Angeborene orthopädische Fehlbildungen
Hier finden Sie Informationen zu speziellen Krankheitsbildern:
Angeborene Hüftdysplasie
Unter einer Hüftdysplasie (Dysplasie = Fehlbildung) versteht man eine fehlerhafte oder ungenügende Ausbildung der Hüftgelenkspfanne beim Neugeborenen, infolge der eine vollständige Überdachung des Hüftkopfes nicht gewährleistet ist. Dadurch kann der Hüftkopf aus der Gelenkpfanne herausrutschen (Subluxation/Luxation). Unbehandelt kann eine Hüftdysplasie später zum vorzeitigen Verschleiß des Hüftgelenkes (Arthrose) führen.
Aus diesem Grund umfasst die U3-Vorsorgeuntersuchung auch eine sonografische Untersuchung (Ultraschall) der Hüftgelenke. Um spätere Operationen und Komplikationen zu vermeiden, sollte die Therapie der Hüftdysplasie möglichst früh beginnen – entweder auf konservativem Weg (zum Beispiel durch Abspreizbandagen, - Schienen, Gipsbehandlung, Extensionsbehandlung) oder auf operativem Weg durch einen korrigierenden Eingriff an der Hüftgelenkspfanne.
Angeborener Klumpfuß
Beim Klumpfuß handelt es sich um eine Kombination aus verschiedenen Deformitäten des Fußes: Spitzfußkomponente in Verbindung mit einer Verkürzung der Achillessehne, Sichelfußkomponente, Hohlfußkomponente oder eine deutliche Einwärtsdrehung des Fußes.
Wir behandeln den Klumpfuß frühzeitig mit Gipsen nach der Ponseti-Methode. Bei dieser Therapie kommt es darauf an, die krankhaften Veränderungen des Klumpfußes genau zu verstehen und die Deformität in einzelnen Schritten aufzulösen. Dadurch kann meistens eine größere Operation am kindlichen Fuß vermieden werden.
Epiphyseolysis capitis femoris
Die Erkrankung am Hüftgelenk tritt in der Regel zwischen dem neunten Lebensjahr und dem Abschluss des Knochenwachstums auf, wobei Jungen drei Mal häufiger betroffen sind als Mädchen. Ihre Ursache ist bislang nicht geklärt, vermutet werden hormonelle, toxische und mechanische Faktoren. Auffällig ist, dass die Betroffenen häufig an Übergewicht oder Hochwuchs leiden. Unter einer „juvenilen Epiphysenlösung“ versteht man das Ablösen und Abgleiten des Schenkelhalskopfes (Epiphyse) vom Schenkelhals am Hüftgelenk im frühen Pubertätsalter.
Das Abgleiten kann akut oder schleichend erfolgen, sodass Schmerzen im Hüftgelenk plötzlich oder schleichend auftreten. Weitere mögliche Symptome sind ein Ermüden der Beine und Hinken. Die Diagnose wird auf Basis der klinischen und radiologischen Diagnostik gestellt.
Ziel der operativen Therapie ist es, ein weiteres Abgleiten der Hüftkopfepiphyse zu verhindern oder sie bei fortgeschrittenem Verlauf wieder in die ursprüngliche Position zu bringen. Dabei bieten sich unterschiedliche Verfahren an, etwa Drahtspickung, Verschraubung oder Korrekturoperation am hüftgelenksnahen Oberschenkel. Da die Erkrankung häufig beidseitig auftritt, werden vorsorglich beide Seiten behandelt.
Morbus Legg-Calve-Perthes
Bei dieser Erkrankung kommt es zum Absterben (Nekrose) von Teilen des Hüftkopfes. Die Erkrankung tritt bei etwa einem von 1.200 Kindern auf, meist zwischen dem fünften und neunten Lebensjahr. Jungen sind vier Mal häufiger betroffen als Mädchen.
Die Ursache der Erkrankung ist noch unbekannt. Vermutet werden unter anderem hormonelle oder genetische Faktoren, Durchblutungsstörungen oder Druckbelastungen. Sie durchläuft vier Stadien, die radiologisch diagnostiziert werden können.
Zu den anfänglichen Symptomen gehören Hüftschmerzen, Hinken und eine Schonhaltung. Im weiteren Verlauf können Bewegungseinschränkungen im Hüftgelenk mit Abspreizhemmung und Beinverkürzung hinzukommen. Zu den konservativen Therapiemaßnahen zählen Physiotherapie, die Entlastung mit Unterarmstützen und die Versorgung mit Orthesen (orthopädische Prothesen).
Im Rahmen der operativen Therapie können knöcherne Korrekturoperationen am Oberschenkel und im Gelenkpfannenbereich zum Einsatz kommen. Ziel ist die Zentrierung des Hüftkopfes in der Gelenkpfanne, um Deformierungen des Hüftkopfes und eine fehlende Übereinstimmung der Gelenke mit vorzeitigem Gelenkverschleiß zu vermeiden.
Exostosenkrankheit
Diese seltene, vererbliche Knochenkrankheit zeichnet sich durch unkontrolliertes und überschießendes Knochenwachstum an den Knochenwachstumszonen aus. Dabei bilden sich haken-, zapfen- oder knollenförmigen Exostosen (umgangssprachlich „Überbein“) heraus, die mit Knorpel überzogen sind. Diese sogenannten multiplen kartilaginären Exostosen (Überbein) gehören zur Gruppe der gutartigen Knochentumoren.
Häufige Symptome sind Bewegungseinschränkungen, Schmerzen, Verformungen der Knochen und Einschränkungen des Längenwachstums der Gliedmaßen. Sie entstehen durch eine Beeinträchtigung der Wachstumsfuge sowie durch Irritationen von Nerven, Gefäßen, Sehnen und Muskeln. Nicht jede Exostose muss operativ entfernt werden. Die operative Abtragung erfolgt nur bei Beschwerden, Fehlwachstum oder Funktionsstörungen.
Osteogenesis imperfecta (OI)
Diese seltene Erbkrankheit des Bindegewebes (Häufigkeit 1:10000) beruht auf einem Gendefekt der Chromosomen 7 und 17. Kollagen Typ I, welche zur Festigkeit des Knochens beitragen. , Diese werden dabei fehlerhaft oder nur unzureichend gebildet. Mittlerweile sind weitere Gendefekte für andere Formen der Erkrankung beschrieben. Die Erkrankung ist durch eine erhöhte Knochenbrüchigkeit gekennzeichnet und wird daher als „Glasknochenkrankheit“ bezeichnet. Zu den häufigsten Symptomen zählen:
- erhöhte Knochenbrüchigkeit
- blaue Skleren (Lederhaut des Auges)
- Kleinwuchs
- skelettale Deformierungen
- Schwerhörigkeit
- überdehnbare Gelenke
- erhöhte Brüchigkeit der Zähne.
Die OI lässt aufgrund des zugrundeliegenden Gendefektes zurzeit nur eine rein symptomatische Therapie zu. Dazu gehören intensive Physiotherapie, medikamentöse Therapien mit Bisphosphonaten zur Knochendichteerhöhung und Verringerung der Bruchrate sowie operative Therapien mit Fehlstellungskorrektur der Gliedmaßen, Frakturbehandlung sowie Pseudarthrosenbehandlung (zum Beispiel Marknagelung, Teleskopnagelung). Dabei wird der Knochen innerlich geschient, um das Wachstum zu stützen und zu lenken.