Was ist Akne und wie entsteht sie?
„Akne ist eine von den männlichen Geschlechtshormonen abhängige Erkrankung der Talgdrüsen“, sagt Prof. Dr. Christiane Bayerl, Direktorin der Klinik für Dermatologie und Allergologie in den Helios HSK Kliniken Wiesbaden. Was viele nicht wissen: Männliche Geschlechtshormone, sogenannte Androgene, werden in geringeren Mengen auch von Frauen gebildet. Deswegen kann die Hauterkrankung auch beide Geschlechter betreffen.
Dass die Talgdrüsen Talg („Sebum“) produzieren und dieser auf die Hautoberfläche abfließt, ist ein normaler Vorgang. In der Pubertät, nach den Wechseljahren und durch andere Auslöser wie bestimmte Medikamente, kann es aber passieren, dass die Talgdrüsen vermehrt Talg produzieren. Kommen gleichzeitig eine Verhornungsstörung und Propionsäurebakterien ins Spiel, kann der Talg nicht mehr wie gewohnt abfließen und es bilden sich Entzündungen. Der für die Akne-Entstehung wichtigste Vertreter dieser Bakteriengruppe, das „Cutibacterium acnes“, zählt zudem zur natürlichen Besiedelung der Talgfollikel.
„Bei Frauen nach den Wechseljahren kann die Erkrankung wieder auftreten, weil die weiblichen Hormone absinken und die Androgene wieder einen relativen Überhang gewinnen“, erklärt Prof. Dr. Christiane Bayerl. Auch Medikamente, wie sie zum Beispiel im Rahmen einer Hormontherapie zum Einsatz kommen oder auch bestimmte Glukokortikoide können eine Ursache sein. „Betroffen sind mitunter auch sehr körperbewusste Menschen, die auf eigene Faust Anabolika einnehmen, die sie frei über das Internet bestellen“, sagt die Ärztin.
Symptome: Akne erkennen
„Typisch für die Erkrankung sind Komedonen, also offene und geschlossene Mitesser, aber auch Papeln und Pusteln sowie entzündliche Knoten, die eitrig erscheinen“, so die Ärztin. Auch Narben können zum Hautbild gehören.
In der Regel finden sich die Pickel auf den Hautarealen, in denen es viele Talgdrüsen gibt:
- Gesicht
- Nacken
- Rücken
- Dekolleté
Die Diagnose wird über das klinische Hautbild gestellt.
Akne-Formen
Acne vulgaris ist der Überbegriff der verschiedenen Akne-Formen. Übersetzt meint sie nichts anderes, als „gewöhnliche Akne“ – und spiegelt damit das häufige Auftreten der Erkrankung wider.
Meist treten die Entzündungen ab der Pubertät auf. Von einer leichten Akne sind sehr viele Heranwachsenden betroffen. Jungen erkranken häufiger als Mädchen an schwereren Formen, während bei Frauen wiederum der Anteil derjenigen höher ist, die auch im Erwachsenenalter unter Akne leiden. Tritt die Erkrankung bei über 30-Jährigen auf, wird sie Acne tarda genannt.
Zur Acne vulgaris gehören verschiedene Verlaufsformen:
- Acne comedonica: Leichtere Form der Akne. Üblich sind vor allem geschlossene oder auch entzündete Mitesser („Komedonen“), die sich vor allem auf Stirn, Nase, Wangen und Kinn zeigen („T-Zone“).
- Acne papulopustulosa: Bei dieser Form der Akne entstehen zunächst Mitesser, später dann Pusteln und Papeln.
- Acne conglobata: Bei der schwereren Akne bildet die Haut sehr viel Talg, es gibt zahlreiche Mitesser sowie Papeln und Pusteln. Zwischen den Entzündungsherden können sich Fisteln bilden. Die Acne conglobata ist meist nicht nur im Gesicht zu finden, sondern erstreckt sich typischerweise auch auf Hals, Rücken und Dekolleté.
- Acne fulminans: Die sehr seltene Maximalform der Akne geht mit großflächigen Entzündungen sowie mit Fieber und allgemeinen Symptomen wie Lymphknotenschwellungen oder Gewichtsabnahme einher und wird stationär behandelt.
Eine weitere Form ist die Akne inversa. Die Akne inversa (auch Acne inversa geschrieben) oder Hidradenitis suppurativa ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die mit wiederkehrenden Entzündungen und Abszessen im Leisten-, Achsel-, oder Genitalbereich einhergeht.
Akne behandeln: Was hilft wirklich?
Schwerere Formen der Acne vulgaris sollten auf jeden Fall vom Hautarzt behandelt werden – zum einen, um den Patient:innen durch eine Linderung oder das Abheilen der Erkrankung wieder Lebensqualität zurückzugeben. Zum anderen, um der Narbenbildung vorzubeugen.
Bei der leichteren Form der Akne können lokal Cremes oder Gele wie Vitamin-A-Säure-Präparate, sogenannte topische Retinoide, oder Medikamente mit Azelainsäure eingesetzt werden. „Bei papulopustulöser Akne kommen in der Regel Antibiotika in Tablettenform zum Einsatz. In Cremeform werden sie hingegen wegen der möglichen Resistenzbildung nicht mehr genutzt“, sagt Prof. Dr. Christiane Bayerl. Bei Frauen kann zudem die Einnahme der Anti-Baby-Pille unterstützend auf das Hautbild wirken.
Bei schweren Formen der Akne mit Knotenbildung können Dermatolog:innen Isotretinoin verordnen. Hier ist jedoch Vorsicht geboten: Isotretinoin wirkt immer fruchtschädigend und darf daher an Frauen im gebärfähigen Alter nur dann verschrieben werden, wenn die Verhütung durch die Einnahme der Anti-Baby-Pille abgesichert ist. „Zudem muss die Frau vorab mit einem negativen Schwangerschaftstest anzeigen, dass sie nicht schwanger ist“, sagt die Ärztin. Zur Behandlung einer Altersakne nach den Wechseljahren kann der Wirkstoff hingegen sicher eingesetzt werden.
Wichtig: Isotretinoin wird mit Depressionen und sogar Suiziden in Verbindung gebracht. Daher sollte es nur nach sorgfältiger ärztlicher Abwägung und keinesfalls bei Patient:innen mit depressiver Grundstimmung angewendet werden.
Wann zum Arzt?
„Wenn in der Familie Akne bekannt ist und man von Eltern und Geschwistern schwere Verläufe kennt, sollte man eine Akne immer in einer dermatologischen Sprechstunde vorstellen. Grundsätzlich ist ab Acne comedonica aufwärts der Besuch beim Hautarzt ratsam“, so die Direktorin der Wiesbadener Hautklinik.
Das ist auch wichtig, um Narben vorzubeugen: „Patienten sollten nicht auf eine Narbenbildung warten, sondern zuvor proaktiv eine Dermatologie aufsuchen. Ein Hautarzt kann beraten, ob eine Creme oder ein Gel ausreichend sein wird oder mehr notwendig ist.“
Aknenarben loswerden
Genau wie Pickel können auch Aknenarben das Selbstwertgefühl der Betroffenen beeinträchtigen. Häufig entstehen sie, wenn die Entzündungen unsachgemäß ausgedrückt wurden. Viele Patient:innen suchen später nach Möglichkeiten, die Hautunebenheiten zu behandeln:
- chemisches Peeling: Ein Peeling mit Fruchtsäure, Salicysäure oder Trichloressigsäure wirkt stimulierend, soll die Hautoberflächenstruktur verbessern, den engen Talgdrüsenausführungsgang öffnen und damit dazu beitragen, das Auftreten oberflächlicher Aknenarben zu reduzieren. Ein tieferes, dann aber auf Verletzungen setzendes Peeling, kann das Hautbild verbessern. Eine gute Kombination ist dann die Behandlung mit einem Dermaroller in Verbindung mit einem Peeling.
- Laserbehandlung: Mit dem Laser-Peeling oder dem Laser-Resurfacing soll die Oberfläche bei unebenmäßiger Haut verbessert werden. Dazu wird die Haut gezielt verletzt, damit sie sich anschließend erneuern kann.
- Dermabrasion: Mit kleinen Kristallen werden die oberen Hautschichten mechanisch abgetragen. Die Kristalle werden durch ein spezielles Gerät mit hoher Geschwindigkeit auf die Haut gestrahlt und durch ein Vakuum wieder abgesaugt. Die klassische Dermabrasion mit dem Diamantschleifkopf ist dagegen bei Akennarben „out“. Diese Therapie ist von der Tiefe her schlecht steuerbar und setzt dann mitunter neue Narben.
Leben mit Akne – Tipps für den Alltag
Das Leben mit einer Hautkrankheit ist oft sehr belastend. Sätze wie „Die Haut ist der Spiegel der Seele“ wirken bis heute stigmatisierend – und geben Jugendlichen oder Erwachsenen mit Akne das Gefühl, selbst für ihr Hautbild verantwortlich zu sein.
Auch die leider vielfach noch vorhandene Ansicht, mangelnde Hygiene würde zu Akne führen, ist falsch. Im Gegenteil: Häufig sind Betroffene besonders auf die Reinigung ihrer Haut bedacht – und zerstören damit zum Teil auch ungewollt den Säureschutzmantel der Haut.
„Im Alltag hat sich bei vielen das Waschen der Aknehaut mit Benzoylperoxid bewährt“, weiß Prof. Dr. Christiane Bayerl. Vorsicht: Der Wirkstoff entfärbt die Textilien und sollte daher immer sehr achtsam verwendet werden. „Wer unter Akne leidet, sollte sich grundsätzlich jeden Abend abschminken – dabei aber auf alkoholische Desinfektionsmittel verzichten. Auch sie zerstören das Mikrobiom, sprich die natürliche Besiedelung der Haut.“ Finger weg außerdem von Therapien, deren Wirkung wissenschaftlich nicht belegt ist. Dazu zählt beispielsweise Blaulicht oder Masken aus Pflanzen, die Korbblütler enthalten und dann eventuell Allergien auslösen können. Auch Zahnpasta hilft nicht gegen Pickel.
Soll bei einem schweren Verlauf eine Therapie mit Isotretinoin begonnen werden, empfiehlt die Expertin eine Camouflage – also eine stark deckende Schminke – zu nutzen, bis die Wirkung der Behandlung einsetzt. „Es dauert rund sechs Wochen, bis sich das Hautbild beginnt zu bessern. In dieser Zeit kann das deckende Make-up helfen, die Hautschädigungen abzudecken.“
Ob die Ernährung einen Einfluss auf die Entstehung oder den Schweregrad der Hautkrankheit hat, ist bisher nicht endgültig wissenschaftlich bewiesen, kann aber auch nicht ausgeschlossen werden. „Gut für die Haut ist eine Ernährung mit viel Fisch und Gemüse. Hochkalorische Kost mit Pommes und vielen gebratenen Fetten ist ungünstig“, sagt Prof. Dr. Christiane Bayerl. Erneut müssen auch Sportler aufpassen: Denn eine hohe Zufuhr von Eiweiß („Eiweißmast“), beispielsweise in Form von Eiweißpulver, unterstützt die Entzündung am Talgdrüsenfollikel – und ist damit ein Risikofaktor für Pickel.