Corona und Autoimmunerkrankung der Haut
Patientinnen und Patienten mit schweren chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen und Kollagenosen (seltene rheumatische Erkrankungen), ebenso wie Patientinnen und Patienten unter immunsuppressiver Therapie könnten ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf einer SARS-CoV-2-Infektion haben.
Weltweit wird dies zwar untersucht, gesicherte Daten stehen jedoch noch aus. Klar ist jedoch: „Diese Patientengruppen sind generell anfälliger für Infekte. Daher müssen sie sich besonders konsequent vor einer Infektion schützen“, rät Prof. Dr. Alexander Kreuter, Chefarzt der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen, und verweist auf die aktuell empfohlenen Schutz- und Hygienemaßnahmen des Robert-Koch-Instituts (RKI).
Sich des Infektionsrisikos bewusst sein
Die hohe Infektanfälligkeit Betroffener liegt zum einen am entzündlichen Geschehen selbst. Denn auch durch ein stark aktiviertes Immunsystem kann die Infektabwehr geschwächt sein: Bei beispielsweise rheumatischen Erkrankungen und Autoimmunerkrankungen richten sich die Entzündungszellen gegen körpereigene Strukturen und verursachen rheumatypische Symptome. Damit fallen diese jedoch für die Infektabwehr aus beziehungsweise sind abgeschwächt.
Medikation nicht eigenmächtig ändern
Zudem nehmen viele Patientinnen und Patienten Medikamente, die die Immunabwehr unterdrücken. In diesem Zuge rät der Dermatologe dringlich ab, aus Angst vor einer möglichen Corona-Infektion eigenmächtig die Medikation abzusetzen: „Der plötzliche Wegfall der Immunsuppression (Unterdrückung der körpereigenen Abwehr) kann zu einer wiederaufkommenden beziehungsweise stark verstärkten Symptomatik der Grunderkrankung führen, die wiederum das Infektionsrisiko erhöht“, sagt Prof. Kreuter.
Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) schreibt dazu in einer Stellungnahme: Nach aktuellen Wissensstand besteht bei den folgenden Medikamenten beziehungsweise Medikamentengruppen bei korrekter Anwendung kein erkennbar erhöhtes Risiko für/bei Virus-Infektionen:
- IL-17-, IL-23- und IL-12/23- Blocker
- Fumarsäureester, Apremilast
- Methotrexat
Bei den TNF-Blockern (das sind Arzneistoffe, die in der Behandlung von entzündlichen tErkrankungen Anwendung finden) könnte ein geringfügig erhöhtes Risiko vorliegen, insbesondere für die Substanz Infliximab. Bei Ciclosporin ist die Datenlage uneinheitlich. In vorausgehenden Virus-Endemien wiesen mit Ciclosporin exponierte Transplantat-Patient:innen keine signifikant erhöhten Risiken für Komplikationen auf, wobei diese vermutlich gesonderten Schutzmaßnahmen unterlagen. Laut der DDG ist grundsätzlich Vorsicht geboten bei:
- Älteren Patientinnen und Patienten (über 60 Jahre)
- Patientinnen und Patienten mit Komorbidität (unter anderem Diabetes, chronisch obstruktive Lungenerkrankung, kurz COPD)
- Patientinnen und Patienten mit bekannter Infektneigung unter der laufenden Therapie.
Impfschutz prüfen
Alle Risikopatient:innen sollten darüber hinaus ihren Impfschutz (insbesondere gegen Pneumokokken und Grippeerreger) überprüfen und in Abstimmung mit Fachärzt:innen vervollständigen. „Ebenso wichtig wie der eigene Schutz, ist die sogenannte Umgebungsprophylaxe: Angehörige und enge Kontaktpersonen sollten prinzipiell auch über die empfohlenen Schutzimpfungen verfügen“, ergänzt Kreuter.
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