Was ist ein Bauchaortenaneurysma?
Die Hauptschlagader, die vom Herzen in den Bauchraum führt, wird als Aorta bezeichnet. Auf Nabelhöhe zweigt sie sich in zwei große Blutströme auf, die in die Beine abgehen. An dieser Hauptschlagader können im Brust- und Bauchbereich sogenannte Bauchaortenaneurysmen entstehen. Dabei handelt es sich um Erweiterungen genauer gesagt Ausbuchtungen in den arteriellen Gefäßen.
„Am besten lässt sich ein Aneurysma an dem Beispiel eines gealterten Fahrradschlauches erklären. Unter Druck ist ein guter Fahrradschlauch überall gleich dick. Falls der Schlauch ausbeult oder an einer Stelle dünner wird, kann er bereits gefährlich werden. Denn es besteht die Gefahr, dass der Schlauch platzt“, erklärt Oguz Coskun, Leitender Arzt der Gefäßchirurgie im Helios Klinikum Gifhorn.
Auch ein Aneurysma kann platzen und dabei die Aortenwand aufreißen. Das führt zu starken inneren Blutungen und es besteht Lebensgefahr.
Bauchaortenaneurysmen sind häufig Zufallsbefunde
Das Tückische an dieser Erkrankung: Bauchaortenaneurysmen sind in der Regel beschwerdefrei. Sie werden oft nur zufällig bei Röntgen- oder Ultraschalluntersuchungen entdeckt.
Erst durch eine Größenzunahme der Bauchaorta machen sich Beschwerden bemerkbar. Es können Rückenschmerzen auftreten, die häufig als Wirbelsäulenleiden oder Nierenschmerzen fehlgedeutet werden. Einige Patient:innen berichten auch über ein starkes Pulsieren im Bauchraum. Sind solche Symptome spürbar, besteht die Gefahr, dass ein Bauchaortenaneurysma platzen kann. Schnelles Handeln ist erforderlich.
Welche Risikofaktoren begünstigen ein Bauchaortenaneurysma?
Es gibt verschiedene Faktoren, die das Risiko für ein Bauchaortenaneurysma erhöhen.
Dazu zählen:
- angeborene Bindegewebsschwäche
- zunehmende Gefäßverkalkungen (Arteriosklerose) ab einem Alter von 45 Jahren
- Rauchen
- hoher Blutdruck
- schlechte Blutfettwerte
Auch das Geschlecht spielt eine Rolle in der Entstehung. So erkranken überwiegend Männer an einem Bauchaortenaneurysma.
Früherkennungsuntersuchungen können Todesfälle verhindern
Eine Vorsorgeuntersuchung in Form einer Ultraschalluntersuchung soll helfen, Aneurysmen früh zu erkennen und Todesfälle zu verhindern. Da Männer häufiger von einem Bauchaortenaneurysma betroffen sind als Frauen, steht ihnen ab einem Alter von 65 Jahren einmalig eine Screening-Untersuchung zu.
Es ist belegt, dass die Früherkennungsuntersuchung bei Männern ab 65 Jahren die Gefahr verringert, dass ein Aneurysma der Bauchschlagader reißt und zum Tod führt. So haben Studien gezeigt, dass bei 1.000 untersuchten Männern etwa drei vorzeitige Todesfälle verhindert werden konnten, weil die Patienten rechtzeitig operiert worden sind.
Ablauf der Untersuchung
Bei der Ultraschalluntersuchung wird die Hauptschlagader an der Stelle mit dem größten Durchmesser vermessen. Dieser befindet sich knapp unterhalb des Abganges der Nierengefäße. Beträgt der Durchmesser weniger als zweieinhalb Zentimeter, ist die Aorta unauffällig. Ist der Durchmesser jedoch größer als drei Zentimeter, liegt ein Aneurysma vor.
Dieses muss regelmäßig mithilfe von bildgebenden Verfahren (zum Beispiel Computertomographie) kontrolliert und vermessen werden. Je nach Form und Größe des Aneurysmas wird entschieden, ob eine Operation notwendig ist.
Ist der Durchmesser eines Aneurysmas größer als fünf Zentimeter ist aus ärztlicher Sicht eine Operation erforderlich. Bei einem Durchmesser von über sieben Zentimetern ist das Risiko eines Risses (Aortendissektion) stark erhöht. Bei raschem Größenwachstum, Symptomen wie Rücken- oder Bauchschmerzen oder bei kugelförmigen Erweiterungen kann auch bei geringerem Durchmesser eine Operation sinnvoll sein.
Behandlungsmöglichkeiten eines Bauchaortenaneurysmas
Ein Bauchaortenaneurysma kann zum einem in einer offenen Operation entfernt und durch eine künstliche Gefäßprothese ersetzt werden. Viel häufiger wird jedoch ein sogenanntes endovaskuläres Verfahren angewendet. Dabei wird über einen Schnitt in der Leiste ein Katheter eingebracht.
In beiden Fällen wird das Einreißen der Schlagader verhindert. Dennoch sind beide Verfahren nicht risikoarm und sollten daher individuell in einem ausführlichen ärztlichen Gespräch entschieden werden.
Die offene Operation
Bei dem offen-chirurgischen Verfahren wird über einen Bauch- oder Flankenschnitt ein aus Kunstfaser gefertigtes Ersatzgefäß in den erkrankten Bereich eingenäht. Bei diesem Operationsverfahren sind nur selten Folgeeingriffe erforderlich. Die Nachteile bestehen in der größeren Herzbelastung während der Operation, dem größeren Schnitt und in der längeren Erholungsphase nach der Operation.
Der Katheter-Eingriff
Bei diesem minimalinvasiven, endovaskulären Verfahren reicht ein kleiner Schnitt in der Leistengegend. Durch diesen wird eine zusammengefaltete Stent-Prothese (kleine mit Kunststoff ummantelte Röhre) in die Bauchschlagader eingebracht und dort unter Röntgenkontrolle entfaltet. Das Blut fließt nun durch die Prothese und belastet nicht mehr die im Bereich des Aneurysmas dünnwandige Hauptschlagader. Vorteile dieser Methode sind die geringe Herzbelastung sowie die sehr rasche Erholung nach der Operation. Allerdings erfordert dieses Verfahren gelegentlich Folgeeingriffe, die jedoch meist über risikoarme Katheterverfahren durchgeführt werden können.