Was heißt Beckenendlage?
Die Schwangerschaft ist in drei Trimester unterteilt. In den ersten beiden Trimestern liegt das Baby meist ganz unterschiedlich im Bauch und bewegt sich viel: Mal liegt es mit dem Kopf nach unten und mal mit dem Kopf nach oben, mal liegt es quer und mal diagonal. Im dritten Trimester wird der Platz im Bauch jedoch immer enger, sodass das Baby ab der 34. Schwangerschaftswoche langsam in die Position der Geburt rutscht: Meist liegt es mit dem Kopf nach unten und rutscht nach und nach weiter ins Becken.
Einige Babys, ungefähr fünf Prozent, lassen sich damit aber etwas mehr Zeit und drehen sich nicht in die sogenannte Schädellage, sondern bleiben mit dem Kopf nach oben in der Gebärmutter sitzen. In einem solchen Fall sprechen Frauenärzt:innen und Hebammen von der Beckenendlage (BEL) oder auch Steißlage.
Die verschiedenen Arten der Beckenendlage
Zwar gibt es verschiedene Varianten der Beckenendlage, aber bei allen liegen der kindliche Kopf oben und das Becken unten im Mutterleib. Die Position der Beine ist variabel.
- Reine Steißlage: Die Beine des Babys sind hochgeschlagen, sodass die Füße vor dem Gesicht liegen. Der Steiß geht bei der Geburt voran.
- Vollkommende Steiß-Fuß-Lage: Die Knie des Babys sind zum Bauch hingezogen.
- Unvollkommene Steiß-Fuß-Lage: Das Baby hat ein Bein angehockt und das andere Bein hochgeschlagen.
- Vollkommende Fußlage: Das Baby hat beide Beine nach unten ausgestreckt. Die Füße gehen bei der Geburt voran.
- Unvollkommene Fußlage: Das Baby hat ein Bein nach unten ausgestreckt und das zweite Bein hochgeschlagen.
- Vollkommene Knielage: Das Baby hat beide Beine nach hinten angewinkelt.
- Unvollkommene Knielage: Das Baby hat nur ein Bein im Knie gebeugt, während das zweite Bein hochgeschlagen ist.
„Die reine Steißlage kommt am häufigsten vor bei Geburten in Beckenendlage. Da alle Varianten der BEL als Risikogeburten gelten, ist eine besondere Überwachung nötig. Je nach Situation muss das Kind per Kaiserschnitt auf die Welt kommen", sagt die Leitende Oberärztin.
Gründe und Ursachen für die Beckenendlage
Die Ursachen für eine Beckenendlage sind vielfältig. Einige Mediziner:innen gehen davon aus, dass die Tendenz zur Beckenendlage vererbbar ist. Kam ein Elternteil selbst als Steißgeburt auf die Welt, ist eher damit zu rechnen, dass auch das Ungeborene zu dieser Position neigt. „Eine Beckenendlagen-Geburt kann auch bei Frühchen vorkommen, wenn sich das Baby zum Zeitpunkt der vorzeitigen Geburt noch nicht gedreht hat", erklärt die Berliner Ärztin.
Bei Mehrlingsschwangerschaften liegen die Zwillinge meist verdreht zueinander. Während der eine Zwilling in Schädellage liegt und den Kopf nach unten hat, liegt der andere Zwilling mit dem Po nach unten. Eine Gebärmutterfehlbildung, Myome in der Gebärmutter oder ein verengtes Becken können sich ebenfalls ungünstig auf die Drehung des Kindes auswirken. Auch eine ungünstig liegende Plazenta sowie eine kurze Nabelschnur können eine Steißlage begünstigen.
Welche Risiken birgt die Beckenendlage?
Bei der Beckenendlage kommt der Kopf des Babys zuletzt durch den Geburtskanal. Wenn das Baby mit dem Po oder den Füßen vorangeht, sind die Wände des Geburtswegs und der Muttermund nicht so gut eröffnet wie beim Durchtritt des Kopfes. Beim Voranschreiten der Geburt liegt die Nabelschnur zwischen dem Kopf und dem Geburtskanal der Mutter.
Der Kopf des Babys klemmt unter der Geburt beim Austreten die Nabelschnur ab, wodurch es kurzfristig zu einer Mangelversorgung mit Sauerstoff kommt. Ist dieser Zeitraum kurz, stellt das kein Problem für die Gesundheit des Babys dar. Erst bei einer längeren Unterversorgung mit Sauerstoff, ist mit Schäden zu rechnen.
Äußere Wendung bei Beckenendlage
„Circa drei bis vier Wochen vor dem errechneten Entbindungstermin können wir noch versuchen, das Baby durch eine äußere Wendung zu drehen", sagt Dr. Annette Isbruch. Bei der äußeren Wendung versucht die Ärztin oder der Arzt das Kind von außen mit sanften, schiebenden Bewegungen in der Gebärmutter zu drehen.
Das Baby soll dabei eine Art Purzelbaum machen und sich mit dem Kopf nach unten legen. Das ungeborene Kind wird dabei durchgehend mit dem Wehenschreiber (CTG) überwacht. In 50 bis 70 Prozent der äußeren Wendung gelingt das Vorhaben. Für den Fall, dass es nicht klappt, sollte während der Geburt immer alles für einen Notfall-Kaiserschnitt vorbereitet sein.
Übungen und Tipps, um das Baby zu drehen
Indische Brücke
Neben der äußeren Wendung gibt es die Methode „Indische Brücke“. Dabei lagert die Schwangere täglich für einige Minuten Bauch und Becken hoch, sodass das Baby zu einer Drehung angeregt wird. Dadurch soll sich das Baby in eine bequemere Position begeben. Diese Methode sollte jedoch nur in Absprache mit den betreuenden Ärzt:innen oder der Hebamme erfolgen.
Wärme-Akupunkturtechnik
Die sogenannte Moxibustion soll die Bewegung des Kindes anregen, bis es sich schließlich dreht. Um das zu erreichen, wird ein bestimmter Punkt am kleinen Zeh mit einer glimmenden Beifußkraut-Zigarre erwärmt. Zwischen Zigarre und Haut ist ausreichend Abstand, sodass es zu keinen Verbrennungen kommt. Der Akupunkturpunkt steht in Verbindung mit der Gebärmutter. Die Fußreflexzonenmassage verfolgt ein ähnliches Prinzip.
Glockentrick
Der Klang eines Glöckchens im Vaginalbereich soll die Neugier des Kindes wecken und es anregen, sich in diese Richtung zu drehen.
Taschenlampe
Die Schwangere kann mit einer leuchtenden Taschenlampe vom Kopf des Babys ausgehend nach unten den Weg zeigen. Durch das Licht soll das Baby ebenfalls dazu animiert werden, sich in die richtige Position zu drehen.
Beckenendlagengeburt
„Ob eine normale Geburt in Beckenendlage stattfinden kann, klären wir rechtzeitig vorab. Ultraschalluntersuchungen des Kindes und Untersuchungen des mütterlichen Beckens mittels Magnetresonanztomographie bei Erstgebärenden werden miteinander abgeglichen. Schlussendlich wird im persönlichen Gespräch mit der Schwangeren entschieden, was individuell der richtige Weg ist“, sagt Dr. Annette Isbruch.
Wenn Risikofaktoren vorhanden sind, zum Beispiel das Kind zu schwer oder zu groß für das Becken der schwangeren Frau ist, wird ein Kaiserschnitt einer normalen Geburt in Beckenendlage vorgezogen. Bei Steißgeburten kommt es zudem häufiger zu Dammschnitten, aber diese werden, wenn möglich, vermieden.
Voraussetzungen für eine vaginale Geburt bei Beckenendlage
- Bauchumfang des Babys ist nicht wesentlich kleiner als Kopfumfang
- keine Geburtskomplikationen zu erwarten
- Becken der Mutter ist nicht zu eng
- erfahrene Geburtshelfer:innen begleiten die Geburt
Kaiserschnitt bei Beckenendlage
Sollte eine vaginale Geburt zu risikoreich für Mutter und/oder Kind sein, zum Beispiel bei einem großen Kopfumfang des Babys, kommt es meist zu einer Entbindung per Kaiserschnitt.
Gründe für einen geplanten Kaiserschnitt sind unter anderem:
- Frühgeburt, sodass die Geburt möglichst schonend für das Kind abläuft
- enges mütterliches Becken
- Kind wiegt über 4.000 Gramm
Trotz Beckenendlage ist eine natürliche Geburt möglich
Eine normale Geburt trotz Beckenendlage ist möglich und sicher, wenn die nötigen Rahmenbedingungen geprüft wurden und Geburtshelfer:innen die entsprechende Erfahrung vorweisen können. Schwangere sollten im Vorfeld alle Vor- und Nachteile mit den Ärzt:innen besprechen und die Risiken abwägen. Gibt es von ärztlicher Seite grünes Licht, eignet sich die Gebärposition im Vierfüßlerstand, da sie schonender ist und den Gebärprozess für Mutter und Kind erleichtert.