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Corona-Impfung: Was Sie wissen sollten

Es herrscht eine große Diskussion und Informationsflut zum Thema Corona-Impfung. Um so transparent wie möglich über die Impfung und die Impfstoffe zu informieren, haben wir die wichtigsten bereits bekannten Fakten gebündelt zusammengestellt.

15. Februar 2022
Covid-19-Impfung bei einer Seniorin

Corona-Impfung: Die Empfehlungen der STIKO

Aktuell sind in Deutschland fünf Impfstoffe zugelassen: Biontech/Pfizer Comirnaty®, Moderna, AstraZeneca Vaxzevria®, Janssen (Johnson und Johnson) und Nuvaxovid (Novavax). Laut Robert Koch-Insitut wurden bis Mitte Februar 2022 in Deutschland 168,2 Millionen Impfdosen verabreicht (Stand: 15.02.22).

Die aktuelle Impfempfehlung der STIKO (Ständige Impfkommission) können Sie hier nachlesen.

Wie wird geimpft?

Jede Impfung wird in zwei Etappen durchgeführt. Die Impfabstände sind abhängig vom eingesetzten Präparat. Personen, die bisher eine Impfung mit dem Impfstoff Janssen erhalten haben, sollen künftig ebenfalls eine zweite Impfung erhalten. Die STIKO empfiehlt eine Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff.

Die STIKO empfiehlt einen Impfabstand von:

  • Mindestens vier bis sechs Wochen für mRNA-Impfstoffe (BioNTech/Pfizer, Moderna) sowie bei Kreuzimpfungen (Vektor-basierter Impfstoff + mRNA-Impfstoff)
  • zwölf Wochen und für über 60-jährige der Vektor-basierten Impfstoff von AstraZeneca
  • Ab acht Wochen und für über 60-Jährige der Vektor-basierte Impfstoff Janssen 

Was ist das besondere an einem mRNA-Impfstoff?

Derzeit sind fünf Covid-19-Impfstoffe in der EU zugelassen: von BioNTech/Pfizer, Moderna, Astra Zeneca, Janssen (Johnson und Johnson) und Nuvaxovid (Novavax). Die Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna basieren auf mRNA und unterscheiden sich dadurch von allen bisherigen Impfstoffen.

Herkömmliche Impfstoffe enthalten einen abgeschwächten Erreger oder Bausteine des Erregers. Nach der Impfung bildet der Körper unter anderem Antikörper und Gedächtniszellen. Bei einer Infektion ist das Immunsystem so vorbereitet und kann den Erreger sofort bekämpfen.

Neu ist die Möglichkeit auf Basis von mRNA (messenger Ribonukleinsäure oder auch Boten-RNA) Impfstoffe herzustellen. Die hier eingesetzte mRNA enthält den Bauplan für ein bestimmtes Oberflächenprotein von SARS-CoV-2, das „Spike-Protein“. Die mRNA ist im Falle der Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna in spezielle Fetthüllen verpackt. AstraZeneca nutzt die Möglichkeit, die mRNA in die Hülle eines Schimpansen-Adenovirus zu verpacken. Beide Varianten stellen sicher, dass die mRNA effizient von der menschlichen Zelle aufgenommen werden kann. Hier liefert sie den Bauplan zur Produktion des viralen Proteins. Gegen das virale Protein richtet sich dann die Immunabwehr des Körpers. Der gesamte Vorgang imitiert damit den natürlichen Prozess einer viralen Infektion.

Die Nutzung eines mRNA-Impfstoffes ist sehr vielversprechend. Da er keine Virus-Proteine enthält und keine Covid-19 Erkrankung verursachen kann, ist er besonders risikoarm. Die DNA im Zellkern wird nicht beeinflusst, vielmehr wird die mRNA nach einigen Tagen auf natürlichem Weg abgebaut. Ein Einbau der mRNA in die DNA des menschlichen Körpers ist nicht möglich.

Gleichzeitig ist ein Impfstoff auf dieser Basis schnell herzustellen. Gerade in der aktuellen Situation, in der schnellstmöglich ein Impfstoff zur Verfügung gestellt beziehungsweise auf neue Varianten modifiziert werden muss, ist das ein großer Vorteil.

Das Robert Koch-Institut weist jedoch darauf hin, dass die Datenlage für diese Fälle sehr begrenzt ist, es bleibt also immer eine Einzelfallentscheidung, die den Nutzen und das Risiko abwägt

Wie gut wirkt so ein Impfstoff?

Alle in Deutschland zugelassenen Covid-19-Impfstoffe haben eine gute Wirksamkeit um eine Abwehr gegen COVID-19 zu bilden. Die Daten aus den Zulassungs- und Beobachtungsstudien insbesondere aus Großbritannien und Israel zeigen, dass alle verfügbaren COVID-19-Impfstoffe hochwirksam gegen schwere Verläufe von COVID-19 sind. Das heißt, selbst bei einer erfolgten Erkrankung wäre das Risiko eines schweren Verlaufs sehr gering. Inzwischen sind Milliarden Dosen der Impfstoffe verimpft worden und sehr große Beobachtungsstudien können die Wirksamkeit gut belegen.

Daten aus Zulassungsstudien wie auch aus Untersuchungen im Rahmen der breiten Anwendung belegen zudem, dass in der Summe das Risiko einer Virusübertragung nach vollständig erfolgter Impfung vermindert ist.

Ebenfalls bekannt ist, dass eine dritte Impfung – eine sogenannte Auffrisch- oder Booster-Impfung – die Wirkung der Impfstoffe erhöht. Die Boosterung wird daher nach der vollständigen Impfserie empfohlen. Unabhängig von der Erst- und Zweitimpfung erfolgt die Auffrischung mit einem der beiden mRNA-Impfstoffe. Je nach Alter und Vorerkrankung wird die Auffrisch-Impfung mit BionTech/Pfizer oder Moderna durchgeführt. Auch der Impfstoff von Novavax ist theoretisch zur Boosterung vorstellbar, hat aber die Zulassung dafür in Deutschland noch nicht. 

Muss ich mit Impfreaktionen oder Nebenwirkungen rechnen?

Mit akut auftretenden Impfreaktionen muss gerechnet werden. Wie bei jeder Impfung kann es auch bei der Corona-Impfung zu einer Rötung, Schwellung oder Schmerzen an der Einstichstelle kommen. Weiterhin können allgemeine Infektionszeichen, wie Müdigkeit, Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen auftreten. Diese können als Zeichen gewertet werden, dass im Körper die Immunreaktion abläuft. Nebenwirkungen sind allerdings selten.

Allgemein zeigen die ersten Daten zur Erfassung von Covid-19 Impfreaktionen, dass diese häufiger bei jüngeren Personen vorkommen. Sie sind allerdings überwiegend mild oder mäßig ausgeprägt. Bei den mRNA-Impfstoffen treten Impfreaktionen vermehrt nach der zweiten Impfung auf, bei Vektor-Impfstoffen jedoch häufiger nach der ersten Impfung. Auch bei dem Impfstoff von Novavax können nach der Impfung sogenannte Impfreaktionen wie Schmerzen an der Einstichstelle, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen auftreten.

Mögliche allergische Reaktionen

Allergiefälle können bei jedem Impfstoff vorkommen. BioNTech und Pfizer warnen Personen, die eine signifikante Allergiegeschichte in Bezug auf aktive Arzneistoffe aufweisen, sich mit Comirnaty® von BioNTech/Pfizer impfen zu lassen. Als mögliche Auslöser stehen der Wirkstoff selbst oder Hilfsstoffe auf Polyethylenglykol (PEG)-haltiger Lipidnanopartikel-Basis. Das Paul-Ehrlich-Institut rät daher Allergikerinnen und Allergikern, die empfindlich auf diese Inhaltsstoffe reagieren oder nach der ersten Dosis starke Allergiesymptome zeigen, sich nicht (weiterhin) mit Comirnaty® von BioNTech/Pfizer impfen zu lassen. Dies gilt auch für COVID-19 Vaccine Moderna® von Moderna.

Aber auch für die anderen Impfstoffe sollte man mit den behandelnden Ärzten besprechen, wenn man eine Vorgeschichte mit Allergien hat und dies, wenn es eine schwere Reaktion war, untersuchen lassen. Dafür gibt es spezielle Allergiezentren.

Wie funktioniert der neue Impfstoff Nuvovaxid von Novavax?

Anders als die Vektor- oder mRNA-Impfstoffe regt Nuvoxavid den Körper nicht dazu an, selbst Kopien des Spike-Proteins zu bilden. Vielmehr werden künstlich hergestellte Bestandteile der Hülle des Spike-Proteins verimpft, die dann eine Immunreaktion hervorrufen. Da der proteinbasierte Impfstoff keine vermehrungsfähigen Viren enthält, kann er zu den Totimpfstoffen gezählt werden.

„Um die Bildung von Abwehrzellen und Antikörpern zu verstärken, benötigt Nuvoxavid Wirkverstärker, sogenannte Adjuvanzien. Auch andere schon langjährig eingesetzte Impfstoffe, wie beispielsweise die Grippeschutzimpfung, nutzen solche Hilfsstoffe. Sehr selten können sie allerdings zu ungewollten Impfreaktionen führen“, sagt PD Dr. Irit Nachtigall, Helios Fachgruppenleiterin Infektiologie.

Welche Impfnebenwirkungen sind bekannt?

In den Zulassungsstudien für Nuvoxavid sind die auftretenden Nebenwirkungen erfasst worden. In der Regel treten diese wenige Stunden bis Tage nach der Impfung auf und klingen nach rund drei Tagen wieder ab. „Es hat sich gezeigt, dass ältere Menschen weniger oft von Impfnebenwirkungen betroffen sind als jüngere. Häufig genannt wurden Reaktionen wie Schmerzen oder eine Druckempfindlichkeit an der Einstichstelle, Müdigkeit sowie Kopf- oder Muskelschmerzen“, sagt Dr. Irit Nachtigall. Seltener können zudem Übelkeit oder Gelenkschmerzen auftreten.

Wie bei vielen anderen Impfungen auch, sind in seltenen Fällen zudem Sofort-Reaktionen möglich. Wichtig: Wer bereits einmal eine Sofort- oder allergische Reaktion infolge einer Impfung – egal wogegen – hatte, sollte dies dem Impfarzt zwingend vor der Immunisierung mit Nuvoxavid mitteilen. „Gleiches gilt im Übrigen auch für Menschen mit Gerinnungsstörungen beziehungsweise bei der Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten. Auch darüber muss die Imüpfärztin/der Impfarzt vorab informiert werden. Der Impfstoff ist zwar neu, aber der Aufbau und die Adjuvantien sind von anderen Impfstoffen bekannt, wer also früher reagiert hat, kann dies wieder tun.“

Wirkt Nuvoxavid gegen Omikron?

Neben Wirkweise und möglichen Nebenwirkungen interessiert die meisten, ob der neue Impfstoff auch vor der Omikron-Variante schützt. „In der Zulassungsstudie wurde nur die Wirksamkeit gegenüber der damals vorherrschenden Alpha-Variante geprüft. Diese lag nach der zweiten Impfung bei rund 90 Prozent. Vollständig mit Nuvoxavid geimpfte Menschen hatten also einen sehr hohen Schutz vor einer symptomatischen COVID-19 Erkrankung und einem schweren Krankheitsverlauf. Ob dieses Ergebnis auch auf Omikron übertragbar ist, dazu können die Zulassungsstudien – zeitlich bedingt – keine Aussage treffen“, so die Infektiologin.

Sind bei Nuvoxavid Booster-Impfungen nötig?

Nuvaxovid selbst ist aktuell nicht für die dritte, sogenannte Booster-Impfung, zugelassen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt Menschen mit einer vollständigen Grundimmunisierung mit Nuvaxovid jedoch eine Auffrischungsimpfung mit einem mRNA-Impfstoff. Dabei sollte ein Mindestabstand von drei Monaten zur Zweitimpfung eingehalten werden.

„Wenn es aber medizinische Gründe gibt, die gegen eine Auffrischung mit einem mRNA-Impfstoff sprechen, so ist laut STIKO und in Rücksprache mit dem Impfarzt auch ein Booster mit Nuvaxovid möglich“, sagt Dr. Irit Nachtigall.

Für wen ist Nuvaxovid zugelassen – und wer sollte nicht damit geimpft werden?

Zugelassen ist der proteinbasierte Impfstoff für alle über 18 Jahre. „Für Schwangere sowie Stillende empfiehlt die STIKO aber weiterhin die Impfung mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer“, so die Infektiologin. Ebenso sollen auch Menschen mit Immunschwäche einen mRNA-Impfstoff erhalten.

Liegen bei schwangeren und stillenden Frauen oder immunschwachen Personen medizinische Gründe gegen eine Impfung mit einem mRNA-Impfstoff – sogenannte Kontraindikationen –  vor, kann für sie auch eine Impfung mit Nuvaxovid erwogen werden. „Das Robert Koch-Institut weist jedoch darauf hin, dass die Datenlage für diese Fälle sehr begrenzt ist, es bleibt also immer eine Einzelfallentscheidung, die den Nutzen und das Risiko abwägt.."

Weitere seltene Nebenwirkungen 

Herzmuskelentzündung

Grundsätzlich besteht bei Impfungen immer das Risiko, durch die überschießende Immunreaktion eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) zu bekommen. Bisher traten seltene Fälle von Herzmuskelentzündungen nach einer Impfung mit Corona-Impfstoffen auf. Dabei handelte es sich um leichte Erkrankungen, die zumeist innerhalb weniger Tage ausheilten. Besonders junge Männer scheinen betroffen zu sein. Allerdings sind die Fallzahlen insgesamt noch zu niedrig, um eine konkrete Eingrenzung zu geben.

Hirnvenenthrombose

Hirnvenenthrombosen sind Blutgerinnsel in den Blutgefäßen, die das Blut aus dem Gehirn in Richtung Herz transportieren. Nach einer Corona-Impfung mit einem Vektor-Impfstoff kam es in den letzten Monaten zu sehr seltenen Fällen des Thrombose-mit-Thrombozytopenie Syndroms (TTS). Ein Warnsymptom sind zum Beispiel starke Kopfschmerzen bei Menschen die sonst keine Kopfschmerzen haben.

 

Dieser Artikel gibt den derzeitigen Wissensstand des zuletzt aktualisierten Datums wieder. Er wird regelmäßig nach den neuesten wissenschaftlichen und medizinischen Kenntnissen aktualisiert.

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