Was ist Cholesterin?
Cholesterin ist eine fettähnliche Substanz, die in der Leber produziert wird. Es dient dem Körper als Energielieferant und wird als Botenstoff dringend benötigt. Cholesterin kommt unter anderem in unseren Zellwänden vor und bildet die Grundlage für die Herstellung verschiedener körpereigener Substanzen wie Gallensäure, Vitamin D und Hormone.
Unterschiede zwischen LDL- und HDL-Cholesterin
Es gibt zwei Arten von Cholesterin: HDL-Cholesterin und LDL-Cholesterin.
HDL-Cholesterin:
- gilt als „gutes“ Cholesterin
- HDL = High-Density Lipoprotein (Lipoprotein hoher Dichte)
- schützt die Blutgefäße: „räumt“ auf und beugt einer Arterienverkalkung vor, indem es abgelagertes Cholesterin an den Gefäßwänden wieder einsammelt und zurück zur Leber transportiert, sodass es über die Galle ausgeschieden wird
- hoher HDL-Wert geht mit einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einher
LDL-Cholesterin:
- gilt als „schlechtes“ Cholesterin
- LDL = Low-Density Lipoprotein (Lipoportein niedriger Dichte)
- transportiert Cholesterin aus der Leber in den Körper, wo es bei zu viel LDL im Blut zu Ablagerungen an den Gefäßwänden führt
- hoher LDL-Wert geht mit Risiko für Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen einher
Was sagt der Cholesterinspiegel aus?
Wie viel Cholesterin ein Mensch im Blut hat, lässt sich am Cholesterinspiegel ablesen. Er wird durch eine Blutprobe ermittelt. Für jede Altersklasse gibt es Referenzwerte für das Gesamt-Cholesterin im Blut. Im Alter tendiert der Cholesterinspiegel dazu anzusteigen, was regelmäßige Kontrollen nötig machen kann.
Diese Cholesterinwerte in Milligramm pro Deziliter gelten für Babys, Kinder und Erwachsene als unbedenklich:
Babys und Kinder:
- Neugeborene bis vier Wochen: 50 bis 165 mg/dl
- Fünf Wochen bis zwölf Monate: 60 bis 175 mg/dl
- 13 Monate bis 17 Jahre: 75 bis 210 mg/dl
Erwachsene:
- ab 18 Jahre: <200 mg/dl
Ursachen & Risikofaktoren für einen hohen Cholesterinspiegel
In Deutschland haben deutlich mehr als 50 Prozent der über Dreißigjährigen einen erhöhten LDL-Cholesterinwert, der über der Obergrenze von 200 mg/dl liegt. Ihr Risiko für Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall steigt statistisch gesehen stetig an. Dafür ist häufig eine ungesunde Lebensweise verantwortlich.
Auch genetische Faktoren können den Cholesterinspiegel ansteigen lassen. „Bei der sogenannten familiären Hypercholesterinämie, kurz FH, handelt es sich um eine Störung des Fettstoffwechsels, die erblich bedingt ist. Betroffene haben wegen eines vererbten Gendefekts ihr ganzes Leben lang erhöhte LDL-Cholesterinwerte sowie ein sehr hohes Risiko für Arteriosklerose", sagt Prof. Dr. Brigitte Mayinger, Chefärztin im Helios Klinikum München West.
Es gibt aber auch Menschen, die trotz hoher Cholesterinwerte gesunde Gefäße und deshalb nur ein geringeres Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall haben.
Weitere Risikofaktoren für erhöhtes Cholesterin sind:
- Diabetes mellitus
- Schilddrüsenunterfunktion
- nephrotisches Syndrom und Gallenstau (Cholestase)
- Medikamente
- Schwangerschaft
- chronischer Stress
Hoher Cholesterinspiegel: Symptome und Diagnostik
Dass die Cholesterinwerte erhöht sind, merken Betroffene in der Regel nicht selbst. Daher sind regelmäßige Blutuntersuchungen wichtig, um möglichen Spätfolgen vorzubeugen. Ab dem Alter von 35 Jahren sollte dies alle fünf Jahre erfolgen. Bei einer familiären Vorbelastung oder anderen Risikofaktoren können die Werte auch alle ein bis zwei Jahre überprüft werden.
Diagnosemethoden und wichtige Blutwerte
Um festzustellen, ob die Blutfette erhöht sind, wird eine Blutuntersuchung durchgeführt. Hierfür sollte man nüchtern sein. Das entnommene Blut wird im Labor auf Triglyceride (gehören zur Gruppe der Nahrungsfette), LDL-, Non-HDL- und HDL-Cholesterin sowie auf das Gesamtcholesterin untersucht. Bei erhöhten Werten erfolgt eine zweite Blutentnahme, diesmal nach der Nahrungsaufnahme.
Zusätzlich zur Blutentnahme findet eine ausführliche Anamnese, bei der unter anderem bestehende Erkrankungen, die Familienanamnese sowie Ernährungs- und Lebensgewohnheiten erfragt werden, statt.
Im Rahmen der körperlichen Diagnostik werden der Body-Mass-Index (BMI) und die Bauchfettverteilung genauer betrachtet. Außerdem wird der Blutdruck gemessen sowie Herz und Lunge abgehört.
Weitere diagnostische Verfahren können einen Ultraschall (Sonografie) der Schlagadern umfassen, um mögliche Gefäßverkalkungen zu beurteilen.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch LDL-Cholesterin
Betroffene sollten die langfristigen Folgen eines unbehandelten, hohen Cholesterinspiegels nicht unterschätzen. „Ein hoher Cholesterinspiegel schadet den Gefäßen und ist ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie die koronare Herzkrankheit", sagt die Chefärztin. Bei Menschen, die über längere Zeit erhöhte Blutfettwerte haben, lagert sich LDL-Cholesterin in den Gefäßen ein und führt zu einer Verhärtung der Gefäße, auch Arteriosklerose genannt.
Die Ablagerungen (Plaques) verengen die Gefäße und hemmen dadurch den Blutfluss. Dadurch erhöht sich das Risiko, dass diese aufbrechen und sich Blutgerinnsel bilden. Ein verstopftes Gefäß kann je nach betroffener Stelle im Körper zu einem Herzinfarkt, Schlaganfall oder einer arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) führen.
Behandlungsmöglichen, um den Cholesterinspiegel zu senken
Welche Maßnahmen und Strategien aktiv dazu beitragen können, die Cholesterinwerte zu senken, sollten Erkrankte mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt besprechen. So gibt es stets individuelle Empfehlungen, die sich positiv auswirken können.
Ernährungsumstellung
Grundsätzlich gilt: Vor allem der Konsum von tierischen Fetten sollte wegen des hohen Gehalts an gesättigten Fettsäuren lieber eingeschränkt werden. Sie führen zu einem umgehenden Anstieg des LDL-Cholesterins. Eigelb, Innereien, Aal oder Räucherfisch, die Haut von Fisch und Geflügel ist nur in Maßen zu genießen. Das gilt auch für Butter und Schmalz, fetthaltiges Fleisch oder fette Milchprodukte wie Sahne, Crème fraîche oder Vollfett-Käse.
Oft genügen bereits kleine Veränderungen in der Ernährung, um Blutfettwerte wieder in den Griff zu bekommen. Seit einigen Jahren ist beispielsweise bekannt, dass der tägliche Verzehr von einer Handvoll Walnüssen den Cholesterinspiegel nachweislich senken kann – und fast so wirkungsvoll ist wie die Einnahme entsprechender Medikamente. Walnüsse, aber auch fetter Fisch wie Lachs sind besonders reich an gesunden Omega-3-Fettsäuren, die sich positiv auf den LDL-Cholesterinspiegel auswirken können. Auch roh verzehrter Sellerie kann sich positiv auf die Blutfettwerte auswirken.
„Ein erster Schritt zur medizinischen Behandlung von Fettstoffwechselstörungen besteht deshalb immer in einer Ernährungsberatung zur Umstellung auf eine individuell gesündere, vor allem aber bewusstere Lebensweise. In manchen Fällen normalisieren sich nur leicht erhöhte Blutwerte allein durch diese Maßnahme“, rät Prof. Dr. Brigitte Mayinger.
Auch beim Körpergewicht sollte ein Body-Mass-Index von 20 bis 25 kg/m² angestrebt werden. Bei Männern sollte der Bauchumfang bei unter 94 Zentimeter und bei Frauen bei unter 80 Zentimeter liegen.
Medikamente
Reicht eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten nicht aus, kann auch eine medikamentöse Therapie sinnvoll sein. Von der hausärztlichen Praxis können Patienten Medikamente verschrieben bekommen, die das Enzym hemmen, welches im Körper für die Bildung des Cholesterins verantwortlich ist. Auch gibt es Wirkstoffe, welche die Aufnahme von Cholesterin in die Leber verbessern.
Welches Medikament geeignet ist, entscheidet sich immer individuell. Um zu prüfen, ob das Medikament wirkt, sollten regelmäßig die Blutwerte untersucht werden.
Lebensstiländerungen
Neben einer ausgewogenen Ernährung und einer medikamentösen Behandlung können Menschen mit erhöhten Cholesterinwerten noch weitere Bereiche ihres Lebens anpassen.
„Dazu sollten Sie mehr Bewegung in Ihren Alltag einbauen, etwa indem Sie die Treppe anstelle des Aufzugs nutzen oder sich in einem Sportverein anmelden“, sagt die Chefärztin. Es kann hilfreich sein, sich zu überlegen, wie sich Sport am besten in den Alltag integrieren lässt, um diesen zu einer dauerhaften Routine zu machen.
Bei Stress produziert die Leber vermehrt LDL-Cholesterin, was zu einem Anstieg führt. Betroffene sollten daher im Alltag ausreichend Zeit für Ruhepause, Meditation oder autogenes Training einplanen.