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Asthma und Kinder: Wenn die Luftnot chronisch wird

In Deutschland leiden rund acht Millionen Menschen an der chronischen Atemwegserkrankung Asthma bronchiale. Oft treten die Symptome schon in jungen Jahren auf. Nicht umsonst ist Asthma die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter. Dr. Peter Seiffert, Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin im Helios Klinikum Duisburg, was hinter dieser Lungenerkrankung steckt, warum sie oft spät entdeckt wird und worauf die kleinen Patient:innen und ihre Eltern achten sollten.  

Freizeit mit Kind

Wie sieht Asthma bronchiale bei Kindern aus?

Unter einem Asthma bronchiale versteht man eine anfallsweise auftretende Verengung der Atemwege. Ursache ist eine Überempfindlichkeit (Hyperreagibilität) der Bronchien auf ganz unterschiedliche Reize. Grundlage dieser Überempfindlichkeit ist eine chronische Entzündung in den Bronchien

Eine konsequente Behandlung ist wichtig, um Langzeitschäden an der Lunge zu verhindern.

Welche Symptome treten auf, wenn Kinder Asthma haben?

Plötzliche Atemnot, pfeifende Geräusche beim Ausatmen, häufiges Husten, Schmerzen in der Brust – das sind die typischen Anzeichen einer Asthmaerkrankung. Dabei unterscheiden die Mediziner:innen zwei verschiedene Asthmaarten, die sich vor allem in ihrer Ursache unterscheiden: 

  • Das sogenannte intrinsische, nichtallergische Asthma entsteht meist durch Virusinfektionen der Atemwege. 
  • Das allergische Asthma hingegen wird durch Allergien ausgelöst. 

Letztere ist es auch, die Kindern besonders häufig zu schaffen macht. „Ihre Bronchien sind enger und ihre Schleimhäute zudem empfindlicher als die von Erwachsenen. Fast jedes zweite Kind erleidet zudem bis zu seinem sechsten Lebensjahr eine obstruktive Bronchitis, bei der sich die Atemwege auch dauerhaft verengen. Gibt es darüber hinaus in der Familie Allergiker:innen oder ist vielleicht schon eine eigene Allergie etwa gegen Pollen, Hausstaubmilben oder Tierhaare bekannt, steigt das Risiko einer Asthmaerkrankung“, sagt Dr. Peter Seiffert. 

Im frühen Lebensalter kann es dabei auch zu einem sogenannten „allergischen Marsch“ kommen. 

Helios St. Johannes Klinik

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Kinder mit Neurodermitis etwa können, nach Abheilen der Krankheit, zu Asthmapatienten werden. Die Überempfindlichkeit wandert dabei dann quasi durch den Körper, von der Haut zu den Atemwegen.

Die Überempfindlichkeit wandert dabei dann quasi durch den Körper, von der Haut zu den Atemwegen.

Wie wird Asthma bei Kindern diagnostiziert?

Beim Verdacht eines Asthmaanfalles wird neben der Therapie zeitgleich nach Auslösefaktoren gesucht. Häufig spielen hier Allergien, zum Beispiel auf Pollen, Hausstaubmilben und Tierhaare, eine Rolle, aber auch Infektionen können vor allem bei kleineren Kindern Auslöser sein. Insbesondere bei Kindern bis zum dritten Geburtstag wird häufiger eine obstruktive Bronchitis diagnostiziert, obwohl die Symptome einem Asthmaanfall gleichen. Auch Umweltfaktoren wie Tabakrauch können die Bronchien reizen. 

Ab dem Vorschulalter wird neben dem Allergietest in unklaren Situationen eine Lungenfunktionsuntersuchung durchgeführt. Manchmal ist zudem ein Belastungstest, ein Röntgenbild der Lunge oder ein Schweißtest zum Ausschluss einer Mukoviszidose erforderlich.

Wie Eltern Symptome richtig deuten können

Eltern sind sich oftmals nicht bewusst, dass ihr Nachwuchs an Asthma leiden könnte. „Im Kindesalter gibt es mehrere Erkrankungen, die ähnliche Symptome aufweisen. Wenn die Kinder häufiger an einer Bronchitis leiden und auch danach beim Atmen hörbar pfeifen, sollten Eltern unbedingt einen Kinderarzt aufsuchen“, rät Dr. Seiffert. Die Mediziner:innen müssen dann vor allem bei sehr kleinen Patient:innen aufmerksam alle Anzeichen für eine Asthmaerkrankung wie ein Puzzle zusammentragen. „Gerade bei Kleinkindern unter zwei Jahren ist es meist nicht möglich, einfach einen Lungenfunktionstest zu machen, bei dem aktive Mitarbeit vom Patienten gefordert ist.“

Deshalb ist das ausführliche Gespräch mit den Eltern umso wichtiger. Gibt es bereits bekannte Allergiker:innen in der Familie? Wann genau werden die Atembeschwerden des Kindes schlimmer? Mit den Antworten lassen sich auslösende Allergene gut eingrenzen. Ein Prick- oder Bluttest zeigt dann, worauf das Kind genau reagiert. 

 Wie wird Asthma bei Kindern therapiert?

Ist die Diagnose Asthma letztlich gesichert, beginnt eine individuelle Therapie. Die Basis bilden meist Medikamente, etwa entzündungshemmende Präparate, die inhaliert werden. Die Anwendung müssen Kinder aber zunächst erlernen. Denn entscheidend ist, dass der Wirkstoff auch wirklich dort ankommt, wo er gebraucht wird. „Es gibt aber mittlerweile immer bessere Modelle, die einfach anzuwenden sind und daher auch von kleinen Kindern benutzt werden können“, so der Chefarzt.

Vier Tipps, worauf Eltern bei einer Asthmaerkrankung ihres Kindes achten sollten

  • Sobald geklärt ist, auf welche Allergene das Kind reagiert, sollte es diesen so wenig wie möglich ausgesetzt sein. Bei einem Heuschnupfen etwa die aktuelle Pollenflugvorhersage beachten und Urlaub in pollenarmen Regionen wie am Meer oder im Hochgebirge planen.
  • Wird eine Allergie gegen Schimmelpilze erkannt, müssen Topfpflanzen aus der Wohnung weichen, da sich in der Blumenerde Schimmelsporen verstecken können. Zudem ist es wichtig, die Wohnung regelmäßig zu lüften.
  • Bei einer Hausstaubmilbenallergie können spezielle Allergiker-Überzüge für die Matratzen helfen, Atemnot in der Nacht zu vermeiden. Teppiche oder Gardinen sollten aus dem Zimmer entfernt werden. Leider gehören auch Stofftiere zu den Staubfängern. Daher ist es wichtig, sie regelmäßig bei mindestens 60 Grad zu waschen oder alternativ für zwölf Stunden ins Tiefkühlfach zu legen und anschließend bei geringerer Temperatur in die Waschmaschine zu geben. So werden die Milben abgetötet.
  • Kinder mit Asthma dürfen sich entgegen der landläufigen Meinung durchaus sportlich betätigen. Allerdings sollten sie sich richtig aufwärmen und jederzeit abbrechen dürfen, wenn die Belastung zu groß wird.
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