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Corona und Schwangerschaft: Was werdende Eltern wissen sollten

Welches Risiko birgt eine SARS-CoV-2-Infektion für Mütter und ihr ungeborenes Kind? Sollten sich Schwangere gegen das Virus impfen lassen? Unsere Expert:innen Dr. Katrin Kösters und Prof. Dr. Michael Friedrich geben Antworten.

19. Juli 2024
Junge Frau wird geimpft

Erhöhtes Infektionsrisiko während der Schwangerschaft?

Die meisten Corona-Erkrankungen von Schwangeren verlaufen weitestgehend ohne oder nur mit leichten Symptomen. Das liegt daran, dass Schwangere naturgemäß zur jüngeren Altersgruppe gehören.

„Im Vergleich zu nicht-schwangeren Frauen im selben Alter ist das Risiko für einen schweren Verlauf allerdings leicht erhöht. Dies hat mutmaßlich auch mit der Doppelbelastung des Immunsystems zu tun, das hier zwei Kreisläufe zu schützen hat,“ erklärt Prof. Dr. Michael Friedrich, Chefarzt der Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Helios Mutter-Kind-Zentrum in Krefeld.

Welche Risikofaktoren gehen mit Corona in der Schwangerschaft einher?

Eine Übertragung des Corona-Virus über die Plazenta auf das Kind ist nach aktuellem Stand der Wissenschaft sehr selten, dazu müsste sich das Virus vor allem im Blut sowie in der Plazenta ansiedeln und beim Kind an den passenden Rezeptoren andocken. Es gibt vereinzelte Meldungen über infizierte Neugeborene, jedoch ist nicht immer ganz klar, wann die Ansteckung erfolgte, sprich vor, während oder nach der Geburt.

Infektionen bei neugeborenen Kindern sind selten symptomatisch und die Infektionsrate ist nicht höher, wenn das Kind vaginal geboren wird, gestillt wird oder bei der Mutter verbleibt. Wenn es tatsächlich in der Schwangerschaft zu einem schweren Covid-Verlauf kommt, ist die Behandlung immer schwieriger, weil bei der Medikamentengabe auch immer der Einfluss auf das ungeborene Kind mitbedacht werden muss. „Sollte die Lunge der Mutter stark betroffen sein und dadurch die Sauerstoffversorgung im Blut fallen, hat das natürlich auch Auswirkungen auf das Kind. Hier wird dann eventuell ein Kaiserschnitt notwendig,“ sagt der Chefarzt. Fehlbildungen bei Kindern durch eine Ansteckung der Mutter mit SARS-CoV2 in der Schwangerschaft sind nicht bekannt.

Wie lauten die Empfehlungen für eine SARS-CoV2-Impfung für Schwangere?

Inzwischen haben fast alle Schwangeren Kontakt zum Coronavirus gehabt. Dementsprechend empfiehlt die STIKO ungeimpften Schwangeren eine sogenannte Basisimmunität aufzubauen. Dies bedeutet, dass das Immunsystem dreimal Kontakt mit den Bestandteilen des Erregers (Impfung) oder dem Erreger selbst (Infektion) haben sollte. Mindestens einer dieser Kontakte soll durch die Impfung erfolgen. Für Schwangere mit einer Grunderkrankung gibt es zusätzlich Empfehlungen zu Auffrischimpfungen.

Die STIKO empfiehlt, dass Schwangere erst ab dem 2. Trimenon geimpft werden sollten. Das gilt sowohl für Impfungen zum Erreichen der Basisimmunität als auch für Auffrischimpfungen. Eine versehentliche Impfung im 1. Trimenon, zum Beispiel bei noch nicht bekannter Schwangerschaft, ist aber keine Indikation für einen Schwangerschaftsabbruch. Allgemein empfiehlt die STIKO Frauen im gebährfähigen Alter ausdrücklich die Covid-19 Impfung, um bei einer Schwangerschaft optimal gegen Covid-19 geschützt zu sein.

Auch wenn an Schwangeren natürlich keine Impfstoffstudien durchgeführt werden, zeigen alle bisherigen Daten, dass die Covid-Impfung von Schwangeren sicher und effektiv ist.  Für Stillende gelten entsprechend ihres Alters die gleichen Empfehlungen wie für die Allgemeinbevölkerung.

Helios Klinikum Krefeld

Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Im Vergleich zu nicht-schwangeren Frauen im selben Alter ist das Risiko für einen schweren Verlauf allerdings leicht erhöht. Dies hat mutmaßlich auch mit der Doppelbelastung des Immunsystems zu tun, das hier zwei Kreisläufe zu schützen hat.

Hat der Impfstoff Einfluss auf die Fruchtbarkeit?

Behauptet wird, dass die Antikörper, die gegen das Spike-Protein (Antigen im Impfstoff) gerichtet sind, sich auch gegen Strukturen der Plazenta richten und dadurch eine Schwangerschaft verhindern. Richtig ist, dass das körpereigene Protein Syncytin-1 und das Spike-Protein des Sars-CoV-2-Erregers eine geringe Gemeinsamkeit besitzen. Würde der Mythos aber stimmen, wären Frauen auch nach einer Corona-Infektion unfruchtbar beziehungsweise bestünde eine Gefahr für die bestehende Schwangerschaft. Aktuelle Studien zeigen dafür keine Hinweise.

Dazu ist noch wichtig zu wissen, wie der Impfmechanismus funktioniert: Der mRNA-Impfstoff enthält die genetischen Informationen für das oben genannte Spike-Protein des Corona-Virus. Diese Informationen werden in die menschliche Zelle eingeschleust, das Protein nachgebaut und dem Immunsystem präsentiert.

Prof. Dr. Friedrich erklärt: „Die mRNA wird dann innerhalb kürzester Zeit wieder abgebaut und nicht in die menschliche DNA eingebaut. Denn die DNA liegt im Zellkern, bleibt bei diesem Prozess unangetastet und wird nicht umgeschrieben.“

 

Dieser Artikel gibt den derzeitigen Wissensstand des zuletzt aktualisierten Datums wieder. Er wird regelmäßig nach den neuesten wissenschaftlichen und medizinischen Kenntnissen aktualisiert.

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