Wo befindet sich die Bauchspeicheldrüse?
Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) ist ein etwa 15 bis 20 Zentimeter langes Organ, das im Oberbauch liegt, in enger Nachbarschaft zu Magen, Zwölffingerdarm, Leber, Gallenblase, der Milz und großen Blutgefäßen. Dieses Organ hat eine längliche Form und wird in Kopf, Körper und Schwanzbereich unterteilt.
Die Bauchspeicheldrüse hat zwei wichtige Funktionen:
- Sie produziert Verdauungsenzyme, wie Amylase und Lipase, die vor allem an der Fettverdauung beteiligt sind. Mithilfe dieser Enzyme werden Fette, aber auch Proteine und Kohlenhydrate, für den Körper überhaupt erst verwertbar.
- Sie produziert Hormone, wie Insulin und Glukagon, die zur Regulierung des Blutzuckerspiegels dienen.
Bauchspeicheldrüsenerkrankung: Welche Symptome gibt es?
Die Symptome einer Erkrankung der Bauchspeicheldrüse sind vielseitig und oft nicht eindeutig der Bauchspeicheldrüse zuzuordnen. Sie treten meist erst spät, also bei massiven Beschwerden, oder im fortgeschrittenen Stadium auf.
Häufige Beschwerden sind:
- sehr starke Bauchschmerzen, vor allem im Oberbauch
- Appetitlosigkeit
- rascher, ungewollter Gewichtsverlust
- Verdauungsstörungen und Fettstuhl
- permanente Übelkeit und häufiges Erbrechen
- Gelbsucht (Ikterus)
- Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
Welche Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse gibt es?
Eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse nennt sich Pankreatitis. Grundsätzlich wird zwischen einer akuten und einer chronischen Pankreatitis unterschieden. Darüber hinaus gibt es auch gut- und bösartige Pankreastumore.
Akute Pankreatitis
Eine akute Entzündung der Bauchspeicheldrüse äußert sich mit sehr plötzlich auftretenden, starken Oberbauchschmerzen, die bis in den Rücken ausstrahlen. Oft werden diese von starker Übelkeit, Erbrechen, Fieber und grippeähnlichen Symptomen begleitet.
Schon ein leichter Druck auf die angespannte, aber nicht verhärtete, Bauchdecke bereitet den Patient:innen große Schmerzen.
Wenn neben der Bauchspeicheldrüse auch der Gallengang entzündet ist, kann zusätzlich eine Gelbsucht entstehen, die an gelblich gefärbter Haut, gelben Bindehäuten der Augen sowie meist dunklem Urin erkennbar ist.
Ursachen der akuten Pankreatitis
Eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung kann unterschiedliche Ursachen haben. Neben übermäßigem Konsum von Alkohol und Tabak, können auch bestimmte Medikamente, Bakterien oder Viren verantwortlich sein.
Oft sind allerdings auch Gallensteine ursächlich, da diese den Bauchspeicheldrüsengang versperren und das Abfließen der Verdauungssäfte verhindern, wodurch sich diese in der Bauchspeicheldrüse ansammeln.
Klassifizierung der akuten Pankreatitis
Es werden – in Abhängigkeit der Schwere der Erkrankung – drei Stadien der akuten Pankreatitis unterschieden:
- Stadium I: Die Pankreasdrüse schwillt durch eine Flüssigkeitsansammlung an und heilt in der Folge vollständig aus.
- Stadium II: Die Bauchspeicheldrüse reagiert mit partiellem Gewebezerfall und es kommt zu Organkomplikationen außerhalb der Bauchspeicheldrüse.
- Stadium III: Die sehr selten vorkommende sogenannte nekrotisierende Pankreatitis sorgt für Organkomplikationen (vor allem Leber, Galle, Niere) und kann zu einem kompletten Organversagen führen.
Therapie der akuten Pankreatitis
Eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung wird hauptsächlich konservativ behandelt. Der Fokus dabei liegt auf:
- Überwachung der/des Patient:in
- ausreichende Flüssigkeitszufuhr (Infusionen)
- Schmerzbehandlung
Bei schweren Formen ist eventuell eine interventionelle Therapie mit Einlage einer Drainage (Plastikschlauch) und Spülung beziehungsweise eine Ausräumung von abgestorbenem Gewebe notwendig.
Nur bei Multiorganversagen (Leber, Lunge und Nieren) kann eine offene Operation notwendig werden (rund zehn Prozent der Fälle).
Chronische Pankreatitis
Anders als bei der akuten Pankreatitis kommt es bei der chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung zu sich wiederholenden, nicht infektiösen Entzündungen. Die Bauchspeicheldrüse wird durch diese wiederkehrenden Entzündungen permanent weiter geschädigt und verliert zunehmend ihre Funktionsfähigkeit.
Symptome der chronische Pankreatitis
Folgende Beschwerden sind bei der chronischen Pankreatitis zu beobachten:
- Die Schmerzen und Symptome gleichen denen der akuten Pankreatitis. Schon geringe Mengen fettiger Speisen können Übelkeit und Erbrechen auslösen.
- Da eine chronische Pankreatitis die Funktion der Bauchspeicheldrüse immer weiter eingeschränkt, kommt es oft zu massiven Verdauungsstörungen: teilweise dramatischer Gewichtsverlust, Fettstühle oder Durchfall sind die Folge.
- Auch die zweite Funktion der Bauchspeicheldrüse, die Produktion von Insulin kann eingeschränkt sein, sodass in Folge einer chronischen Pankreatitis ein Insulinmangel-Diabetes (ein sogenannter pankreopriver Diabetes mellitus) ausgebildet wird.
Ursachen der chronischen Pankreatitis
Genau wie bei einer akuten Pankreatitis, wird auch bei einer chronischen Pankreatitis ein Zuviel an Alkohol und Tabak als Ursache erkannt. Bei manchen Menschen reichen bereits geringe Mengen Alkohol aus, um den chronischen Verlauf einer Bauchspeicheldrüsenentzündung zu begünstigen.
Auch Medikamente, ein dauerhaft erhöhter Kalziumspiegel im Blut oder eine krankhafte Fettstoffwechselstörung werden als Auslöser angesehen.
Ein Fünftel aller chronischer Fälle ist ursachenfrei. Diese Fälle nennt man idiopathische Pankreatitis.
Therapie der chronischen Pankreatitis
Eine chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse wird interdisziplinär von Gastroenterolog:innen und Chirurg:innen behandelt. Die verschiedenen Fachbereiche arbeiten also zusammen, um die bestmöglichste Therapie gewährleistenzu können.
Konservative Therapie: Im Fokus stehen etwa die Schmerzbehandlung, Diabetesbehandlung und die Gabe von Pankreasenzymen.
Interventionelle Therapie: Dazu gehören Maßnahmen wie Stenteinlage (ein Stent ist ein medizinisches Implantat zum Offenhalten von Gefäßen oder Hohlorganen) in Pankreas und Gallengang mit eventueller Steinentfernung und Spaltung der Papille (Mündung des Ausführungsganges von Pankreasgang und Gallengang).
Chirurgische Therapie: Bei Ausschöpfung aller konservativen oder interventionellen Maßnahmen und weiterhin starker auftretender Schmerzen wird eine Operation empfohlen.
Bauchspeicheldrüsenkrebs
Eine Krebserkrankung an der Bauchspeicheldrüse (Pankreaskarzinom) ist eine bösartige Gewebeveränderung. Meist findet man diese am Pankreaskopf. In über 90 Prozent der Fälle entsteht die Gewebeveränderung durch die Entartung von Drüsenzellen.
Die Betroffenen merken in der Regel sehr lange nichts von dieser Erkrankung. Erst wenn das Krebsgeschwulst auf andere Organe, wie den Gallengang, den Magen oder den Dünndarm drückt, machen sich Symptome bemerkbar. Oft haben die Krebsgeschwulste dann bereits metastasiert, was eine Behandlung erschwert. Die ersten Symptome einer Bauchspeicheldrüsenkrebserkrankung ähneln einer Pankreatitis.
Diagnosemethoden bei Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse
Wenn die Bauchspeicheldrüse erkrankt und (un-)spezifische Symptome auftreten, geben veränderte Blutwerte erste Hinweise darauf, dass etwas mit der Bauchspeicheldrüse nicht stimmt.
Blutuntersuchung
Eine Blutuntersuchung gibt den Ärzt:innen erste Hinweise darauf, woher unspezifische Bauchschmerzen stammen können.
Ultraschall
Ein Ultraschall ist in der Regel immer Teil bei unspezifischen Bauchschmerzen. Da die Bauchspeicheldrüse vom Magen verdeckt wird und daher durch die Bauchdecke nicht gut zu erkennen ist, folgen oft weitere Untersuchungen wie eine Endosonografie.
Staut sich Gallenflüssigkeit in der Bauchspeicheldrüse, ist dies in einem einfachen Ultraschall erkennbar.
Endosonografie
Durch den Mund wird – meist in Kurznarkose – ein medizinisches Gerät bis in den Dünndarm eingeführt, um sich ein Bild von möglichen Gewebeveränderungen zu machen. Während dieser endoskopischen Ultraschall-Untersuchung können Gewebeproben entnommen werden.
Endoskopische retrograde Cholangio-Pankreatikoskopie (ERCP)
Diese Untersuchungsmethode liefert ebenfalls Bilder vom Inneren des Körpers. Mithilfe eines vorher verabreichten Kontrastmittels kann vor allem das System der Drüsen- und Gallengangsysteme sichtbar gemacht werden. Liegt ein verminderter Gallenabfluss vor, kann dies bereits während der Untersuchung behandelt werden.
Spezielle Röntgenverfahren wie CT oder MRT
Die Computertomografie (CT) ist eine Art Röntgenbild. Mithilfe von CT-Aufnahmen lassen sich hier Läsione (zerstörtes Gewebe oder Zellverbände) oder Tumore erkennen. Auch deren Größe und Ausdehnung wird sichtbar.
Mit einem zuvor verabreichten Kontrastmittel, erstellt eine Untersuchung mittels Magnetresonanztomographie (MRT) genaue Darstellungen der Drüsengänge und ermöglicht somit die genaue Lokation eines Tumors.
Laparoskopie (Bauchspiegelung)
Eine Laparoskopie ist eine Bauchspiegelung, die chronische Bauchspeicheldrüsenentzündungen und Pankreastumorerkrankungen im Einzelfall voneinander unterscheiden kann.
Therapieoptionen bei Tumorerkrankungen der Pankreas
Lesen Sie, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, wenn sich in der Bauchspeicheldrüse Krebs ausbildet:
Operative Entfernung
Je nach Größe und Ausdehnung eines Tumors, ist die vollständige oder partielle operative Entfernung der Bauchspeicheldrüse eine Option. Liegt der Tumor mehr im Pankreasschwanz, so erfolgt lediglich die Sektion des betroffenen Teils und des betroffenen umliegenden Gewebes.
Liegt ein Befall des Pankreaskopfes vor, müssen zusätzlich andere Organe entfernt werden: Zwölffingerdarm, Gallenblase, und teilweise der Magen. Hier gilt es, den Schließmuskel des Magens zwischen Magen und Zwölffingerdarm zu erhalten. Dieser ringförmige Muskel reguliert den Nahrungstransport in den Darm. Zusätzlich werden bei jeder Tumoroperation mindestens zehn Lymphknoten entfernt, um zu untersuchen, ob sich im Lymphgewebe bereits Tumorzellen befinden (Lymphknotenmetastasierung).
Wenn sich während der Operation herausstellt, dass bereits eine großflächige Metastasierung stattgefunden hat, ist allein durch eine Operation keine Heilung mehr möglich. Der Fokus liegt dann auf anderen Therapieoptionen wie Chemo- oder Strahlentherapie, mit dem Ziel, einen Tumor zu verkleinern, um ihn zu einem späteren Zeitpunkt zu operieren.
Chemotherapie
Die Chemotherapie wird sowohl nach erfolgreicher Operation, als auch zur palliativen Behandlung bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen eingesetzt.
Im ersten Fall geht es darum, möglichen Rezidiven vorzubeugen, im zweiten Fall, eine Verlangsamung des Tumorwachstums zu erreichen und so die Überlebenszeit deutlich zu verlängern.
Strahlentherapie
Eine Strahlentherapie kann individuell eingesetzt werden, wenn beispielsweise bereits eine Ansiedlung von Tumorzellen in Knochengewebe stattgefunden hat.
Auch die Kombination einer Strahlentherapie mit einer Chemotherapie (Strahlenchemotherapie) kann im Einzelfall eine Möglichkeit sein, das Tumorwachstum zu stoppen.
Schmerzlindernde Therapie
Das oberste Ziel jeder Pankreas-Behandlung ist die maximale Schmerzlinderung gegen die Tumorschmerzen. Hier steht das Stufenmodell der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Verfügung, das sich am individuell empfundenen Schmerz ausrichtet.
Intensität, Qualität und Lokalisation der Schmerzen sind die drei Parameter, die bei der passenden Dosierung berücksichtigt werden.
Risikofaktoren für Bauchspeicheldrüsenerkrankung
In der Forschung werden vier große Risikofaktoren für Bauchspeicheldrüsenerkrankungen genannt. Das sind:
- regelmäßiger Konsum von Alkohol und Tabak
- Stress
- Bewegungsmangel und Übergewicht
- genetische Disposition
Alkohol wird nicht nur in der Leber, sondern auch in der Bauchspeicheldrüse verstoffwechselt. Deshalb ist Alkohol für die Bauchspeicheldrüse ebenso schädlich wie für die Leber. Nikotin-Anteile können ebenfalls eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse auslösen.