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Altersepilepsie: Erfahrungsbericht über eine häufig übersehene Krankheit

Neben Schlaganfall und Demenz gehört die Altersepilepsie zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen von Senioren. Dennoch wird sie leider häufig übersehen. Grund dafür ist vor allem das untypische Krankheitsbild. Doch wenn sie erkannt wird, sind die Beschwerden gut behandelbar.

Älteres Paar auf der Parkbank

Wie äußert sich die Altersepilepsie?

Epileptische Anfälle sind im Grunde Krampfanfälle, die durch vorübergehende Funktionsstörungen von Nervenzellen im Gehirn ausgelöst werden. Das weitläufig bekannte Erscheinungsbild eines großen Anfalls ist geprägt von starrem Blick, Bewusstseinsverlust und unkontrollierbaren Zuckungen des ganzen Körpers.

In Deutschland erkranken jährlich 10.000 Menschen an Altersepilepsie. Und doch wird sie so oft übersehen. Verwirrtheit und Gedächtnisverlust können ernstzunehmende Zeichen dafür sein, auch wenn dies eher typische Alterserscheinungen sind.

Anders als bei epileptischen Anfällen ist bei der Altersepilepsie meist nur ein bestimmter Bereich des Gehirns betroffen. Symptome wie kurz auftretende Abwesenheitszustände, Verwirrtheit oder einfach nur Sprachunfähigkeit sind charakteristisch, aber leider nicht sehr spezifisch. Das führt dazu, dass die Altersepilepsie oft nicht erkannt oder als allgemeine Folge des Alters missverstanden wird – umso mehr ist hier Aufklärung gefragt.

Das Darmkrebsrisiko nimmt ab 50 zu und ist für Menschen über 70 Jahre am höchsten.
Bei einer Darmspiegelung werden gutartige Vorstufen entfernt – bevor Krebs entsteht.

Altersepilepsie – ein Erfahrungsbericht

Bei Frank R. wurde 2020 die Altersepilepsie diagnostiziert. Doch vor dieser Diagnose hatten die Ärzt:innen andere Krankheiten im Visier. „Ich habe gar nicht wirklich mitbekommen, dass etwas nicht stimmt“, erinnert sich Frank R. an die Zeit der ersten Anfälle. „Meine Frau sagte dann immer, ich wäre für eine gewisse Zeit nicht wirklich da gewesen. Ich habe wohl immer wieder die gleichen Fragen gestellt und war komplett verwirrt. Ich selbst kann mich an diese Ereignisse allerdings nicht erinnern, obwohl diese Aussetzer manchmal sogar mehr als eine Stunde dauerten“.

Nachdem er mit einer blutenden Verletzung im Gesicht zu seiner Frau ins Haus kam und nach seiner Brille suchte, sich aber weder an einen Sturz noch daran erinnern konnte, wo er gerade gewesen war, brachte man ihn direkt ins Helios Klinikum Aue. „Ich hatte wirklich Angst. Mein Mann stand plötzlich blutend vor mir und konnte sich nicht erinnern, was passiert ist!“ erklärt Ehefrau Angelika R.

Helios Klinikum Aue

Chefarzt der Klinik für Neurologie und Stroke Unit

Epileptische Anfälle bergen besonders für ältere Menschen eine hohe Verletzungsgefahr

Warum Altersepilepsie häufig unentdeckt bleibt

Dr. André Sykora, Chefarzt der Klinik für Neurologie im Helios Klinikum Aue, weiß, wie schwierig es ist, die Altersepilepsie zu erkennen. Denn die Symptome sind nicht spezifisch und werden gerade im höheren Alter oftmals durch andere Erkrankungen, wie beispielsweise Demenz, überdeckt. Das erschwert die Diagnosestellung. Oftmals werden erst andere Ursachen, wie etwa kurzzeitige Hirndurchblutungsstörungen, Hirntumore, Migräne oder auch Medikamenten-Nebenwirkungen ausgeschlossen.

Auch bei Frank R. wurde wegen gleichzeitig erfasster Herzrhythmusstörungen nicht sofort  an eine Altersepilepsie gedacht. Der 61-jährige erhielt einen Herzschrittmacher und Blutverdünner. Leider endeten damit nicht alle Symptome. Chefarzt André Sykora war es, der den Verdacht hatte, dass hier auch eine Epilepsie vorliegen könnte, auch wenn das EEG unauffällig ausfiel. 

Diagnose Altersepilepsie: Welche Therapie gibt es?

Dr. Sykora verschrieb ein Anfalls-Medikament und legte dem Patienten ein vorläufiges Fahrverbot auf: „Die Altersepilepsie ist unter Berücksichtigung altersbedingter Besonderheiten mit modernen Antiepileptika gut behandelbar“, so der Arzt. „Nur die Einstellung auf ein bestimmtes Medikament ist manchmal etwas schwieriger als bei jungen Patienten. Uns stehen mehr als 20 verschiedene Präparate zur Verfügung. Wir müssen potentielle Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und auch den Stoffwechsel im Alter berücksichtigen.“

Die Medikamente beeinflussen den Gehirnstoffwechsel, haben aber kaum Nebenwirkungen und werden daher von den meisten Patient:innen sehr gut vertragen. „So ist im besten Falle für unsere Patienten möglich, ein langes Leben ohne Einschränkungen und vor allem ohne epileptische Anfälle führen zu können“, so Chefarzt André Sykora.

Auch Frank R. kennt die komplizierte Einstellungsphase auf ein solches Medikament. „Ich habe nun das dritte Medikament. Dieses vertrage ich gut und bin nun bereits seit fünf Monaten anfallsfrei. Jetzt habe ich die Hoffnung, bald wieder Autofahren zu dürfen. Denn das ist für mich als ehemaligen Kraftfahrer und KFZ-Mechaniker wirklich die schlimmste Einschränkung. Da ist es gut, dass man zurzeit eh nirgends hinfahren darf“, lacht Frank R.

Das Darmkrebsrisiko nimmt ab 50 zu und ist für Menschen über 70 Jahre am höchsten.
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 Hinweis der Redaktion: Die im Zitat gewählte männliche Form bezieht sich immer auch auf weibliche und diverse Personen, die ausdrücklich mitgemeint sind.

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