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Ist Darmkrebs an den Blutwerten zu erkennen?

Die gängigen Methoden zur Früherkennung bei Darmkrebs sind die Darmspiegelung und der Stuhltest. Doch ist Darmkrebs auch im Blut erkennbar? Einige Werte im Blut können bei Darmkrebs erhöht sein und sind wichtig bei Behandlung und Nachsorge. Hier erfahren Sie mehr.

06. April 2023
Diabetologie Labor

Darmkrebs im Blut erkennen: das Hämoglobin

Besteht der Verdacht auf ein kolorektales Karzinom, also einen Tumor im Dickdarm oder im Mastdarm, kann Ihre Ärztin oder Ihr Arzt anhand eines Bluttests herausfinden, ob kritische Werte vorliegen. Ein erstes Indiz ist ein auffälliger Hämoglobinwert (Hb-Wert). „Insbesondere ein erniedrigter Hämoglobinwert ist häufig Ausdruck eines unbemerkten Blutverlustes über den Magen-Darm-Trakt und kann das erste Symptom einer Darmkrebserkrankung sein“, sagt Prof. Dr. Norbert Grüner. Er ist Chefarzt der Abteilung für Gastroenterologie, Hepatologie, Hämato-Onkologie sowie Diabetologie und Leiter des Darmzentrums im Helios Amper-Klinikum Dachau.

Das Hämoglobin, der rote Blutfarbstoff, gibt den Erythrozyten, also den roten Blutkörperchen, ihre Farbe. Diese sind für den Sauerstofftransport im Blut zuständig. An das Hämoglobin in den roten Blutkörperchen wird der Sauerstoff aus der Lunge zum Transport in den Körper gebunden. Auch für den Abtransport des Kohlendioxids nachdem der Sauerstoff verbraucht ist, sind die roten Blutkörperchen zuständig.

In jedem Blutbild enthalten: der Hb-Wert

Gibt es zu wenig rote Blutkörperchen und/oder zu wenig Hämoglobin, also auch zu wenig Sauerstoff im Blut, besteht der Verdacht auf eine Anämie (Blutarmut). Die für eine Blutarmut typische auffällige Blässe kann neben anderen Krankheitszeichen, beispielsweise Durchfall, Verstopfung oder Schmerzen beim Stuhlgang, auch ein Indiz für eine Darmkrebserkrankung sein.

„Bei jeder Routineblutabnahme wird üblicherweise ein Blutbild gemacht, das heißt, der Hämoglobinwert wird beinahe immer mitbestimmt", sagt Prof. Dr. Grüner. Das Stadium, also die Schwere einer möglichen Erkrankung, lasse sich am Hämoglobinwert allerdings nicht ablesen. Ursache eines niedrigen Hb-Spiegels kann auch ein Mangel an Eisen- oder Vitamin B12 sein.

Helios Amper-Klinikum Dachau

Chefarzt Gastroenterologie, Hepatologie, Hämato-Onkologie und Diabetologie, Leiter Darmzentrum

Eine gezielte Untersuchung des Hämoglobinwertes sollte unter anderem bei verminderter körperlicher Belastbarkeit, Atemnot unter Belastung oder unklarem Schwindel erfolgen.

Blut im Stuhl oder wiederkehrende Bauchschmerzen können Anzeichen für Darmkrebs sein.
Nehmen Sie diese Signale ernst. Denn Früherkennung rettet Leben.

Hämoglobin im Blut zu niedrig: abklären lassen

Der Hämoglobinwert (Hb-Wert) beträgt normalerweise beim Mann 14,0 bis 18,0 Gramm pro Deziliter Blut, bei einer Frau 12,0 bis 16,0 Gramm pro Deziliter. „Bei Hb-Werten unterhalb der Normgrenze sollte in der Regel eine Abklärung der Ursachen erfolgen“, rät Prof. Dr. Grüner.

„Eine gezielte Untersuchung des Hämoglobinwertes sollte unter anderem bei verminderter körperlicher Belastbarkeit, Atemnot unter Belastung oder unklarem Schwindel erfolgen“, ergänzt der Experte. Darüber hinaus könne auch schwarz gefärbter Stuhlgang, der sogenannte „Teerstuhl“ ein Indiz für Blutungen im Darm sein.

„Bei auffälligem Hämoglobinwert sollte eine Ursachenabklärung erfolgen. Diese beinhaltet in den meisten Fällen auch eine Magen- und Darmspiegelung zum Auffinden von Blutungsquellen“, weiß der Mediziner. Doch nicht immer muss es sich bei den Blutungsquellen um blutende Darmpolypen oder einen Tumor handeln. Auch eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn kann mit heftigen Durchfällen und blutigen Stühlen einhergehen.

Teil der menschlichen Abwehr: die Leukozyten

Auch im Verlauf einer Darmkrebserkrankung und nach einer abgeschlossenen Therapie ist es sinnvoll, bestimmte Blutbestandteile weiter zu beobachten - zum Beispiel die Leukozyten. Die weißen Blutkörperchen sind Bestandteil des menschlichen Immunsystems. Sie sind nicht nur in unserem Blut, sondern auch im Gewebe, den Lymphknoten und Schleimhäuten zu finden. Ist die Zahl der Leukozyten erhöht, ist das Abwehrsystem des Körpers aktiv. Dies ist immer ein Zeichen für eine Erkrankung, möglicherweise ein bakterieller Infekt. Befinden sich zu wenig weiße Blutkörperchen im Blut, kann dies auch eine ernste Ursache haben.

Denn wenn sich aus dem Darm beispielsweise Metastasen ins Knochenmark ausgebreitet haben, kann sich die Zahl der Leukozyten ebenfalls verringern, weil sie im Knochenmark gebildet werden. Auch der Einsatz von Medikamenten während einer Chemotherapie kann die Zahl der Leukozyten reduzieren. Deswegen ist es wichtig, diesen Wert auch in der laufenden Therapie zu beobachten.

Was sind Tumormarker?

Tumormarker sind bestimmte Substanzen im Blut, die von Krebszellen gebildet werden und deswegen bei einer Krebserkrankung oft hoch konzentriert im Blut der Betroffenen vorkommen. Beispielsweise der CEA-Wert: „Der CEA-Wert, das steht für carcinoembryonales Antigen, ist der wichtigste Tumormarker bei Darmkrebserkrankungen. Ein weiterer Tumormarker ist CA19/9,“ erläutert Prof. Dr. Grüner. CA steht für Cancer-Antigen, also Krebs-Antigen.

„Bei der Erstdiagnose erfolgt in der Regel eine Bestimmung der Tumormarker“, sagt der Experte des Helios Amper-Klinikums Dachau.

Blut im Stuhl oder wiederkehrende Bauchschmerzen können Anzeichen für Darmkrebs sein.
Nehmen Sie diese Signale ernst. Denn Früherkennung rettet Leben.

Wann wird der CEA-Wert im Blut bestimmt?

Besonders wertvoll sei der CEA-Wert bei der Verlaufskontrolle während der Therapie, erläutert Prof. Dr. Grüner. „Dann dienen die initialen Werte als Ausgangswerte, welche im Verlauf einen Parameter des Therapieansprechens darstellen können.“ Den CEA-Wert zu messen ist also vor allem bei den Patient:innen sinnvoll, die bereits bei der ersten Diagnose einen erhöhten Wert im Blut hatten. Sinkt der Wert im Verlauf der Behandlung, lässt das also auf eine gut verlaufende Therapie schließen.

Der Mediziner erklärt, dass „nach Bestimmung der Ausgangswerte regelmäßige Kontrollen während der Therapie erfolgen. Nach abgeschlossener Therapie können die Tumormarker auch ein Wiederauftreten der Erkrankung anzeigen.“ Der Marker wird dann kontrolliert, um einen möglichen Rückfall (Rezidiv) frühzeitig zu erkennen und das Risiko einer erneuten Krebserkrankung möglichst gering zu halten. Die S3-Leitlinie empfiehlt alle sechs Monate und über mindestens zwei Jahre die Bestimmung des darmkrebsspezifischen Tumormarkers CEA.

Blutwerte in Kombination mit weiterer Diagnose

Allerdings haben nicht alle Krebspatient:innen Tumormarker im Blut. Zudem kann der Wert auch bei Gesunden, bei Rauchern und Menschen mit Lebererkrankungen erhöht sein. Deswegen eignet sich die Bestimmung der Tumormarker nicht zur Darmkrebsvorsorge. Hierfür sind diagnostische Maßnahmen wie eine Darmspiegelung (Koloskopie) oder ein immunologischer Stuhltest (iFOBT) auf verstecktes, in der Fachsprache okkultes, Blut im Stuhl erforderlich.

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Hinweis der Redaktion: Die im Zitat gewählte männliche Form bezieht sich immer auch auf weibliche und diverse Personen, die ausdrücklich mitgemeint sind.

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