Blasenschwäche ist mit Scham verbunden
Betroffene schweigen, ziehen sich oft aus dem Alltag zurück; Aktivitätseinschränkungen oder gar soziale Isolation sind die Folge. „Die Lebensqualität ist massiv eingeschränkt“, sagt Lena Jessen, Leitende Oberärztin in der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe im Helios Klinikum Schleswig.
Regelmäßig sieht die Medizinerin in der Beckenbodensprechstunde Patientinnen die einen langen Leidensweg hinter sich haben: „Wir wissen, dass sich nur etwa ein Drittel der Patienten an ihren Arzt wendet.“ Was viele nicht wissen ist, dass sich Inkontinenz in vielen Fällen gut behandeln lässt.
Bei einer leichten Harninkontinenz können Stärkungsübungen der Beckenbodenmuskulatur bereits hilfreich sein – schwierigere Fälle erfordern weitergehende Therapiemaßnahmen.
So funktioniert der Blasenschrittmacher
Das kleine Gerät stimuliert die Nerven, die für die Steuerung der Harnblase verantwortlich sind. Unwillkürlicher Urinverlust oder aber ein plötzlicher oder häufiger Drang, zur Toilette zu müssen, werden dadurch reduziert.
„Technisch gesehen funktioniert diese Therapie ähnlich wie ein Herzschrittmacher“, erklärt Lena Jessen das Verfahren. Weil mit dieser Methode unterschiedliche Funktionsstörungen von Blase und Enddarm behandelt werden können, spricht man auch von einem Blasen- oder Darmschrittmacher.
Die Implantation erfolgt in zwei separaten kurzen minimalinvasiven Eingriffen. Zunächst wird eine Elektrode in die Nähe der Sakralnerven im Kreuzbein platziert und mit dem Schrittmacher verbunden. Während dieser Phase wird der Schrittmacher außerhalb des Körpers am Gürtel getragen. Ist die Therapie erfolgreich, wird in einem zweiten Schritt der Schrittmacher unter die Haut implantiert. Das erfolgt meist in der Gesäßregion oder einer Stelle am Bauch.
Fakten zum Blasenschrittmacher
Ein Blasenschrittmacher ist rund vier mal fünf Zentimeter groß und knapp acht Millimeter flach. Das Gerät sendet permanent schwache Impulse, die individuell programmiert werden können. Mithilfe einer „Fernbedienung“ können die Patient:innen den Schrittmacher steuern – die Impulsstärke anpassen oder auch das Gerät an- und ausschalten.