stadium wechseln sich Phasen mit symptomfreien und stärkeren Beschwerden ab. Die richtige Behandlung und Hautpflege trägt oft dazu bei, dass Betroffene im Alltag keine zu starken Einschränkungen haben.