Aneurysma im Kopf – lebensbedrohliche Gefahr
Ein Hirnaneurysma ist eine Ausbuchtung einer Schlagader im Gehirn, die zwischen einem Millimeter und zehn Zentimetern groß sein kann. Dazu kommt es, wenn die Gefäßwand an einer Stelle nicht mehr fest und elastisch ist und sich dadurch nach außen wölbt. Infolge dessen kann es zu einem Druck auf die angrenzenden Hirn- oder Nervenstrukturen kommen. Oder das Aneurysma kann platzen und eine Blutung im Kopf auslösen. Solche Blutungen sind immer ein lebensbedrohlicher Notfall, führen leider häufig zu schwerer Behinderung und verlaufen nicht selten tödlich.
Etwa drei von 100 erwachsenen Menschen haben ein Aneurysma im Kopf. Gefährdet sind vor allem Personen mit einer besonderen Form von Bindegewebsschwäche, sehr hohem Blutdruck oder starke Raucher:innen.
Welche Beschwerden verursacht ein Aneurysma im Kopf?
Im akuten Notfall einer Aneurysmablutung kommt es meist zu schlagartigen Kopfschmerzen, die von den Patient:innen als „so stark wie noch nie in ihrem Leben“ empfunden werden. Deshalb werden diese Schmerzen auch als „Vernichtungskopfschmerz“ bezeichnet.
Bei schweren, größeren Aneurysmablutungen sind Kopfschmerzen nicht das einzige Symptom.
Weitere Symptome können sein:
- Nackensteife
- Übelkeit und Erbrechen
- Schläfrigkeit bis zum Bewusstseinsverlust
- Koma
Oft kommt es auch zu Symptomen wie bei einem Schlaganfall:
- Lähmungen
- Gefühlsstörungen
- Sprachverlust
Aneurysmen, die nicht geblutet haben, bleiben meist ohne spezifische Beschwerden und werden „inzidentelle Aneurysmen“ genannt. Diese werden häufig zufällig im Rahmen einer neuroradiologischen Untersuchung entdeckt – beispielsweise bei einer Gefäß-Kernspintomographie oder Gefäß-Computertomographie.
In wenigen Fällen – meist bei größeren Aneurysmen – können Augenmuskellähmungen oder Augenbewegungsstörungen typische Warnsignale sein, die ein Doppeltsehen zur Folge haben.
Wann muss ein Hirnaneurysma behandelt werden?
Reißt ein Aneurysma im Kopf, handelt es sich um einen akuten Notfall. Die Betroffenen müssen sofort operiert werden, um eine Nachblutung zu vermeiden. Leider führt eine Aneurysmablutung bei einem Drittel der Betroffenen zum Tode. Etwa ein Drittel überlebt mit schweren Behinderungen und nur ein Drittel der Patient:innen überlebt ohne schwerwiegende Beeinträchtigung.
Bei einem zufällig entdeckten Aneurysma richtet sich die Behandlungsempfehlung nach verschiedenen Risikofaktoren. So spielen die Größe des Aneurysmas und sein genauer Ort im Gehirngefäßsystem eine wichtige Rolle bei der Einschätzung der Blutungswahrscheinlichkeit. Bei kleinen Aneurysmen ist das Risiko eines Risses eher gering. Allerdings lässt es sich schwer vorhersagen, ob ein Aneurysma tatsächlich bluten wird und vorbeugend behandelt werden muss.
Die ärztliche Erfahrung zeigt aber, dass die meisten Menschen, die wissen, dass sie ein Aneurysma haben, mit der Ungewissheit und ständigen Angst vor einer Blutung schlecht leben können und deshalb einen Eingriff befürworten.
Wie kann ein Aneurysma im Kopf behandelt werden?
Grundsätzlich gibt es zwei unterschiedliche Behandlungsoptionen:
- neurochirurgische Operation: Dabei wird die Schädeldecke geöffnet und das Aneurysma mit einem kleinen Metallclip abgeklemmt.
- endovaskulärer Eingriff: Bei diesem minimalinvasiven Verfahren wird das Aneurysma von innen über einen Katheter mittels feiner Platinspiralen behandelt (Coiling-Methode).
Beide Verfahren stoppen die Durchblutung des Aneurysmas und beugen damit einem Reißen vor.
Neuere Entwicklungen ermöglichen auch die Anwendung bisher nur unzureichend therapierbarer spindelartiger Gefäßaufweitungen (fusiformes Aneurysma) mit sogenannten „Flow Divertern“. Bei dieser Methode wird ein flexibles, sehr feinmaschiges Metallgeflecht über das Aneurysma gelegt.
Die Wahl des Verfahrens hängt von verschiedenen Faktoren ab, die im Einzelfall abgewogen werden müssen. Aufgrund der aktuellen Studienlage ergibt sich aber die Empfehlung, Aneurysmen bevorzugt endovaskulär mit der Coiling-Methode zu behandeln, da diese risikoärmer ist.
Coiling – schonende Behandlungsalternative zur Operation
Beim Coiling-Verfahren führen die Ärzt:innen einen Katheter über einen kleinen Schnitt in der Leistenarterie durch die Bauchschlagader bis ins Gehirn. Über den Katheter werden weiche Platin-Spiralen (Coils) in das Hirnaneurysma geschoben. Dort rollt sich die Spirale zu einem festen Knäuel auf und füllt die Ausbuchtung voll aus, sodass diese vom Blutstrom abgegrenzt ist. Die Gefahr der Hirnblutung ist damit gebannt.
Großer Vorteil dieser minimalinvasiven Methode: Eine Operation mit einer Öffnung des Schädels ist nicht mehr notwendig. Das umliegende Gehirngewebe wird geschont, die Gefahr von nervlichen Ausfällen wie Seheinschränkungen, Sprach- und Denkstörungen oder schweren Lähmungen ist minimiert. Für die Patient:innen bedeutet das eine kürzere Liegezeit, geringere Schmerzen und eine kleinere, nicht sichtbare Narbe.
Angiographische Diagnostik verbessert die Behandlungsergebnisse
Vor dem Coling-Verfahren wird zunächst zur genauen Beurteilung der Anatomie und der Gefäßverhältnisse eine Angiographie (Gefäßdarstellung) durchgeführt. Die Ergebnisse der durchgeführten bildgebenden Untersuchungen bilden die diagnostische Grundlage für den Eingriff.
Während des Eingriffs kommt die ICG-Angiographie (englisch: indocyanine green) zum Einsatz. Mit Hilfe dieses Verfahrens kann der Blutfluss durch die Hirngefäße in Echtzeit dargestellt und analysiert werden. Dabei wird den Patient:innen ein fluoreszierender Farbstoff über die Vene verabreicht, der nach kurzer Zeit wieder vom Körper ausgeschieden wird. Die ICG-Angiographie verbessert die Sicherheit und die Behandlungsergebnisse bei Operationen von Aneurysmen.