Was ist Endometriose?
„Bei einer Endometriose siedeln sich veränderte Zellen, die der Gebärmutterschleimhaut ähneln, außerhalb der Gebärmutter im Körper an. Dabei bilden sich gutartige Wucherungen, sogenannte Endometrioseherde, insbesondere im Unterleib aus", sagt Dr. Yemenie Aschalew, Chefarzt der Gynäkologie und der Geburtshilfe aus der Helios Klinik Schkeuditz.
Endometriose kann zu starken Schmerzen vor und während der Menstruation führen. Sie ist zudem ein häufiger Grund für einen unerfüllten Kinderwunsch. Meist wird die Krankheit lange Zeit nicht erkannt. Die zyklischen hormonellen Veränderungen der Frau beeinflussen die Endometrioseherde in ähnlicher Weise wie die normale Gebärmutterschleimhaut. Die genauen Ursachen für die Entstehung einer Endometriose sind trotz intensiver Forschung bisher nicht sicher geklärt.
Symptome einer Endometriose
„Regelabhängige Unterbauchschmerzen sind oft die typischen Symptome, wobei viele Frauen auch von Schmerzen außerhalb der Menstruation berichten", sagt der Schkeuditzer Chefarzt. Zudem klagen betroffene Frauen oft über Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie), Harndrang und Schmerzen beim Wasserlassen beziehungsweise beim Stuhlgang. Es kann aber auch sein, dass die Erkrankung gänzlich ohne Beschwerden auftritt.
Häufig sind zudem die Eileiter verklebt, dann ist eine Schwangerschaft nur erschwert möglich.
Wann muss Endometriose behandelt werden?
Die Therapie hängt immer von der Stärke der Beschwerden ab. Eine Erkrankung, die keine Probleme bereitet, muss nicht therapiert werden. Die Therapie ist aber ratsam bei anhaltenden Schmerzen, unerfülltem Kinderwunsch oder auch Störungen einer Organfunktion durch Endometrioseherde.
Auch eine Psychotherapie kann sinnvoll sein, denn für viele Frauen ist der Prozess bis zur eigentlichen Diagnose und auch darüber hinaus sehr belastend.
Schwanger trotz Endometriose?
Viele Frauen mit einer ausgeprägten Endometriose haben einen unerfüllten Kinderwunsch. Die Häufigkeit der Erkrankung bei Frauen im gebärfähigen Alter wird in der Allgemeinbevölkerung mit acht bis 15 Prozent angegeben.
Ausbleibende Schwangerschaft wegen Endometriose
„Die sogenannte peritoneale Endometriose führt häufig zu Verwachsungen. Das kann dazu führen, dass die Eileiter durch Vernarbungen und Verwachsungen nicht frei zugänglich sind. Dies kann eine Schwangerschaft erschweren und ist der häufigste Grund für unerfüllten Kinderwunsch bei Endometriose", erklärt Prof. Dr. Michael Friedrich, Chefarzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Helios Klinikum Krefeld. In solchen Fällen wird meist zu einer Operation geraten.
Der Zustand der Eileiter ist beim unerfüllten Kinderwunsch wichtig. „Wenn eine Endometriose-Patientin nicht schwanger wird, müssen Experten abklären, ob die Eileiter frei durchgängig sind oder Endometrioseherde bestehen. Sollten Verwachsungen oder Verklebungen ursächlich für das Ausbleiben einer Schwangerschaft sein, werden diese gelöst und Endometrioseherde entfernt", sagt Prof. Friedrich.
Um festzustellen, warum eine Frau nicht schwanger wird, dient unter anderem eine Bauchspiegelung. Es ist auch möglich, dass Frauen, die nicht schwanger werden, gar nicht wissen, dass sie unter Endometriose leiden.
Künstliche Befruchtung bei erfolgloser Behandlung
Wurden im Rahmen einer Operation mögliche Endometrioseherde entfernt, erhöhen sich die Chancen auf eine Schwangerschaft. Aber auch wenn die Operation erfolgreich war, kann es bei manchen Frauen passieren, dass sich neue Endometrioseherde bilden und eine Schwangerschaft weiterhin ausbleibt. In diesem Fall kann über eine künstliche Befruchtung nachgedacht werden.
Eine künstliche Befruchtung kann bei wiederkehrender Endometriose erfolgsversprechend sein. Expert:innen gehen davon aus, dass sich der Kinderwunsch dadurch wahrscheinlicher erfüllen lässt als mit weiteren Operationen.
Therapie erschwert die Schwangerschaft
„Das Tückische an der Endometriose ist, dass die Therapie primär aus der Diagnostik besteht, also dem Nachweis und Erkennen der Erkrankung sowie einer medikamentösen Behandlung. Allerdings ist genau diese Therapie kontraproduktiv für eine Schwangerschaft“, sagt Prof. Friedrich. Denn: „Bei der medikamentösen Therapie der Endometriose handelt es sich um eine dienogesthaltige Pille im Langzyklus, eine Hormonspirale oder um Spritzen, die künstlich die Wechseljahre herbeiführen. In der Regel erschwert dies eine Schwangerschaft erheblich. Stoppen Betroffene die Behandlung, kann die Endometriose wiederkommen", erläutert der Experte.
Schwangerschaft und Geburt: Risiken durch Endometriose?
„Die Endometriose wird in der Regel weder den Schwangerschaftsverlauf noch die vaginale Entbindung beeinflussen", sagt Dr. Yemenie Aschalew. In der Schwangerschaft ist die Endometriose eher asymptomatisch, sodass es gelegentlich auch zu einer anhaltenden Besserung nach der Schwangerschaft kommt.
Während der Geburt kann es zu einem leicht erhöhten Blutverlust kommen. Schweizer Gynäkolog:innen fanden in einer Studie heraus, dass Endometriose-Patientinnen eher Kinder mit geringerem Geburtsgewicht auf die Welt bringen. Und zudem häufiger Bluthochdruck während der Schwangerschaft entwickeln. Ansonsten besteht kein Risiko für vermehrte Komplikationen.
Hinweis der Redaktion: Die im Zitat gewählte männliche Form bezieht sich immer auch auf weibliche und diverse Personen, die ausdrücklich mitgemeint sind.