Was passiert bei einer Bypass-OP?
Bei einem Bypass (Umleitung) werden körpereigene Gefäße zur Überbrückung von Verengungen und Verschlüssen auf die Herzkranzgefäße genäht. Die Gefäße, die hier als Umleitungskanäle zum Einsatz kommen (bypass-grafts), werden während der Operation entnommen. Das können Beinvenen, Armarterien oder Brustwandarterien sein. Durch diese kann das Blut nach der Operation ungehindert fließen und der Herzmuskel erhält wieder genügend Blut und Sauerstoff.
Das Aufnähen eines Bypasses erfordert ausgezeichnetes Fingerspitzengefühl und wird mithilfe einer Lupenbrille durchgeführt. So können die Operateur:innen Gefäße von nur wenigen Millimetern Durchmesser präzise miteinander verbinden.
Die Bypass-Operation zur Behandlung verengter oder verschlossener Herzkranzarterien ist ein Alternativverfahren zum Einsatz einer Gefäßstütze (Stent) über einen Katheter. Das Katheterverfahren ist zwar weniger belastend für die Patient:innen, allerdings ist es nicht immer die beste Behandlungsoption.
Gerade bei schwer zugänglichen Arterien oder längeren Engstellen an den Gefäßen, der Erkrankung mehrerer Herzkranzarterien oder bei Diabetes mellitus ist eine Bypass-OP das Verfahren der Wahl.
Welche Möglichkeiten einer Bypass-OP gibt es?
In Deutschland zählt die Bypass-Operation zu den häufigsten herzchirurgischen Eingriffen. Im Vorfeld einer Operation findet eine ausführliche Diagnostik statt. Anhand der Ergebnisse kann abgeklärt werden, welche der folgenden Methoden infrage kommt.
Total-arterielle Bypass-OP
Bei diesem Verfahren werden vorrangig die beiden Brustwandarterien zur Überbrückung verwendet. Diese entspringen der Schlüsselbeinarterie und verlaufen beidseitig auf der Innenseite des Brustkorbs und parallel zum Brustbein. Aus der Brustwand herausgelöst und T-förmig aneinandergesetzt können mit diesen beiden Arterien fast immer alle zu behandelnden Herzkranzarterien erreicht werden.
Des Weiteren besteht die Möglichkeit, Venen vom Bein oder die Schlagader vom Unterarm einzusetzen. Je nach Notwendigkeit werden diese zur Bypass-Versorgung zusätzlich und minimalinvasiv entnommen.
Hochrisiko-Bypass-OP am schlagenden Herzen
Die klassische Herz-Bypass-Operation erfolgt unter Einsatz der Herz-Lungenmaschine. Diese erlaubt es, am stillgelegten Herzen den neuen Blutleiter durch eine feine Naht mit der zu behandelnden Herzkranzarterie zu verbinden.
Alternativ dazu hat sich eine minimalinvasive Operationstechnik entwickelt, die es ermöglicht, einen Bypass am schlagenden Herzen ohne Hilfe der Herz-Lungenmaschine anzulegen (off pump coronary artery bypass).
Bei der sogenannten MIDCAB-Operation (minimal-invasive direct coronary artery bypass) wird über einen kleinen Schnitt am Brustkorb die Herzkranzarterie der Herzvorderwand mit einem Bypass versorgt.
Ein Vorteil dieses Operationsverfahrens ist die Vermeidung negativer Effekte durch den Einsatz der Herz-Lungenmaschine. Hiervon profitieren insbesondere ältere Patient:innen mit schweren Begleiterkrankungen wie einer chronischen Nierenschwäche, neurologischen Erkrankungen oder einem Diabetes mellitus. Gerade das Schlaganfallrisiko während des Eingriffs kann mit dieser Methode nahezu ausgeschlossen werden.
Komplexe Rezidiv-Bypass-OP
Betroffene, die sich bereits einer Herz-Bypass-Operation unterziehen mussten, können erneute Engstellen oder Verschlüsse an den Herzkranzgefäßen oder an den Bypass-Gefäßen entwickeln. Sollten diese nicht mit einer Gefäßstütze (Stent) mittels Katheter behandelt werden können, ist oftmals nur eine neuerliche Bypass-Operation notwendig.
Eine zweite Herzoperation ist aufwendiger und mit einem höheren Risiko behaftet als ein erstmaliger Eingriff am Herzen. Verwachsungen erschweren den chirurgischen Zugang zum Herzen und oftmals ist die Vorderwand des Herzens mit dem Brustbein verklebt.