Was sind Analfissuren?
Eine Analfissur ist ein Längsriss in der sensiblen Haut des Analkanals. Wie die Haut der Körperoberfläche ist sie in diesem Bereich sehr empfindlich und eine Verletzung hier besonders schmerzhaft, speziell während und nach dem Stuhlgang. Nicht selten werden die Beschwerden durch einen Krampf des Schließmuskels noch verstärkt.
Ein Krebsrisiko besteht bei einer Fissur nicht. Dauerhafte Beschwerden sollten jedoch untersucht werden, da bei anderen Erkrankungen ähnliche Symptome bestehen können.
Häufigkeit und Verbreitung
Auch wenn kaum darüber gesprochen wird, sind Beschwerden am After überaus häufig. Für die Analfissur schätzt die gleichnamige S3-Leitline, dass rund acht bis elf Prozent aller Menschen zumindest einmal im Leben daran erkrankt. Grundsätzlich kann zwar auch bei jüngeren Erwachsenen die Haut des Analkanals einreißen, am häufigsten ist das Beschwerdebild jedoch zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr. Kinder sind nur selten von einem Analriss betroffen.
Unterschiede zwischen akuter und chronischer Analfissur
Eine akute Analfissur liegt vor, wenn der Riss nicht länger als sechs bis acht Wochen besteht. Heilt die Fissur in dieser Zeit nicht ab, wird sie als chronisch bezeichnet. Es wird vermutet, dass viele Betroffene trotz der starken Schmerzen keine ärztliche Behandlung in Anspruch nehmen, sondern mit freiverkäuflichen Salben eine Eigentherapie durchführen. Wird die Analfissur jedoch nicht zeitnah fachmännisch versorgt, besteht das Risiko, dass der Riss nicht optimal ausheilt und sich die Beschwerden chronifizieren. Bei der chronischen Analfissur bildet sich eine chronische schmerzhafte Entzündung, die meist nicht selbstständig ausheilt.
Ursachen & Risikofaktoren
Gehen die Risse in der Analhaut auf Reizungen oder Verletzungen in diesem Körperbereich zurück, werden sie als primäre Analfissuren bezeichnet. Die häufigsten Ursachen hierfür sind:
- harter Stuhl beziehungsweise chronische Verstopfung und damit verbundenes starkes Pressen
- länger anhaltende Durchfälle, die in der Folge die Analhaut reizen
- Hämorrhoiden
- Analverkehr
- dauerhafte Verkrampfung des Schließmuskels
Führen andere Grunderkrankungen oder Wirkstoffe dazu, dass die Längsrisse auftreten, so werden diese als sekundäre Analfissuren bezeichnet. Mögliche Auslöser sind:
- chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn
- Infektionen wie beispielsweise mit Herpes-simplex-Viren, dem Cytomegalievirus oder HIV
- bakterielle Erkrankungen wie Tuberkulose oder Lues (Syphilis)
- bestimmten Medikamente wie Isotretinoin (gegen schwere Formen der Akne), Zytostatika (Chemotherapie bei Tumoren) oder Ergotamin (Mittel zur Behandlung akuter Migräne)
Ist die empfindliche Analhaut erst einmal eingerissen, entsteht häufig ein Teufelskreis. Die Schmerzen führen oft zu einer Verkrampfung des Schließmuskels. Da die Gefäße dadurch verschlossen werden, nimmt die für eine Wundheilung notwendige Durchblutung ab. Wird die Wunde dann bei jedem Stuhlgang wieder gedehnt oder aufgerissen, löst das erneute Schmerzen aus.
Symptome einer Analfissur
Das häufigste Symptom einer Analfissur sind brennende oder stechende Schmerzen, vor allem während oder nach dem Stuhlgang. Es kann außerdem zu Blutspuren auf dem Toilettenpapier oder zu einem Juckreiz im Analbereich kommen. Bedingt durch die Schmerzen kann Stuhlschmieren auftreten.
Diagnose einer Analfissur
Eine Analfissur wird meist in der hausärztlichen oder in einer proktologischen Praxis diagnostiziert. Auf ein Anamnesegespräch folgt in der Regel eine körperliche Untersuchung, bei der die Ärztin oder der Arzt die Schleimhaut optisch begutachtet und vorsichtig abtastet. Bestehen starke Schmerzen, kann hierfür auch eine leichte lokale Betäubung genutzt werden. Weitere Untersuchungen sind nur bei unklaren Befunden nötig. Im Rahmen einer Enddarmspiegelung (Proktoskopie) können dann zum Beispiel Hämorrhoiden erkannt oder Schleimhautproben entnommen werden.
Behandlung einer Analfissur
Ob die Analfissur konservativ mit Medikamenten oder operativ mit einem Eingriff behandelt wird, hängt vor allem davon ab, wie lange sie bereits besteht.
Konservative Therapie
Eine frische Fissur heilt in 80 bis 90 Prozent der Fälle durch eine konservative Behandlung aus. Im Vordergrund steht hier die Schmerztherapie, die Regulation des Stuhlganges und die Entspannung des Schließmuskels. Um den Stuhlgang weicher zu machen, ist es wichtig, dass die Patientinnen und Patienten viel trinken. Zudem kann es sinnvoll sein, über einen begrenzten Zeitraum zusätzlich einen Stuhlweichmacher einzunehmen. Um die Schließmuskulatur zu entspannen und die Schmerzen zu lindern, sollte mehrmals täglich eine betäubende Salbe aufgetragen werden. Bei starken Schmerzen können zu Beginn der konservativen Maßnahmen auch Schmerzmittel in Tablettenform eingenommen werden. Viele Betroffene empfinden zudem warme Sitzbäder als entspannend.
Operative Behandlung
Bei der chronischen Analfissur ist in der Regel eine kleine Operation notwendig. Das chronisch entzündete Gewebe wird dabei bis zur Muskulatur entfernt und die Wunde somit angefrischt. Diese frische Wunde heilt in der Regel unter einer angepassten Schmerztherapie und Stuhlregulation reizlos aus. Der Schließmuskel wird dabei grundsätzlich geschont.
Vorbeugung und Prognose
Um einer Analfissur vorzubeugen, sollte der Stuhl möglichst weich gehalten beziehungsweise chronische Verstopfungen vermieden werden. Hierbei ist es hilfreich, über den Tag ausreichend zu trinken. Für Erwachsene wird eine Trinkmenge von circa 1,5 Liter empfohlen. Bei hohen Temperaturen, Sport oder schwerer körperlicher Tätigkeit kann laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung (DGE) aber auch das drei- bis vierfache nötig sein. Optimale Durstlöscher sind Wasser oder ungesüßte Tees. Außerdem tragen eine ballaststoffreiche Ernährung und ausreichend Bewegung dazu bei, den Stuhl weich zu halten.