Was ist eine Darmspiegelung?
"Bei einer Darmspiegelung handelt es sich um die Untersuchung des Dickdarms mithilfe eines Endoskops", erklärt Prof. Dr. Frank Kolligs, Chefarzt der Inneren Medizin und Gastroenterologie im Helios Klinikum Berlin-Buch. "Die vollständige Spiegelung des Dick- und Mastdarms bezeichnet die Medizin als Koloskopie", ergänzt er. Nach Vorbereitung und Entleerung des Darmes erfolgt die komplette Untersuchung des Dickdarms. Hierbei können auch Gewebeproben entnommen und Polypen entfernt werden.
"Es ist möglich, dass die Patientin oder der Patient während der Koloskopie wach ist. Üblicherweise verabreichen wir jedoch im Rahmen der Untersuchung eine Sedierung oder leichte Narkose, sodass unsere Patienten die Darmspiegelung nicht mitbekommen", erklärt Prof. Dr. Kolligs.
Wann wird eine Darmspiegelung vorgenommen?
Eine Darmspiegelung wird zur Vorsorge oder aufgrund von Beschwerden durchgeführt.
Darmspiegelung als Darmkrebsvorsorge
Die Koloskopie wird durchgeführt, um eventuell vorhandene Polypen zu entdecken und zu entfernen. "Polypen können erste Vorstufen von Darmkrebs sein", erklärt der Experte. Wichtig ist, die Vorsorgeuntersuchung durchzuführen, wenn die Patient:innen beschwerdefrei sind.
Darmspiegelung bei Beschwerden
Erfolgt die Koloskopie aufgrund von unklaren Beschwerden, soll die Ursache festgestellt werden. Mögliche Beschwerden sind zum Beispiel:
- Bauchschmerzen
- Blut im Stuhl
- Durchfall
- Verstopfung
- vermehrte Blähungen
- Eisenmangel
- Blutarmutunklare Gewichtsabnahme
Wie läuft eine Darmspieglung ab?
Aufklärungsgespräch vor der Darmspiegelung
Im Falle einer Darmspiegelung als Vorsorge oder zur Diagnose und Therapie führen die behandelnden Ärzt:innen ein Aufklärungsgespräch mit den Patient:innen. In diesem Gespräch erläutern sie den Ablauf der Untersuchung und die mit ihr verbundenen Risiken. Zudem informieren die Ärzt:innen darüber, was im Vorfeld noch gegessen und getrunken werden darf und ab wann die Darmreinigung starten sollte.
Vorbereitung/Darmreinigung
In der Regel beginnen die meisten Patient:innen mit der Darmreinigung am Nachmittag oder Abend vor der Koloskopie. Feste Nahrung ist nun nicht mehr erlaubt. Die Patient:innen trinken nun eine Abführlösung sowie zusätzlich Wasser und Tee, um den Darm komplett zu entleeren und zu säubern. Für eine erfolgreiche Koloskopie ist wichtig, dass der Darm der Patient:innen komplett entleert ist und sie nur noch eine gelbe Flüssigkeit absetzen. Es ist empfehlenswert ab fünf Tage vor der Koloskopie auf Körner in der Nahrung, wie bei Weintrauben, Kiwi, Brot oder Müsli zu verzichten. Auch Kaffee, schwarzer Tee oder rot gefärbte, trübe Säfte sollten gemieden werden, da sie die Sicht im Darm erschweren.
Sedierung
Eine Narkose ist bei einer Darmspiegelung nicht nötig. Allerdings können Patient:innen eine Sedierung oder Analgosedierung ("schmerzfreier Dämmerschlaf") erhalten, sodass sie nichts von der Untersuchung mitbekommt. Insbesondere bei Patient:innen, die Angst verspüren, bietet sich eine Sedierung an.
Der Ablauf der Darmspiegelung
Die Darmspiegelung darf nur durch einen Gastroenterologen oder eine Gastroenterologin (Magen-Darm-Spezialist:innen) durchgeführt werden. Für die Untersuchung verwenden die Mediziner:innen ein Koloskop. Dieser biegsame Schlauch hat eine Kamera sowie eine kleine Lichtquelle, wodurch auf dem Monitor Bilder aus dem inneren des Darms zu sehen sind. Die gesamte Untersuchung dauert in der Regel 15 bis 20 Minuten.
Zunächst wird das Endoskop bis an den Übergang zum Dünndarm vorgeführt und dann langsam zurückgezogen. Sehen die untersuchenden Ärzt:innen während dieses Vorgangs auffällige Befunde können mit der Biopsiezange Gewebeproben entnommen werden. Auch Polypen werden direkt mit einer Schlinge abgetragen. Dadurch kann sich die Untersuchungsdauer verlängern.
Komplikationen treten nur in seltenen Fällen auf. Dazu zählen eine Darmwandverletzung mit Auftreten einer Blutung oder einer Perforation (Durchstoßung von Gewebe), Herz-/Kreislauf- sowie Atemprobleme bis hin zum Kreislaufversagen.
Nachbesprechung
Nach der Untersuchung kommen die Patient:innen zunächst in den Aufwachraum. Danach erfolgt die Besprechung der Befunde. Entnommene Gewebeproben werden an die Pathologie versandt. Hierzu erhalten die Patient:innen in einem Nachbericht weitere Informationen, sobald die Befunde vorliegen.
Der erste Tag nach der Darmspiegelung
Nach der Darmspiegelung können die Patient:innen wie gewohnt essen und trinken. Ein schonendes Verhalten ist in den meisten Fällen nicht nötig. Das gilt auch, falls Polypen entfernt wurden. Sollte die Untersuchung unter Vollnarkose stattgefunden haben, sollte erst gegessen werden, wenn die Wirkung abgeklungen ist.
Ablauf einer Darmspiegelung im Video
Begleiten Sie Dr. Carola Holzner, besser bekannt als Doc Caro, mit ins Helios Universitätsklinikum Wuppertal, wo sie Dr. Christian Giesecke und Dr. Leonard Fehring bei einer Darmspiegelung über die Schulter schaut.
Wann und wie oft zur Darmspiegelung?
Zur Vorsorge wird die Darmspiegelung beim Mann ab dem 50. und bei der Frau ab dem 55. Lebensjahr durch die Krankenkassen bezahlt. Bei unauffälligem Befund, sollte die Darmspiegelung dann nach zehn Jahren wiederholt werden. Es wird empfohlen, dass erstgradige Angehörige von Patient:innen mit Darmkrebs oder Darmpolypen zehn Jahre vor dem Erkrankungsalter des Verwandten zur Darmspiegelung gehen, spätestens aber mit dem 50. Lebensjahr.
Bei Beschwerden, wie Blut im Stuhl oder auch Veränderung der Stuhlgewohnheiten, sollte immer eine Darmspiegelung durchgeführt werden. In diesem Fall verordnen die Ärzt:innen eine Koloskopie zur Abklärung.
Wann Darmspiegelung bei Kindern durchführen?
Liegen Beschwerden, wie unerklärliche Durchfälle vor, ist eine Darmspiegelung auch bei Kindern möglich, wenn diese durch den/die Kinderarzt/-ärztin für nötig befunden werden. Die Darmspiegelung wird ähnlich wie bei Erwachsenen durchgeführt. Kleine Kinder erhalten jedoch immer eine Narkose und die Untersuchung wird durch Anästhesist:innen begleitet.
Welche Alternativen zur Darmspiegelung gibt es?
Ist eine Darmspiegelung nicht möglich oder lehnt der Patient die Untersuchung ab, bieten sich andere Diagnoseverfahren an. Allerdings nur in Ausnahmefällen, da sie weniger zuverlässig sind. Zu den weiteren Diagnoseverfahren gehören:
Sigmoidoskopie
Bei der Sigmoidoskopie handelt es sich um eine teilweise Darmspiegelung. Das heißt, es wird nur das letzte Stück vom Dickdarm mit Enddarm untersucht. Die Spiegelung erfolgt hier nur zu circa einem Drittel bis maximal zur Hälfte des Darms. Im angelsächsischen Raum wird diese Untersuchung auch zur Vorsorge eingesetzt. "In Deutschland hingegen ist die Sigmoidoskopie keine Vorsorgeuntersuchung, da einige Tumore und Krebsvorstufen unerkannt bleiben", erklärt Prof. Dr. Kolligs.
Kapselendoskopie
Die Kapselendoskopie wird in Deutschland im Wesentlichen zur Untersuchung des Dünndarms eingesetzt. Hierbei schlucken die Patient:innen eine Kamera in Form einer Kapsel. Es gibt spezielle Kapseln für den Dickdarm, die eingesetzt werden, wenn eine vollständige Koloskopie nicht möglich ist. Das kann bei einer Verwachsung oder Verschlingung des Dickdarms der Fall sein. Auch bei der Kapselendoskopie bleiben einige Tumore und Krebsvorstufen unerkannt, da der Arzt/die Ärztin die Kameraführung nicht kontrollieren kann.
Virtuelle Koloskopie
Bei der virtuellen Darmspiegelung werden die Aufnahmen "von außen" mittels Computertomographie (CT) gemacht. Diese Methode wird gewählt, wenn eine vollständige Koloskopie nicht möglich ist. Auch dieses Diagnoseverfahren ist weniger zuverlässig als die herkömmliche Methode. Zudem sind die Patient:innen der Strahlenbelastung durch das CT ausgesetzt. Bei Auffälligkeiten erfolgt im Anschluss meist eine Darmspiegelung, wenn möglich.
Eine Darmspiegelung kann Leben retten
Als Vorsorgeuntersuchung ist die Darmspiegelung sehr gut geeignet, um krankhafte Veränderungen im Darm zu zeigen und so sehr früh mit einer Behandlung und Therapie zu starten. Je früher diese erkannt werden, desto besser sind die Heilungschancen. Bei Beschwerden sollten immer Ärzt:innen aufgesucht werden, um über eine Koloskopie der Ursache auf den Grund zu gehen. Denn ein gesunder Darm wirkt sich auf den ganzen Körper aus.