Wie wird die Lebenserwartung bei Darmkrebs bestimmt?
In Deutschland führt das Zentrum für Krebsregisterdaten im Robert-Koch-Institut die Informationen über Neuerkrankungen und Überlebensraten bei Krebserkrankungen zusammen. Gemeinsam mit der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister e.V. (GEKID) veröffentlicht das Zentrum alle zwei Jahre den Bericht „Krebs in Deutschland“, der auch die Statistik zu den onkologischen Erkrankungen enthält.
Darmkrebs: Früh erkannt, bessere Heilungschancen
Die Heilungschancen einer bestehenden Darmkrebserkrankung sind in vielen Fällen sehr gut, wobei diese abhängig von unterschiedlichen Faktoren sind. Hierzu zählen zum Beispiel:
- Stadium der Erkrankung
- Lage und Typ des Tumors
- Therapieschema
- Begleiterkrankungen und individuelle Faktoren
Stadium der Erkrankung
Je früher Darmkrebs behandelt wird, desto höher ist die Heilungschance der Betroffenen. Dies spiegelt sich für Tumorerkrankungen in der sogenannten Fünf-Jahres-Überlebensrate („Wie viele Menschen leben fünf Jahre nach der Diagnose noch?") wider.
Wird Darmkrebs in einem frühen Stadium erkannt und therapiert, können nahezu alle Patient:innen dauerhaft geheilt werden. Bei höheren Erkrankungsstadien ist auch eine Heilung möglich, diese hängt jedoch von vielen Faktoren ab.
Lage und Typ des Tumors
Patient:innen mit einem Tumor im rechtsseitigen Dickdarm entwickeln häufig spät Symptome, so dass der Tumor länger unbemerkt wachsen kann. Daher wird dieser oft in einem späteren Erkrankungsstadium diagnostiziert als bei Patient:innen mit linksseitigen Tumoren.
Unabhängig davon zeigen rechtsseitige und linksseitige Tumore des Darmes ein unterschiedliches Ansprechen auf bestimmte Chemotherapeutika und weisen unterschiedliche genetische Mutationen auf (sogenannte KRAS-Mutationen).
Therapie
Die Einschätzung zum Verlauf einer Tumorerkrankung, die sogenannte Prognose, hängt wesentlich von der Therapie des Tumors ab. Primäres Ziel ist immer die komplette Entfernung des tumortragenden Darmabschnittes sowie aller umgebenden Lymphbahnen und Lymphknoten. Nur in ganz frühen Stadien kann eine lokale endoskopische Abtragung des Tumors ausreichend sein.
Bei fortgeschrittenen Tumoren mit Befall von Lymphknoten und/oder der Ausbildung von Metastasen (Tochtergeschwülsten) in anderen Organen werden neben der Chirurgie weitere Therapiemaßnahmen durchgeführt. Hierzu zählen die Chemotherapie und die Strahlentherapie.
Die Kombination von verschiedenen Therapieverfahren nennt sich multimodale Therapie und führt zu einer deutlichen Verbesserung der Heilungschancen für die betroffenen Patient:innen. So wird beispielsweise die Heilungschance nach einer Operation eines Darmtumors mit Lymphknotenmetastasen durch eine anschließende Chemotherapie um etwa 15 Prozent gesteigert.
Neben den tumorabhängigen Faktoren beeinflussen auch verschiedene tumorunabhängige Faktoren den Verlauf einer Darmkrebserkrankung. So weiß man, dass sowohl stark übergewichtige als auch stark untergewichtige Patient:innen schlechter auf die Therapie ansprechen und auch ein geringeres Langzeitüberleben haben, als normalgewichtige Menschen. Rauchen wirkt sich zusätzlich negativ auf das Langzeitüberleben aus. Eine erhöhte Sterblichkeit liegt nicht zuletzt auch bei Darmkrebs-Patient:innen mit gleichzeitigem Diabetes mellitus vor.
Entwicklungsstufen von Darmkrebs – UICC-Klassifikation und Heilungschancen
Um das Ausmaß der Tumorerkrankung beurteilen zu können, ist es wichtig, dass jede Darmkrebserkrankung genau klassifiziert und einem Stadium zugeordnet wird. Diese Klassifikationen beurteilen das Wachstum des Tumors in der Darmwand (T-Stadium), den Befall von Lymphknoten (n-Stadium) und die Ausbildung von Metastasen (M-Stadium).
Daraus ergibt sich die wichtige TNM-Klassifikation. Neben der TNM-Klassifikation, nutzt man bei Darmkrebs zusätzlich die Klassifikation der UICC (französisch: Union internationale contre le cancer, deutsch: Internationale Vereinigung gegen Krebs) zur Einteilung des Tumors in Stadien.
Vereinfachte Darstellung
T: Gibt die Größe und die Ausweitung des Ursprungstumors an; die Skala reicht von T0 (kein Ursprungstumor vorhanden) bis T4 (der Tumor hat andere Organe befallen). Zudem gibt es die Sonderform „Tis" („Tumor in situ"). Sie bezeichnet die Frühformen von Darmkrebs, die noch nicht in umliegendes Gewebe eingedrungen sind.
N: Gibt an, ob benachbarte Lymphknoten („nodes") von den Tumorzellen befallen.
sind. Die Skala reicht von N0 (keine Lymphknoten befallen) über N1 (ein bis drei Lymphknoten befallen) bis zu N2 (mehr als 4 Lymphknoten befallen).
M: Gibt an, ob der Primärtumor gestreut hat und Metastasen (Tochtergeschwulste) in anderen Organen vorhanden sind. Unterschieden werden M0 (keine Fernmetastasen vorhanden) und M1 (Fernmetastasen vorhanden).
Die Heilungschancen bei einer Darmkrebserkrankung sind vor allem abhängig vom Tumorstadium. Im Stadium I leben fünf Jahre nach gestellter Diagnose noch 86 bis 97 Patient:innen von 100 – in diesem Stadium können also fast alle Betroffenen langfristig geheilt werden. Im Stadium II leben nach diesem Zeitraum 70 bis 85 Patient:innen von 100, im Stadium III 50 bis 80 von 100.
Auch im Stadium IV ist eine Heilung möglich: Acht bis zehn von 100 Patient:innen überleben die Darmkrebserkrankung. „Selbst bei weit fortgeschrittener Tumorerkrankung mit Metastasen können Patientinnen und Patienten mit Darmkrebs noch geheilt werden“, so der Experte.
Wie können Patient:innen die Therapie unterstützen?
Lesen Sie, welche Bereiche eine Rolle spielen und was man selbst tun kann, um Lebenserwartung und Heilungschancen zu steigern.
Ernährung
Es gilt als gesichert, dass Patient:innen mit einem allgemein gesunden Ernährungsstil mit viel Obst, Gemüse, Fisch und Geflügel eine höhere Lebenserwartung haben, als Patient:innen, deren Ernährung viel rotes Fleisch, Zucker und Fett enthält.
Auf den Konsum von Alkohol und Zigaretten sollte verzichtet werden. Besteht starkes Übergewicht (Adipositas), sollte versucht werden, dieses abzubauen.
Während der Zeit der Behandlung mit Operation, Strahlen- oder Chemotherapie führen mögliche Nebenwirkungen, wie Übelkeit und Geruchsempfindlichkeit, aber auch Durchfall und Blähungen, oft zu einer Änderung der Ernährungsgewohnheiten. Um eine Mangelernährung und Untergewicht zu verhindern, sollten Betroffene in dieser Phase das essen, was ihnen gut bekommt und worauf sie Appetit haben.
Nahrungsergänzungsmittel
Nahrungsergänzungsmittel sind Präparate, über die dem Körper zusätzlich zur Ernährung Vitamine, Spurenelemente oder Mineralstoffe zugeführt werden. Da bisher keine Studie nachweisen konnte, dass eine solche zusätzliche Aufnahme das Risiko für einen Rückfall (Rezidiv) verringern kann, wird von der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln abgeraten.
Wurde über eine Blutanalyse ein Mangel an einem bestimmten Vitamin, Mineralstoff oder Spurenelement festgestellt, so sollte lediglich dieser unter ärztlicher Kontrolle behandelt werden.
Darmkrebs und Sport
Eine der Erkrankung angepasste körperliche Betätigung hat in den verschiedenen Phasen der Behandlung eine positive Wirkung.
So konnten Studien zeigen, dass Patient:innen mit Darmkrebs im Stadium I bis Stadium III durch ein auf sie abgestimmtes Training ihren Krankenhausaufenthalt deutlich verkürzen konnten.
Zudem senkt körperliche Aktivität nach dem Ende der Therapie sowohl das Risiko für einen Rückfall als auch das Sterberisiko. Dies gilt auch für übergewichtigen Menschen, die durch Sport ihr Gewicht reduzierten. Die alleinige Gewichtsabnahme ohne Sport hingegen senkt das Rückfallrisiko nicht.