Welche Blasenentleerungsstörungen gibt es?
Abhängig von ihrer Ursache werden im Wesentlichen zwei Arten von Blasenentleerungsstörungen unterschieden:
Mechanische Blasenentleerungsstörung
- Als Ursache kommen Abflusshindernisse im Harnweg (Harnablagerungen oder Harnsteine) oder eine Harnröhrenverengung infrage.
Neurogene Blasenentleerungsstörung
- Als Ursache kommt eine fehlerhafte Kontraktion der Blasenwand oder eine verzögerte Erschlaffung des Verschlussmuskels infrage. In der Regel liegt hier eine Schädigung des Rückenmarks zugrunde. Ebenso möglich sind Schädigungen des Nervengeflechts vor dem Kreuzbein sowie eine Blasenüberdehnung.
Diagnostik bei Blasenentleerungsstörungen
Die Grundlage der Diagnose bildet dabei eine ausführliche Befragung der Krankenvorgeschichte (Anamnese) sowie eine gründliche Körperuntersuchung. In der Regel füllen Sie hierzu einen Fragebogen aus. Darüber hinaus benötigen wir oftmals ein sogenanntes Miktionstagebuch, eine tabellarische Auflistung Ihrer täglichen Trinkmenge, von Häufigkeit und Menge des Wasserlassens sowie von Inkontinenzepisoden.
Zudem erfolgt eine Urinuntersuchung. Hier legen wir eine Urinkultur an, um zu prüfen, welche Bakterien sich in Ihrem Urin befinden. Ein Ultraschall gibt uns Aufschluss über die Dicke Ihrer Niere sowie der Harnblasenwand. Darüber hinaus erkennen wir dadurch ebenfalls, ob sich Restharn in Ihrer Harnröhre befindet.
Kann aus den Ergebnissen dieser Basisdiagnostik keine Therapie abgeleitet werden, kommen erweiterte Maßnahmen zum Einsatz. Hierzu zählen beispielsweise die Blasendruckmessung (Urodynamik), die Messung des Harnstrahls (Uroflowmetrie) oder die Harnröhren- und Blasenspiegelung (Urethrozystoskopie).
Therapie bei Blasenentleerungsstörungen
Aufgrund der zahlreichen und verschiedenen Ursachen der Harninkontinenz gibt es auch ein breites Spektrum an therapeutischen Möglichkeiten. Entsprechend der vorliegenden Harninkontinenzursache muss eine individuelle Behandlung erfolgen.
Konservative Maßnahmen
Aufgrund der Blasenentleerungsstörung gilt es zunächst, die Flüssigkeitszufuhr zu reduzieren, um eine Überfüllung der Harnblase zu vermeiden. Darüber hinaus trainieren wir mit Ihnen das willentliche Urinieren zu gemeinsam festgelegten Zeiten. Beckenbodengymnastik und eine medikamentöse Therapie kommen zur zusätzlichen Unterstützung zum Einsatz.
Medikamentöse Therapie
Die Gabe von Anticholinergika mindert die Muskelkontraktionen an der Harnblase und erhöht die Harnblasenkapazität. Dadurch schaffen wir den für eine Heilung benötigten Freiraum. Die Injektion von Botox führt zu einer mehrmonatigen Erhöhung der Harnblasenkapazität. Dieses Medikament verwenden wir, wenn eine Therapie mit Anticholinergika fehlschlägt.
Wenn Nebenwirkungen von Botox oder Anticholinergika auftreten, kommen weitere Medikamente zum Einsatz.
Blasenschrittmacher
Haben wir eine mechanische Blasenentleerungsstörung ausgeschlossen und eine neurogene Blasenentleerungsstörung (von einem Nerv, einer Nervenzelle oder vom Nervensystem ausgehend) nachgewiesen, kann ein Blasenschrittmacher Abhilfe schaffen.
Um den Erfolg abschätzen zu können, erfolgt zunächst ein Testlauf. Hierbei setzen wir – unter Vollnarkose, aber ohne Hautschnitt – Elektroden an die Nerven des unteren Rückens. Anschließend können Sie mittels eines Steuergerätes durch die Abgabe eines elektrischen Impulses feststellen, ob eine Blasenentleerung möglich ist. Die Nerven, die für den Verschluss der Harnblase zuständig sind, werden durch diese Steuerung stimuliert, die Blase wird kontrolliert entleert.
Nach erfolgreichem Testlauf erfolgt die Implantation eines Gerätes unter die Haut oberhalb des Gesäßes, an welches wir die Elektroden unterhalb der Haut anschließen. Der Eingriff ist minimalinvasiv mit einem kleinen Hautschnitt. Über eine Fernbedienung können Sie den Schrittmacher steuern.