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Corona versus Grippe: Der Unterschied liegt im Detail

Die Zahl der SARS-CoV-2 Infizierten steigt weltweit. Eine Infektion mit dem Virus kann tödlich enden – die Infektion mit Grippeviren ebenso. Doch wie unterscheiden sich Grippe und Corona in Bezug auf Symptome, Verlauf und Therapie?

07. Dezember 2021
Young woman suffering from cold

Corona (COVID-19) weist viele Ähnlichkeiten zur Grippe (Influenza) auf. So ist sie ähnlich ansteckend und für dieselben Risikogruppen gefährlich. Und doch gibt es aktuell einen entscheidenden Unterschied: Da SARS-CoV-2 nach wie vor relativ neu ist, haben die meisten Menschen noch kein immunologisches Gedächtnis, was diesen Erreger angeht und die Erkrankung verläuft mitunter sehr viel schwerer als die saisonale Grippe.

Ein wirklicher Vergleich mit der Grippe kann nur zu den Ausbrüchen 1957 („Asia-Grippe“) und 1968 („Hongkong-Grippe“) gezogen werden. Hier war ebenfalls nur eine geringe Hintergrundimmunität in der Bevölkerung vorhanden. Mit der saisonalen Grippe stecken sich zwar jedes Jahr viele Menschen an, aber die Sterblichkeit ist dann mit wenigen Zehntelprozent relativ gering.

Bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 hingegen liegt die Sterblichkeit in Deutschland bei rund 0,53 Prozent (Stand: Mai 2022)

Corona-Virus befällt nicht nur die unteren Atemwege

Zunächst galt COVID-19 als reine Lungenerkrankung, die primär die unteren Atemwege betrifft. Mittlerweile ist klar: Das Virus beeinflusst auch andere Organe, wie zum Beispiel das Nervensystem und die Blutgerinnung. Zudem kann eine Infektion mit SARS-CoV-2 auch zu gesundheitlichen Langzeitfolgen führen („Long Covid“).

Typische Beschwerden sind Müdigkeit, Erschöpfung, Atembeschwerden oder depressive Verstimmungen. Aber auch neu auftretender Diabetes-Typ-2 oder andere Stoffwechsel-erkrankungen können Folge einer Corona-Erkrankung sein.

Erhöhte Ansteckungsgefahr bei Corona

Sowohl Influenza-Viren als auch Corona-Viren werden durch Tröpfchen übertragen, die Infizierte beim Sprechen, Husten oder Atmen ausstoßen.

Bei der Übertragung der beiden Viren spielen auch Aerosole (feinste Schwebetröpfchen) eine Rolle. Da sich Aerosole in der Luft anreichern können, besteht in geschlossenen Räumen ein erhöhtes Übertragungsrisiko, wenn die Menschen sich dort lange aufhalten und nicht gelüftet wird.

Fehlende Grundimmunität in der Bevölkerung

Die Gefahr von COVID-19 liegt darin, dass die Erkrankung neu aufgetaucht ist und das Virus neue, bis dahin unbekannte Oberflächenmerkmale aufweist. In der Bevölkerung fehlt die Grundimmunität gegen dieses Virus – und das ist einer der entscheidenden Unterschiede zum Influenza-Virus, dem Erreger der echten Grippe.

Ohne die Grundimmunität in der Bevölkerung ist es für den Erreger leichter, sich zu verbreiten. Virolog:innen und Ärzt:innen gehen aber davon aus, dass in Folge der vierten Welle aktuell eine gewisse Grundimmunität entsteht: Es wird angenommen, dass im Frühling 2022 die meisten Menschen in Deutschland entweder durch die Impfung oder durch Infektion ein immunologisches Gedächtnis für den Erreger ausgebildet haben.

Inkubationszeit der Viren im Vergleich

Die Inkubationszeit ist die Zeit zwischen Übertragung sowie den ersten Krankheitssymptomen und beträgt beim Coronavirus im Durchschnitt sechs Tage, 95 Prozent aller Erkrankten haben spätestens 12 Tage nach Ansteckung Symptome ausgebildet. Es gibt Hinweise darauf, dass die Inkubationszeit bei der derzeit vorherrschenden Virusvariante Omikron kürzer ist und bei etwa drei Tagen liegt.

Zum Vergleich: Bei einer Grippe liegt die Inkubationszeit bei ein bis zwei Tagen. Somit können Menschen den Erreger von COVID-19 bereits per Tröpfcheninfektion oder durch Aerosole übertragen, ohne zu wissen, dass sie infiziert sind. Das ist ein entscheidender Unterschied zur Grippe, deren Symptome deutlich schneller nach der Infektion auftreten.

Ähnliche Symptome bei Grippe und Corona

Laien und selbst Ärzt:innen können die Symptome einer Grippe nicht immer von COVID-19 unterscheiden. Bei Verdacht auf Corona sollte daher immer ein Antigen-Schnelltest gemacht werden.

Fällt dieser positiv aus, sollte ein PCR-Test folgen. Denn ein negativer Schnelltest heißt nicht, dass man nicht doch infiziert sein kann, da die Sensitivität der Tests nicht vollständig ist. Bei anhaltenden Symptomen sollte man einen PCR-Test vornehmen lassen und sich isolieren.

Symptome Corona-Infektion

Zu den Hauptsymptomen von COVID-19 zählen Fieber, trockener Husten, Schnupfen, Halsschmerzen, Kopf- und Gliederschmerzen sowie der Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn. Es kann zu Atemproblemen bis hin zu einer Lungenentzündung kommen.

Den deutlichsten Unterschied zwischen COVID-19 und Grippe stellt die Geruchs- und Geschmacksstörung dar, die bislang so bei Grippe nicht beobachtet wurde.

Symptome Grippe

Zu den Hauptsymptomen der saisonalen Grippe zählen plötzlich einsetzendes, oft hohes Fieber, auch ein schlagartig sehr starkes Krankheitsgefühl mit Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen ist typisch. Ist auch die Lunge angegriffen, haben die Patient:innen auch trockenen Husten und Luftnot. Ganz ähnlich wie bei COVID-19 kann der Verlauf einer Influenza aber sehr variabel sein.

Corona versus Grippe: Symptome im Vergleich

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Therapie der Erkrankungen

Die Behandlung ist bei COVID-19 und bei einer Grippe ähnlich. Da es nur begrenzt Medikamente gibt, die gegen den Grippe-Virus wirken, werden vor allem die Symptome bekämpft und Körperfunktionen unterstützt. So wird in schweren Fällen die künstliche Beatmung genutzt.

Corona Risikogruppen und –faktoren

Die Risikogruppe ist bei beiden Erkrankungen ähnlich. COVID-19 ist vor allem für Ältere sowie für Menschen mit Vorerkrankungen und Immunschwäche gefährlich. Grundsätzlich wird zudem bei Männern ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf beobachtet als bei Frauen.

Zu den Risikogruppen zählen neben älteren Menschen und Rauchern auch Menschen mit Vorerkrankungen wie:

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Diabetes
  • Asthma
  • Krebs
  • Geschwächtes Immunsystem
  • Chronische Lebererkrankung
  • Übergewicht oder Adipositas (Fettleibigkeit)
  • Down-Syndrom (Trisomie 21)

Wie kann ich mich vor Corona und Grippe schützen?

Beide Krankheiten verbreiten sich über die gleichen Ansteckungswege, daher sind auch die Schutzmaßnahmen gleich:

  • Abstand halten (mindestens 1,5 Meter)
  • Mund-Nasen-Schutz tragen
  • Kontakte reduzieren
  • Häufiges und gründliches Händewaschen
  • Menschenansammlungen und Großveranstaltungen meiden
  • Auf Händeschütteln, Umarmungen etc. verzichten
  • Regelmäßig gründlich Lüften (gemeinsam genutzte Innenräume alle 20 Minuten stoßlüften)
  • Treffen mit Freund:innen eher an der frischen Luft

Fazit: Corona ist nicht harmloser als die Grippe

Die derzeit in Deutschland vorherrschende Omikron-Variante ist ansteckender als der Urtyp des Corona-Virus. Allerdings führt Omikron seltener zu einem schweren Krankheitsverlauf. In manchen Fällen scheint die Erkrankung länger zu dauern und auch zu gesundheitlichen Langzeitfolgen führen zu können. Expert:innen sprechen dann von Post-Covid oder auch Long-Covid.

Nach den derzeitigen Daten sieht es so aus, als wäre COVID-19 ähnlich gefährlich wie die saisonale Influenza, abschließend kann das allerdings erst gesagt werden, wenn die Pandemie vorüber ist.

Dieser Artikel gibt den derzeitigen Wissensstand des zuletzt aktualisierten Datums wieder.

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