Was ist die Aortenklappe?
Die Aortenklappe ist ein aus drei Taschen bestehendes Ventil zwischen der linken Herzkammer und der aufsteigenden Hauptschlagader (Aorta). Sie verhindert den Rückfluss des Blutes aus der Hauptschlagader in das Herz.
Wann kann eine Aortenklappenrekonstruktion notwendig werden?
Während bei einer Verengung dieser Klappe (Aortenklappenstenose) in den häufigsten Fällen ein Herzklappenersatz notwendig ist, ist bei einer Durchlässigkeit der Klappe (Aortenklappeninsuffizienz) oft eine Reparatur möglich.
Bei einer Aortenklappeninsuffizienz haben die drei Klappensegel der Aortenklappe ihre Schlussfähigkeit verloren. Das bedeutet: Es strömt nach jedem Herzschlag Blut aus der Hauptschlagader zurück in die linke Herzkammer. Das Herz kann nicht mehr richtig arbeiten.
Voraussetzung für eine Rekonstruktion der Aortenklappe ist, dass die Klappe nicht verkalkt beziehungsweise anatomisch verändert ist. Auch bei Patient:innen mit Marfan-Syndrom – einer erblich bedingten Krankheit des Bindegewebes – ist eine Aortenklappenrekonstruktion möglich.
Wie läuft eine Aortenklappenrekonstruktion ab?
Der Zugang zur Aortenklappe erfolgt standardmäßig in minimalinvasiver Technik mit einem fünf bis sechs Zentimeter langen Schnitt über dem Brustbein. Das Herz wird mit der Herz-Lungen-Maschine verbunden und stillgelegt. Anschließend wird die Aortenklappe untersucht. Mithilfe verschiedener Nahttechniken oder Kunstprothesen wird die Aortenklappe in ihre richtige funktionelle Position korrigiert. Verlaufen die Tests der Klappenfunktion erfolgreich, wird die Herz-Lungen-Maschine entfernt und anschließend die Haut sorgfältig verschlossen.
Operation bei Erweiterung des Klappenrings
In einigen Fällen ergibt sich eine Schlussunfähigkeit der Klappe durch eine Erweiterung des Klappenrings. Die Aortenklappe ist direkt in den Ursprung der aufsteigenden Brustschlagader (Aorta) aus dem Herzen eingebettet. So kann sich die Erweiterung des Klappenrings durch eine Aufweitung der Aorta selbst entwickeln. Unser Ziel ist es hier, nur die Aorta durch ein künstliches Gefäß (Rohrprothese) zu ersetzen. Die Aortenklappe selbst wird erhalten und in der Gefäßprothese neu aufgehängt. Diese sogenannte David-Operation (benannt nach dem brasilianisch-kanadischen Herzchirurgen Tirone E. David)bietet sehr gute Langzeitergebnisse hinsichtlich der Aortenklappenfunktion.
Operation bei Dissektion (Riss) der aufsteigenden Aorta
Einen Sonderfall stellt die akute Dissektion der aufsteigenden Aorta dar. Hier kommt es durch eine lokale Wandschwäche zum Einreißen der Innenschicht des Gefäßes. Das Blut gelangt dann durch die Wandschichten mit der Gefahr eines kompletten Einreißens der gesamten Aortenwand. Andere Risiken sind das funktionelle Abtrennen von Arterien, die der Aorta entspringen. Bei Herzkranzarterien besteht die Gefahr eines Herzinfarktes, bei hirnversorgenden Arterien kann ein Schlaganfall die Folge sein. Häufig ist durch das Einreißen der Innenschicht der Aorta auch die Aortenklappe mit betroffen, indem sie von der Aortenwand teilweise abgelöst wird. Dieses Krankheitsbild ist akut lebensgefährdend und bedarf der sofortigen Operation.
Ziel ist es, die aufsteigende Aorta durch eine Rohrprothese zu ersetzen und die Abgänge der organversorgenden Arterien zu rekonstruieren. Gleichzeitig kann mittels der David-Technik die Aortenklappe in der Rohrprothese wieder aufgehängt und so erhalten werden. In Fällen, die gleichzeitig eine schon krankhaft veränderte Aortenklappe zeigen, werden Aortenklappe und Aorta durch eine kombinierte Klappen-/Gefäßprothese (sogenanntes klappentragendes Conduit) ersetzt.
Welche Vorteile hat die Aortenklappenrekonstruktion?
Die Vorteile der Rekonstruktion liegen unter anderem in dem vergleichsweise niedrigen Operationsrisiko und der geringen Rate an postoperativen bakteriellen Entzündungen der Herzklappe (Endokarditiden). Die Aortenklappenrekonstruktion erzielt im Vergleich zum biologischen Klappenersatz eine vergleichbare Langzeitprognose.
Patient:innen sind nicht ein Leben lang auf blutverdünnende Medikamente angewiesen. Die Funktion der Klappe wird regelmäßig ambulant kontrolliert. Die Operation kann auch über einen minimalinvasiven Zugang durchgeführt werden. Welches das individuell passende Verfahren für Sie ist, klären unsere Ärzt:innen mit Ihnen in einem ausführlichen Gespräch.