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Brustkrebs: ein Erfahrungsbericht

Was als kleine Delle an der Brust anfing, in eine Behandlung gegen Brustkrebs überging und schließlich im Wiederaufbau der Brust im Helios Klinikum Berlin-Buch endete – das ist die Krankheitsgeschichte von Petra Pischke. Wenn sie sie jedoch erzählt, dann ist es eine Geschichte vom Glück.

Gespräch zwischen Patientin und Frauenärztin

Merkwürdige Delle an der Brust

Die Geschichte von Petra Pischke aus Waren (Müritz), Justizbeamtin im Ruhestand, beginnt am 1. August 2019 mit einer kleinen Vertiefung an der Brust, direkt neben der Brustwarze. Sobald die 64-Jährige den Arm hebt, ist sie weg, nimmt sie ihn runter, ist sie wieder da. Verwundert betrachtet sie die schmale Delle. Gerade mal ein Drittel des Fingernagels am kleinen Finger beträgt die Vertiefung. Weich ist sie, kein Knubbel, nichts Hartes zu fühlen.

„Merkwürdig“, denkt sie, „Ist da eine Vene?“. Sie zögert nicht lange und geht zu ihrer Frauenärztin, denn die Krebsvorsorge steht bald wieder an. Auch die Frauenärztin sieht bei der Untersuchung sofort die kleine Delle und wird stutzig. Sie verweist Frau Pischke direkt an das nächstgelegene Brustzentrum, welches sie noch gleich am selben Tag aufsucht.

Diagnose Brustkrebs

Obwohl es bereits Freitagnachmittag war, also Feierabend, hatten sich der zuständige Arzt und eine Narkoseärztin bereit erklärt, länger zu bleiben und eine Gewebeprobe zu entnehmen. Fünf Tage später dann die Diagnose: „Es ist Brustkrebs.“ Der Arzt spricht die Worte wirklich aus. Er erklärt Frau Pischke, dass keine Chemotherapie oder Bestrahlung vorgenommen werden muss - aber die Brust muss abgenommen und ein Implantat eingesetzt werden. „Für mich hörte sich das wie eine annehmbare Lösung an: Implantat rein und wieder zu“, sagt Frau Pischke.

„Es lässt sich nicht gut damit leben“

Am 21. August 2019 ist die alte Brust weg und das Implantat eingesetzt. Optisch sieht alles sehr gut aus, stellt der Arzt fest. Doch irgendetwas fühlt sich für Petra Pischke nicht ganz richtig an. Sie sagt: „Ja optisch sieht es gut aus, aber es lässt sich nicht gut damit leben.“ Heute sagt sie: „Es hat mich eigentlich jede Minute gestört. Es tat immer weh. Das Implantat lag nie so, dass ich es mal nicht gespürt habe.“ Auch Petra Pischkes Körper sagt nein. Die Brust fängt an, ihr große Schmerzen zu bereiten. Sie verformt sich und schwillt an. Der Grund: eine Kapselfibrose (harte bindegewebsartige, teilweise schmerzhafte Kapsel) hat sich gebildet. Doch zunächst wollten Petra Pischke und ihr Mann um den Erhalt der neuen Brust kämpfen. 

Glück und Unglück sind nicht weit voneinander entfernt

„Mein Mann hat mich bei allem begleitet und unterstützt. Das macht viel aus, jemanden an seiner Seite zu haben“, sagt Frau Pischke. So wie ihr Behandlungsverlauf, ist auch die Geschichte um das Paar ganz besonders. Kennengelernt haben sie sich über eine Zeitungsannonce. „Wir haben uns am Mittwoch bei einem Essen das erste Mal getroffen, dann waren wir am Freitag einen Kaffee trinken und zwei Wochen später ist mein Mann bei mir eingezogen“, erzählt Frau Pischke.

Beide haben bereits einen Ehepartner an Krebs verloren – mit nur kurzem zeitlichen Abstand. Wie Petra Pischke und ihr Mann später herausgefunden haben, liegen die Beiden nur wenige Bäume voneinander entfernt in demselben Friedwald. Sie stellen sich heute gerne vor, wie sich ihre beiden Engel getroffen und Kuppler gespielt haben, nach dem Motto: „Bist du schon lange hier? Guck mal, wie die da unten trauern. Wollen wir mal versuchen die zusammenzubringen? Und das ist denen gut gelungen.“

Brustaufbau mit Eigengewebe

Nach der Untersuchung hat Dr. Oliver Thamm, Chefarzt der Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie im Helios Klinikum Berlin-Buch, schnell einen Lösungsvorschlag für Petra Pischke: Das Implantat kommt raus und die Brust wird gerettet durch einen Wiederaufbau mit Eigengewebe. In einem mikrochirurgischen Verfahren soll das Fettgewebe vom Bauch entfernt und in die Brust eingesetzt werden. „Das war die allerletzte Chance, die Brust zu retten“, erklärt Frau Pischke. „Mit dieser Behandlung konnte nicht nur der Prozess des Brustaufbaus zügig angegangen, sondern auch die Brustwarze gerettet werden“, erklärt Dr. Thamm.

Wichtig bei diesem Verfahren ist, dass das transplantierte, verpflanzte Gewebe als neue Brust ausreichend durchblutet wird. Dafür wird eine neue Blutgefäßverbindung geschaffen. „Ein Brustaufbau mit Eigengewebe hat verschiedene Vorteile: das Ergebnis fühlt sich natürlicher an und ist nachhaltig. Außerdem entfällt die Notwendigkeit eines oft notwendigen Implantatwechsels“, erklärt der Plastische Chirurg.

„Das sind zwei Paar Schuhe“

„Die ersten zwei Tage nach der Operation waren für mich schon hart“, berichtet Frau Pischke. Nach der Operation wird sie auf eine Überwachungsstation verlegt, um die neue Brust nach dem Eingriff engmaschig zu beobachten. „Mithilfe der Medikamente ging es mir nach zwei bis drei Tagen allerdings richtig gut. Ich konnte mich immer mehr bewegen und von da an ging es nur bergauf“, sagt sie. Den Unterschied zwischen dem Brustimplantat und ihrer jetzigen Brust mit Eigengewebe beschreibt Petra Pischke mit den Worten: Das sind zwei Paar Schuhe. Ich würde allen Betroffenen diesen Weg empfehlen. Meine jetzige Brust ist einfach weich und warm.

Für sie war die umfangreiche Beratung wichtig und hat sie schließlich überzeugt, diesen Weg zu gehen.

Aufklärung und Austausch

Frau Pischke wünscht sich mehr Aufklärung und mehr Austauschmöglichkeiten für Betroffene, die nach einer Brustkrebsbehandlung auch über die Optionen des Brustwiederaufbaus nachdenken.

„Es sollte daran gearbeitet werden, dass sich die Patientinnen mehr mit anderen Frauen austauschen können. Und, dass man mehr Bildmaterial zum Vergleich hat: eine Brust mit Implantat und eine mit Eigengewebe. Wie sieht der Bauch nach der Gewebeentnahme aus? Das ist, was die Frauen interessiert. Sie fragen sich: wie kann meine Brust wieder gut aussehen?“

„Ich kann jetzt aus eigener Erfahrung sprechen. Ich möchte mit meiner Geschichte und Erfahrung anderen helfen und etwas Positives rüberbringen.“

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