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Wie erkenne ich Boreout?

Langeweile als Krankheitsfaktor? Das klingt erst einmal für viele unglaublich. Und selbst wenn, nichts leichter, als selbst etwas dagegen zu tun, oder? “Deine Probleme möchte ich haben", müssen sich deshalb viele Betroffene anhören, die von ihrem „Boreout“ erzählen. Aber was steckt dahinter?

Mentale Gesundheit - Erschöpfung & Burn Out

Was ist Boreout?

Eine medizinische Definition des Begriffs Boreout gibt es nicht. „Boreout wird oft als Erschöpfungszustand beschrieben, der durch Unterforderung oder Langeweile hervorgerufen wird. Ein Mensch möchte aktiv sein, seine Begabungen zur Anwendung bringen, gute Kontakte am Arbeitsplatz haben und vor allem wissen und erleben, dass die Arbeit Sinn macht", so Prof. Andreas Broocks, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie in den Helios Kliniken Schwerin.

Jemand hat ein aufwändiges Studium absolviert, findet aber keinen angemessenen Arbeitsplatz, schlägt sich so durch mit Gelegenheitsjobs – und leidet. Zu viel Zeit, die nicht sinnvoll gefüllt werden kann. Andere sind beruflich irgendwie auf ein Abstellgleis geraten: Es ist eine gesicherte Stelle, zum Beispiel in einer Behörde, aber der Inhalt der Arbeit wird langweilig. Oft wären die Aufgaben mittags bereits fertig, aber es müssen noch einige Stunden abgearbeitet werden. Dann meldet sich wieder dieses Gefühl einer gewissen Sinnlosigkeit. Hinzu kommt gegebenenfalls Ärger deutlich weniger qualifizierte und geeignete Vorgesetzte. Vieles könnte besser laufen, aber die eigenen Einflussmöglichkeiten sind begrenzt oder nicht vorhanden.

Alles hinschmeißen, dieser Gedanke meldet sich immer wieder mal, aber wie wäre man dann abgesichert? Würde man eine andere ausreichend bezahlte Stelle finden? Am Ende kann dies zu Gedankenzwängen, Schlafstörungen und depressiven Verstimmungen führen. Angestellte geraten öfter als Freiberufler in die Boreout-Falle, wenn ihnen Aufstiegschancen und Möglichkeiten zur freieren Gestaltung der eigenen Arbeit fehlen", sagt der Chefarzt. Allerdings: In der Coronapandemie sind gerade Freiberufler:innen viel stärker von Nachteilen und Sorgen betroffen.

Welche Symptome gibt es beim Boreout?

Ein Boreout äußert sich vor allem in körperlicher und psychischer Erschöpfung, obwohl auf den ersten Blick kein Grund dafür besteht. Die üblichen Verdächtigen wie Stress oder körperliche Auslastung sind nicht vorhanden.

Typische Beschwerden von Boreout sind: 

  • Magen-Beschwerden
  • Kopfschmerzen und Schwindel
  • Tinnitus
  • häufige Erkältungen und andere Infekte
  • Schlafstörungen
  • Depressionen
  • Gereiztheit  

Helios Kliniken Schwerin

Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und Ärztlicher Direktor der Carl-Friedrich-Flemming-Klinik

Boreout wird oft als Erschöpfungszustand beschrieben, der durch Unterforderung oder Langeweile hervorgerufen wird

Was lässt sich gegen Boreout tun?

Grundsätzlich wichtig ist, sich mit der Problematik zu beschäftigten. Dann geht es um ganz konkrete Veränderungen der Arbeitssituation, und es braucht häufig eine Portion Mut für den ersten Schritt, aber es lohnt sich. Unter Umständen kann dies auch bedeuten, sich einen neuen Job zu suchen. Ein regelmäßiges und ausreichend intensives körperliches Training trägt maßgeblich dazu bei, sich wieder wohler in seiner Haut und auch insgesamt belastbarer zu fühlen.

Hilfreich ist es, sich im Beruf besser abzugrenzen, um auch wieder mehr Zeit zu haben für andere Aktivitäten und für Lebensbereiche, die aus Langeweile und Zeitmangel vernachlässigt wurden. Ein klärendes Gespräch mit der Chefin/dem Chef kann zu neuen Aufgaben und neuen Herausforderungen führen.

Grundsätzlich helfen innere Werte dabei, sich nicht „verbiegen“ zu lassen. Wer merkt, dass er allein nicht weiterkommt, sucht sich am besten rechtzeitig ärztliche Hilfe. Auf jeden Fall sollte gehandelt werden, bevor sich eine manifeste depressive Erkrankung eingestellt hat.

Auf den Körper hören und Symptome ernst nehmen

Es ist manchmal schwierig, einen Boreout zu erkennen. Erst, wenn die unspezifischen Symptome gehäuft auftreten, erkennen die meisten Mediziner:inner einen Zusammenhang. 

Deshalb sollte bei körperlichem und psychischem Unwohlsein immer auch die Lebenssituation der Betroffenen einbezogen werden. Wer sich häufig langweilt, sollte ein Gespräch mit Vorgesetzten suchen oder schauen, wie eigene Aufgaben verändert werden könnten.

„Wer das Gefühl hat, dass Burn-out oder Boreout bei ihm oder ihr eine Rolle spielen könnten, sollte mit einem Arzt oder Therapeuten sprechen", so Prof. Andreas Broocks. Wenn sich die psychische Krise zuspitzt, gibt es jederzeit sofortige Hilfe über den kassenärztlichen Notdienst oder eine Klinik.

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