Was ist eine Brachytherapie?
Wird in der Prostata ein Tumor diagnostiziert, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Neben der vollständigen Entfernung der Prostata als radikalste Behandlungsform kommen Hormon- und Strahlentherapie zum Einsatz. Bei der Brachytherapie wird der Tumor von innen bestrahlt. Dafür werden kleine radioaktive Metallstifte, sogenannte Seeds, in der Prostata platziert. Sie ermöglichen eine lokal begrenzte und damit sehr gezielte Bestrahlung des Karzinoms (bösartige Gewebeveränderung).
Diese Behandlungsform wird auch als Low-Dose-Rate-Brachytherapie (LDR) bezeichnet. Vier Millimeter kurze und sehr dünne Titanstifte werden dauerhaft in die Prostata implantiert. Sie enthalten radioaktives Jod-125 und geben die Strahlung in schwachen Dosen etwa ein Jahr lang ab.
Für wen eignet sich die Brachytherapie?
Bei lokal begrenztem Prostatakarzinom kann die Behandlung des Patienten ausschließlich oder in Ergänzung zu anderen Therapien über eine Brachytherapie erfolgen. Voraussetzung ist allerdings, dass sich noch keine Metastasen gebildet haben. Insofern kommen nur Patienten mit leichtem bis mittlerem Risikokrebs für die alleinige Behandlung mit der Brachytherapie infrage. Bei Hochrisikokrebs hat sich die Kombination mit einer externen Bestrahlung als äußerst effektiv erwiesen.
Wie läuft eine Brachytherapie genau ab?
Vor dem operativen Eingriff wird mittels Ultraschall die genaue Größe und Form der Prostata bestimmt. Aus diesen Daten ergeben sich die Anzahl, die Strahlungsintensität und die Platzierung der Seeds. Insgesamt werden 50 bis 60 der Titanstifte implantiert. Die hohe Anzahl ermöglicht eine flächendeckende, gleichmäßige Bestrahlung des Tumors. Die Dosierung der Radioaktivität wird von Strahlentherapeut:innen und Urolog:innen auf jeden Patienten individuell abgestimmt.
Die Implantation der Seeds erfolgt zumeist unter Vollnarkose. Zunächst wird eine Ultraschallsonde im Rektum, einem Teil des Enddarms, platziert. Sie erlaubt eine genaue Abbildung der Prostata im Längs- und Querschnitt und damit eine fortwährende Beurteilung. Da sich die Prostata in direkter Nähe zur Harnblase befindet, wird ebenfalls ein Blasenkatheter gelegt.
Mittels einer Art Lochschablone werden 20 bis 30 feine Hohlnadeln über den Dammbereich des Patienten in die Prostata geführt. Entsprechend der Ergebnisse der Voruntersuchung und der strahlenphysikalischen Berechnungen vor Ort werden darüber die Seeds positioniert und je Hohlnadel hintereinander abgelegt. Der Eingriff dauert insgesamt nur etwa 90 Minuten.
Bei einer LDR-Brachytherapie kann der Patient häufig bereits am Folgetage die Klinik wieder verlassen.
Wie sieht die Nachbehandlung aus?
Bei der LDR-Therapie ist eine regelmäßige Nachkontrolle ausreichend. Die erste Kontrolluntersuchung findet etwa sieben Tage nach dem Eingriff statt. Nach sechs Wochen werden mittels Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) Sitz und Strahlungsintensität der Seeds überprüft. Sie enthalten einen Goldstreifen, der sie sichtbar macht. Diese Art der Qualitätskontrolle ist bei anderen Behandlungsformen eines Prostatakarzinoms nicht möglich, worin ein wesentlicher Vorteil der Brachytherapie liegt. Insgesamt bleibt der Patient zehn bis 15 Jahre nach der Behandlung unter ärztlicher Beobachtung.
Welche Risiken und Nebenwirkungen gibt es?
Die Brachytherapie ist ein minimalinvasiver Eingriff. Neben den Eintrittsstellen der Hohlnadeln gibt es keine weiteren Verletzungen, wie etwa größere Schnittwunden. Grundsätzlich bedeutet aber jeder chirurgische Eingriff ein gewisses Risiko. Auch eine Vollnarkose ist nicht risikofrei. Im Vergleich zur operativen Entfernung der Prostata ist die Seed-Behandlung aber wesentlich schonender für den Patienten. Bezogen auf eine externe Bestrahlung als alternative Behandlungsmethode schädigt die Strahlung, die von den Seeds ausgeht und eine sehr geringe Reichweite hat, nicht das Gewebe und die Organe im Umfeld der Prostata.
Als Nebenwirkungen können gerade kurz nach dem Eingriff durch die radioaktive Strahlung und die Einpflanzung der Seeds Reizerscheinungen in der Prostata entstehen. Diese treten in 50 bis 60 Prozent der Fälle innerhalb der ersten sechs Wochen auf. Sie können aber medikamentös behandelt werden und nehmen im Jahresverlauf ab.
Ebenso können Spuren von Blut im Urin oder der Samenflüssigkeit auftreten. Darüber hinaus können die Harnwege oder der Enddarm gereizt worden sein, was kurzzeitige Beschwerden verursacht. Inkontinenz und Potenzstörungen treten eher selten auf. Sie sind vorübergehend und behandelbar.
Welche Kosten entstehen und wer trägt diese?
Die Kosten für eine stationäre Behandlung eines Prostatakarzinoms mit der Brachytherapie tragen die gesetzlichen Krankenkassen. Der Gemeinsame Bundesausschuss und der Bewertungsausschuss haben die LDR-Brachytherapie als gleichwertige Alternative zur Prostataentfernung und äußeren Strahlentherapie anerkannt.
Besteht infolge der kassenärztlichen Vorsorgeuntersuchung durch Befragung und Tastuntersuchung des Patienten der Verdacht auf Prostatakrebs, kann eine Blutuntersuchung genaueren Aufschluss geben. Dabei wird der Wert des prostataspezifischen Antigens (PSA) ermittelt. Es handelt sich dabei um ein Eiweiß, das nur in der Prostata gebildet und im Blut nachgewiesen wird. Ein erhöhter PSA-Wert kann auf einen Tumor deuten. Bei sehr hohen Werten ist die Wahrscheinlichkeit eines bereits fortgeschrittenen Krebsstadiums mit Metastasenbildung hoch. Der PSA-Test ist allerdings keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen zur Früherkennung. Die Kosten der Analyse belaufen sich auf 25 bis 35 Euro.