Was ist der Blinddarm?
Der Blinddarm, oder medizinisch korrekt das Coecum, ist der erste Abschnitt des Dickdarms und trägt seinen Namen, weil dieser Darmabschnitt blind endet. Medial, also zur Körpermitte hin, am oberen Ende des Coecums, mündet der letzte Abschnitt des Dünndarms, das sogenannte Ileum, in den Dickdarm und stellt so die Darmverbindung her. Der Volksmund bezeichnet ein ganz anderes Organ als „Blinddarm“, nämlich den sogenannten Wurmfortsatz, den Appendix.
Viele Menschen glauben, dass der Wurmfortsatz keine nennenswerte Funktion habe, weil er ja oft einfach herausoperiert wird. Das ist nicht korrekt: Der Wurmfortsatz ist gemeinsam mit dem Ileum hochaktiver Bestandteil des Immunsystems. In seinem Inneren befindet sich lymphatisches Gewebe, das den Körper bei der Abwehr von Krankheitserregern oder entarteten Zellen unterstützt.
Weit verbreitete Irrtümer über die Blinddarmentzündung
Auch über die Blinddarmentzündung selbst gibt es verbreitete Irrtümer: Denn in den meisten Fällen ist nicht der Blinddarm selbst entzündet, sondern der bis zu zehn Zentimeter lange Wurmfortsatz des Blinddarms. Er ist auch der Namensgeber für seine Entzündung, die Appendizitis. Der Wurmfortsatz ist sehr schmal und durch eine falsche Lage im Bauchraum oder die Verstopfungen durch Kotsteine oder besonders harten Stuhl entsteht eine erhöhte Bakterienkonzentration, die zu einer Entzündung führen kann.
Wie wird eine Blinddarmentzündung erkannt?
Trotz immer modernerer Untersuchungsmethoden – wie der Ultraschalluntersuchung, Computer- oder Kernspintomographie – erfolgt die Diagnosestellung in erster Linie klinisch: Beim Abtasten des Bauches ist die Region im rechten Unterbauch druckschmerzhaft (Ärzt:innen bezeichnen das als positives McBurney-Zeichen), im linken Unterbauch kann ein Loslassschmerz bei tieferem Hineindrücken bestehen (positives Lanz-Zeichen).
Bis zum heutigen Tag gibt es keinen zuverlässigen Blutwert, der für eine akute Appendizitis beweisend ist oder diese sicher ausschließt. Im Blut können die weißen Blutkörperchen als Zeichen einer akuten Infektion erhöht sein. Nach wie vor stehen die ausführliche Anamnese mit den klinischen Symptomen und die gründliche körperliche Untersuchung der Patient:innen im Vordergrund. In Zusammenschau der Befunde (körperliche Untersuchung, Laborwerte und dem Ultraschallbefund) wird aus den Puzzleteilchen langsam ein Bild.
Welche Symptome sind typisch für eine Blinddarmentzündung?
Der Wurmfortsatz enthält sehr viele kleine Lymphknoten und wird deshalb häufig – in Anlehnung an die Rachenmandeln – als Darmmandel bezeichnet.
Ist dieser entzündet kommt es zu starken Bauchschmerzen. Häufig beginnen die Schmerzen im Bereich des Bauchnabels und wandern innerhalb weniger Stunden in den rechten Unterbauch. Hinzu kommen gelegentlich Fieber, Übelkeit oder Erbrechen, aber auch Durchfall oder Verstopfung.
Da die Lage des Wurmfortsatzes stark variieren kann (er kann über, vor oder hinter dem Blinddarm liegen), können die Schmerzen ebenso an anderen Stellen als dem rechten Unterbauch auftreten.
Die Symptome sind so uneinheitlich, dass die Appendizitis gerne als Chamäleon unter den Magen-Darm-Erkrankungen bezeichnet wird.
Anfänglich ist der Bauch noch weich. Ist er hingegen ganz hart und überall druckschmerzhaft, ist das ein Zeichen für höchste Eile – dann kann das Bauchfell von der Entzündung mitbetroffen sein. Unbehandelt kann ein geplatzter Wurmfortsatz (Blinddarm-Durchbruch) im Extremfall durch Blutvergiftung sogar tödlich sein.
Manchmal entwickeln sich die Symptome jedoch erst mit der Zeit – weswegen Sie bei unklaren Bauchschmerzen stationär zur Beobachtung aufgenommen werden. Dabei kann man viele weitere Ursachen für Bauchschmerzen (Harnleiterkolik, Harnblasenentzündung, Eierstockzysten oder –entzündungen) abklären.
Wie wird eine Blinddarmentzündung behandelt?
Steht die Diagnose fest und ist eine Operation notwendig, wird die Appendektomie (Entfernung des Wurmfortsatzes) laparoskopisch, also minimalinvasiv über eine Spiegelung des Bauches und kleine Schnitte vorgenommen. Die bei der Operation verwendeten Fäden sind selbstauflösend. Selten ist heutzutage ein großer Schnitt notwendig. War es eine Blinddarmentzündung ohne Durchbruch, darf man in der Regel schon nach drei Tagen wieder nach Hause.