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Brustkrebs in der Schwangerschaft – Diagnose und Behandlung

Mammakarzinom: Diese Diagnose erhalten in Deutschland rund 70.000 Frauen pro Jahr. Damit ist Brustkrebs – so der gängige Name – die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Besonders belastend ist die Diagnose Brustkrebs in der Schwangerschaft. 

gynäkologisches Beratungsgespräch

Der Einfluss des Alters auf Brustkrebs in der Schwangerschaft

Etwa drei Prozent der Brustkrebsdiagnosen erhalten Frauen, die ein Kind erwarten – Tendenz steigend. Zurückzuführen ist diese Zunahme auf das steigende Durchschnittsalter von Frauen, die zum ersten Mal Mutter werden. Es liegt mittlerweile bei rund 30 Jahren. Mit zunehmendem Alter besteht jedoch auch ein erhöhtes Risiko für bösartige Tumore. Kurz: Je älter eine Frau, desto höher das Brustkrebsrisiko.

Dass Frauen während einer Brustkrebstherapie schwanger werden, ist dagegen äußerst selten. Nach der Diagnose werden Patientinnen in ausführlichen Gesprächen über den Krankheitsverlauf und mögliche Therapien informiert. Dabei empfehlen Ärzt:innen in aller Regel, während der Brustkrebstherapie zu verhüten und eine Schwangerschaft zu vermeiden. Eine Schwangerschaft nach einer Brustkrebsbehandlung ist möglich und erhöht nicht das Risiko eines Rückfalls (Rezidiv).

Brustkrebs-Diagnose: Erschwerte Diagnostik bei schwangeren Frauen

Schwangere Frauen haben zwar grundsätzlich kein erhöhtes Brustkrebsrisiko gegenüber Nicht-Schwangeren. Allerdings kann es bei ihnen schwieriger sein, einen Tumor in der Brust zuverlässig zu diagnostizieren.

Der Grund dafür ist, dass sich das Brustdrüsengewebe einer Frau verändert, wenn sie schwanger wird. Dies kann dazu führen, dass Ärzt:innen krankhaftes Tumorgewebe nicht richtig erkennen oder fälschlicherweise als eine Folge der Schwangerschaft deklarieren. Umso wichtiger ist in dieser Zeit eine sorgfältige Vorsorge. Ertastbare oder sichtbare Unregelmäßigkeiten wie Orangenhaut, Einziehungen der Brustwarze oder der Haut sollten umgehend abgeklärt werden.

Oberste Priorität bei der Krebsdiagnostik hat der Schutz des ungeborenen Kindes. Daher wird bei Frauen während der Schwangerschaft auf Diagnoseverfahren verzichtet, die mit einer starken Strahlenbelastung einhergehen. Stattdessen kommen alternative Verfahren zum Einsatz: zum Beispiel eine Biopsie, ein MRT (Magnetresonanztomographie), Ultraschalluntersuchungen oder Labordiagnostik.

Wenn notwendig, kann nach der Frühschwangerschaft – etwa ab der 12. Schwangerschaftswoche (SSW) – eine Mammographie durchgeführt werden. Bei der Untersuchung wird der Unterleib der Frau dann mit einer strahlendichten Abdeckung geschützt.

Schwangerschaftsabbruch oder nicht?

Viele schwangere Brustkrebspatientinnen beschäftigt vor allem eine Frage: Kann ich mein Kind trotz der Brustkrebserkrankung behalten oder muss ich meinen Kinderwunsch (zunächst) aufgeben?

Die gute Nachricht: In den meisten Fällen beeinträchtigt die Schwangerschaft den Krankheitsverlauf der werdenden Mutter nicht. Somit ist es grundsätzlich möglich, das Kind auch mit Brustkrebs auszutragen. Unter seltenen Umständen können die behandelnden Ärzt:innen allerdings zu einer Abtreibung raten – etwa wenn sie ein hohes Risiko für das Kind befürchten.

Ob die Schwangerschaft fortgesetzt werden kann, wird jeweils im Einzelfall entschieden. Neben dem Risiko für die Mutter und der individuellen Tumorbiologie spielt dabei das Schwangerschaftsalter eine große Rolle, also die erreichte Schwangerschaftswoche der Patientin.

Brustkrebs-Therapie: Behandlung abhängig vom Schwangerschaftsalter

Die Art der Brustkrebstherapie bei Schwangeren unterscheidet sich kaum von der Behandlung nichtschwangerer Frauen. Eine Ausnahme ist der sogenannte HER2-positive Brustkrebs – eine besonders aggressive Form des Mammakarzinoms. Hier verbietet sich eine Antikörpertherapie. Zudem werden eine mögliche Bestrahlung oder Anti-Hormontherapie immer auf einen Zeitpunkt nach der Entbindung verschoben.

Bei der Planung der Therapie kann sich zudem die Reihenfolge der medizinischen Therapieverfahren verändern, um Mutter und Baby bestmöglich zu schützen. Je nach Schwangerschaftsalter haben sich dabei unterschiedliche Krebstherapien etabliert.

Behandlung in der frühen Schwangerschaft

Vor einer Operation wird bei Krebstherapien oftmals eine sogenannte primäre oder neoadjuvante Chemotherapie angesetzt. Diese soll den diagnostizierten Tumor verkleinern, bevor er operativ entfernt wird. In den ersten Wochen und Monaten der Schwangerschaft kann die aggressive Chemo beim ungeborenen Kind jedoch zu Schädigungen in der Organentwicklung führen.

Verspricht diese Therapie dennoch die beste Prognose für die Patientin, kann ein Abbruch der Schwangerschaft erwogen werden. Dadurch können die primäre Chemotherapie und die operative Entnahme des Tumors wie empfohlen durchgeführt werden. Daran schließen häufig eine Strahlentherapie und manchmal auch eine antihormonelle Therapie (auch: endokrine Therapie) an, um das Rückfallrisiko zu senken.

In den meisten Fällen kann ein Schwangerschaftsabbruch vermieden werden. Dann werden Krebszellen vor dem Eingriff häufig mithilfe einer sogenannten adjuvanten Chemotherapie bekämpft. Dieses Verfahren ist auch während der Schwangerschaft möglich, jedoch erst ab dem 2. Trimester. Erst nach der Entbindung folgen Bestrahlung und Anti-Hormontherapie, sofern notwendig.

Behandlung nach der Frühphase

Ist die Phase der frühen Schwangerschaft überstanden, sind die Organe des Babys in der Regel so weit ausgebildet, dass eine primäre Chemotherapie ganz normal eingesetzt werden kann. Je nach dem errechneten Geburtstermin wird die Chemo allerdings zwischendrin unterbrochen und nach der Entbindung fortgesetzt. Operation, Bestrahlung und antihormonelle Behandlung erfolgen ebenfalls erst nachdem das Kind auf der Welt ist.

Behandlung kurz vor dem Geburtstermin

Ist der errechnete Entbindungstermin zum Zeitpunkt der Krebsdiagnose nur noch acht Wochen oder weniger entfernt, wird die Therapie zumeist auf die Zeit nach der Entbindung verschoben. Dann kommen die Standardverfahren zum Einsatz, die abhängig von den Tumoreigenschaften auch ohne Schwangerschaft angewendet werden.

Geburt mit Brustkrebs

Eine Geburt mit Krebs folgt im Prinzip den gleichen Regeln wie eine reguläre Entbindung. Frauen können ihr Kind auch mit Brustkrebs gesund zur Welt bringen. Ob die Geburt auf natürlichem Weg erfolgt oder etwa per Kaiserschnitt, entscheiden die Ärzt:innen abhängig von Schwangerschaftswoche, Kindslage und möglichen vorherigen Entbindungen. Ist die Therapie noch im Gange spielt auch die Behandlungssequenz eine Rolle.

Bei Patientinnen, die eine Chemotherapie unterbrochen oder kürzlich abgeschlossen haben, sollte die Zahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) sorgfältig kontrolliert werden. Zeigt die Zahl dieser Abwehrzellen noch eine Immunschwäche, muss diese behandelt werden.

Stillzeit bei Brustkrebs

Das Stillen ist nach einer erfolgreichen operativen Brustkrebsbehandlung meistens ganz normal möglich. Die Laktation, also die Produktion der Muttermilch, wird durch die Krankheit in den meisten Fällen kaum beeinträchtigt.

Anders liegt die Sache, wenn im Rahmen einer Mastektomie eine Brust vollständig chirurgisch entfernt werden muss. Wurde der Tumor mit einer brusterhaltenden Operation und anschließender Nachbestrahlung behandelt, bleibt die Milchbildung dagegen erhalten. Allerdings kann sie in der bestrahlten Brust geringer ausfallen als in der gesunden Brust.

Wenn eine Patientin ihre laufende Chemotherapie nach der Geburt fortsetzen muss, sollte sie vorher unbedingt abstillen. Die giftigen Wirkstoffe der Chemo (Zytostatika) geraten auch in die Muttermilch und können ein gefährliches Risiko für das Baby darstellen. Meistens kann die Mutter ihr Kind jedoch noch einige Zeit stillen, bevor die Chemotherapie fortgesetzt wird.

Spätere Schwangerschaft nach Brustkrebs

Junge Brustkrebspatientinnen im gebärfähigen Alter mit einem Kinderwunsch sorgen sich häufig um ihre künftige Familienplanung, gerade wenn die Schwangerschaft abgebrochen werden muss. Hat die Erkrankung Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit und die Zahl der Eizellen?

Die erfreuliche Antwort: Meistens steht dem Kinderwunsch nach einer überstandenen Brustkrebserkrankung nichts im Weg. Junge Frauen, die während ihrer Schwangerschaft eine korrekte Brustkrebsbehandlung erhielten, haben laut Studien später weder ein höheres Risiko für einen Rückfall noch eine schlechtere Prognose erneut schwanger zu werden.

Beratung und Unterstützung für Betroffene

Brustkrebs in der Schwangerschaft kann starke Ängste auslösen und Betroffene psychisch beeinträchtigen. Zu allem Überfluss gehören Patientinnen mit Mammakarzinom laut Experten des Robert-Koch-Instituts zur Risikogruppe für einen schweren Verlauf von COVID-19 nach einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2.

Diverse Anlaufstellen bieten neben weiteren Informationen zum Thema Krebs auch Empfehlungen zum Umgang mit den psychischen Belastungen an: Brustzentren, onkologische Praxen und Frauenarztpraxen sowie die Beratungsstellen der Deutschen Krebshilfe oder von lokalen Krebshilfen.

Auch im Internet findet sich ein breites Informationsangebot. Fündig werden Sie etwa auf den Seiten der Deutschen Gesellschaft für Krebs, der Deutschen Krebsgesellschaft oder des Deutschen Krebsforschungszentrums.

Professionelle Rundum-Unterstützung im Brustzentrum

Frauen in einem fortgeschrittenen Krebsstadium ohne Chance auf Heilung werden mit einem palliativen Therapieansatz behandelt. Erkrankte mit einer solchen Prognose sollten eine qualifizierte und zertifizierte Einrichtung aufsuchen wie etwa ein Brustzentrum.

In solchen Einrichtungen stehen den Patientinnen neben Psychoonkolog:innen, Breast Nurses, Onkolog:innen, Physiotherapeut:innen, Palliativärzt:innen und Palliativpflegenden auch Sozialarbeiter:innen und Seelsorger:innen zur Seite. Das Team begleitet die Betroffenen durch ihren gesamten Krankheitsverlauf, bezieht Angehörige ein und stellt auf Wunsch Kontakt zu Selbsthilfegruppen, Hospizdiensten und anderen Einrichtungen her, die das Leben erleichtern können. Scheuen Sie sich nicht, dieses Angebot anzunehmen.

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