Mit heftigen Bauchschmerzen in die Klinik
Die Freude über das Wiedersehen war auf beiden Seiten groß als Andreas Oehse Mitte April 2021 zu einer Nachkontrolle in die Helios Klinik Schkeuditz kam und von Dr. Stephan Sack, dem Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, gut gelaunt empfangen wurde.
Das erste Aufeinandertreffen von Arzt und Patient vier Monate zuvor hingegen verlief alles andere als heiter. Nach heftigen Bauchschmerzen wurde Andreas Oehse durch den Notarzt ins Klinikum gebracht. Symptome, die etwas derart Dramatisches ankündigten, verspürte er im Vorfeld nicht.
„Alles war in Ordnung, bis zu diesem Augenblick“, erinnert er sich heute. An den Besuch bei seiner Mutter, den er zum Zeitpunkt des Beginns der Schmerzen unternommen hatte, kann er sich noch erinnern – jeder spätere Moment ist aus seinem Gedächtnis gelöscht.
Bauchspeicheldrüse verdaute sich selbst
Bereits erste Untersuchungen in der Klinik lieferten besorgniserregende Befunde. ein katastrophales Bild seines Innenlebens. Dr. Sack erklärt: „Ein Teil der Bauchspeicheldrüse produziert Enzyme und leitet sie an den Zwölffingerdarm weiter. Dort schlüsselt das Sekret die Nahrung in Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette auf und zerkleinert sie. Bei Andreas Oehse war diese Weiterleitung jedoch gestört, wodurch das Organ sich und seine Umgebung praktisch selbst verdaute“, erläutert Dr. Sack.
Betroffen davon war der gesamte hintere Bauchraum des 59-Jährigen. Eine grauenhafte Vorstellung, die bei Nichtbehandlung über kurze Zeit unweigerlich zum Tod des Schkeuditzers geführt hätte. Sein Zustand wurde zusätzlich negativ dadurch beeinflusst, dass neben der Bauchspeicheldrüse vorübergehend auch die Nieren, der Kreislauf und die Lunge in ihren Funktionen versagten.
Infolgedessen musste Oehse nicht nur künstlich ernährt, sondern auch beamtet werden. Mehrere Wochen legten ihn die Ärzt:innen deshalb in ein künstliches Koma. Zudem implantierte man eine Drainage, über die die infizierte Wundflüssigkeit nach Außen abgeleitet werden konnte.
Minimalinvasive Behandlung erhöhte Heilungschancen
Die Hoffnung auf eine baldige Heilung gaben Mediziner:innen und Pflegepersonal dennoch nie auf. „Erste fortschrittliche Signale erhielten wir nach etwa sechs Wochen, als sich auf den Röntgenbildern totes von gesundem Gewebe wieder sichtbar trennte“, berichtet Dr. Sack.
Ab diesem Zeitpunkt war es auch möglich, über ein künstlich angelegtes, etwa zwei Zentimeter großes Loch in der Magenwand, das abgestorbene Gewebe endoskopisch zu entfernen.
Das weiterhin anfallende Wundwasser ließ sich folgend über einen Katheter mit einem Schwamm an der Spitze kontinuierlich absaugen. Ein Verfahren, das bei infizierten äußeren Wunden inzwischen gängige Praxis ist. Der gesamte Vorgang wurde minimalinvasiv „Schlüssellochchirurgie“ ausgeführt. Die Bauchdecke des Patienten musste zu keinem Zeitpunkt geöffnet werden, was die späteren Heilungschancen von Andreas Oehse beträchtlich erhöhte.
Normales Leben ist wieder möglich
Heute geht es Andreas Oehse gut – sein körperlicher Zustand ist mit dem von vor vier Monaten nicht zu vergleichen. Lediglich in den Armen sei der durch den langen Klinikaufenthalt bedingte Muskelschwund für ihn noch spürbar, berichtet der Patient. Tägliche Kraftübungen und lange Spaziergänge sollen aber helfen, seine Fitness schnell wiederherzustellen, betont der Schkeuditzer.
„Ich führe ansonsten wieder ein ganz normales Leben. Angesichts der geringen Überlebenschance, die ich noch vor wenigen Monaten hatte, ist das für mich ein reales Wunder”, freut sich Oehse.
Schon bald, so seine Hoffnung, könne er auch in das Arbeitsleben zurückkehren. Ob Andreas Oehse dabei seinem Beruf als Kraftfahrer wieder nachkommen kann, gilt es noch zu klären. Sein Chef jedoch habe ihm bereits signalisiert, ihn im Zweifel auch in einer anderen Position weiterbeschäftigen zu können.