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Energy Drinks: Gefährliche Wachmacher?

Energy Drinks sind bei Jugendlichen sehr beliebt. Doch die Inhaltsstoffe der koffeinhaltigen Getränke sind bedenklich. Welche Folgen der übermäßige Konsum dieser Zuckerbomben haben kann und welche gesunden Alternativen es gibt, erklärt unsere Expertin Teresa Lorenz. Sie ist Diätassistentin im Helios Klinikum Emil von Behring in Berlin.

Junge-Energy Drink-PC

Warum sind Energy Drinks bei Jugendlichen so beliebt?

Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen erzielen die Hersteller von Energy Drinks durch Werbung, insbesondere bei Jugendlichen, viel Aufmerksamkeit. Durch attraktive Werbefilme mit teils bildgewaltiger Sprache und Musik, auf junge Konsumenten abgestimmtes Produktdesign oder Support durch sogenannte Influencer.

Außerdem sind die marktführenden Energy Drinks noch immer relativ günstig und es gibt in Deutschland kein gesetzliches Mindestalter für den Kauf und Verzehr. Allerdings gibt es keine Abgabepflicht, sodass Handelsunternehmen sich dafür entscheiden können, diese Getränke erst an Jugendliche ab einem Alter von 16 Jahren zu verkaufen.

Zum anderen sind Jugendliche aufgrund verschiedener Ursachen, wie zum Beispiel hormonelle Veränderungen und geschmackliche Vorlieben oder die zu Beginn hohe Sensitivität gegenüber Koffein sehr leicht für den Konsum zu begeistern, da die Wirkung anfänglich noch deutlich spürbar ist.

Inwieweit unterscheiden sich Energy Drinks und Kaffee?

Sie enthalten deutlich mehr Zusatzstoffe, die den Stoffwechsel und die Wirkung im Körper beeinflussen. Die Drinks enthalten nicht nur Koffein, sondern auch überdurchschnittlich viel Zucker, Taurin oder Guarana und teils auch synthetische Vitamine, welche die aufputschende Wirkung verstärken sollen.

Die Wirkdauer kommt allerdings hauptsächlich von Koffein und Zucker und lässt nach ungefähr einer Stunde bereits nach. Die Wirkung von purem Kaffee soll eine etwas längere Wirkung haben.

Welche Inhaltsstoffe sind in Energy Drinks enthalten und wie gefährlich sind diese?

An erster Stelle kritisch zu sehen ist der hohe Zuckergehalt, der pro Dose durchschnittlich neun Stück Würfelzucker entspricht. Die Auswirkung auf den Blutzuckerspiegel liegt also schon auf der Hand. Es kommt zu einem schnellen Anstieg, der in Kombination mit dem enthaltenen Koffein und/oder Guarana die Wirkung kurzfristig verstärkt.

Da der Blutzucker auch schnell wieder abfällt und Konsumenten wieder müde werden, wird zur nächsten Dose gegriffen. So unterliegt der Körper anhaltenden Blutzuckerschwankungen.

Weiterhin begünstigt der dauerhafte Konsum durch den hohen Zuckergehalt Übergewicht und Diabetes. Der erhöhte Koffeingehalt einzelner Energy Drinks kann bei regelmäßigem und/oder übermäßigem Konsum Bluthochdruck, Herzrasen und Übelkeit begünstigen oder auslösen. Darüber hinaus zeigen Untersuchungen, dass es einen engen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Energy Drinks und Haarausfall gibt.

Weitere Inhaltsstoffe wie synthetische Vitamine werden zumeist vom Körper wieder ausgeschieden, wenn hier kein Mangel besteht. Die enthaltene Kohlensäure löst des öfteren Sodbrennen aus. Das Zusammenspiel zwischen weiteren Inhaltsstoffen wie L-Arginin, Guarana oder Taurin und Koffein ist bislang nicht ausreichend geklärt.

Welche Rolle spielt der Zucker?

Der Zucker soll die aufputschende Wirkung in Kombination mit dem Koffein erhöhen. Durch einen kurzfristigen Blutzuckeranstieg kommt es zu einer erhöhten Leistungsfähigkeit beziehungsweise Konzentrationsfähigkeit.

Darüber hinaus kann sich bei übermäßigen Konsum von Energy Drinks ein Typ 2 Diabetes entwickeln. Immer mehr Kinder- und Jugendliche sind bereits von der sogenannten Zuckerkrankheit betroffen.

Die Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus zählt heute zu den Volkskrankheiten. Es gibt zwei unterschiedliche Arten von Diabetes. Beim Diabetes Typ 1 bildet die Bauchspeicheldrüse überhaupt kein Insulin mehr. Beim Diabetes Typ 2 hingegen ist die Wirkung des Insulins beeinträchtigt.

Allein in Deutschland leiden mehr als acht Millionen Menschen an der umgangssprachlichen Zuckerkrankheit. Bei fast 90 Prozent der Betroffenen handelt es sich um Diabetes Typ 2, welcher häufig auch als Altersdiabetes bezeichnet wird.

Wieviel Zucker ist pro Drink enthalten?

Durchschnittlich ungefähr zwölf Gramm auf 100 Milliliter. Also in etwa 30 Gramm pro 250 Milliliter Dose.

Was halten Sie von der Kombination Energy Drinks und Alkohol?

Letztlich machen Menge und Regelmäßigkeit des Konsums das Gift. Ein gesunder Mensch wird von einem gelegentlichen Konsum, einer Dose keinen Schaden nehmen. Ebenso gilt das für den einmaligen Konsum eines Mischgetränkes.

Grundsätzlich ist jedoch von regelmäßigem oder auch mehrfachem Konsum solcher Mischungen abzuraten, da das Zusammenspiel von Alkohol und Koffein zu Beeinträchtigungen bestimmter Hirnleistungen führen kann. Konsumenten bemerken etwa den Rausch nicht. Das Koffein soll die Müdigkeit, die der Alkohol teilweise auslöst, unterbinden. Es kann zu Herzrasen, HerzrhythmusstörungenSchweißausbrüchen, erhöhter Atemfrequenz kommen.

Welche Nebenwirkungen können Energy Drinks haben?

Es gibt bislang noch nicht ausreichend Studien zu allen möglichen Nebenwirkungen in Bezug auf Regelmäßigkeit und Menge des Konsums sowie Alter und Unterschiede im grundlegenden Gesundheitszustand oder Lebensweise der Konsumenten. Allerdings werden wenige Todesfälle im Zusammenhang mit Energy Drinks und Alkohol beschrieben. Hier konnte allerdings nicht geklärt werden, ob der Konsum ursächlich für den Tod war.

Welche Folgen kann der tägliche Konsum auf den Körper von Jugendlichen haben?

In erster Linie sehe ich ein Problem im hohem Zuckergehalt, welcher verschiedene Folgen haben kann. Zum Beispiel fördert er die Entstehung von KariesÜbergewichtDiabetes. Weiterhin sehe ich eine Art Suchtpotenzial, da sowohl die starken Blutzuckerschwankungen durch den enthaltenen Zucker als auch das schnelle Abebben des gewünschten Wachmacher-Effekts dazu führen, dass die Konsumenten schnell zur zweiten und dritten Dose greifen. Man sieht dieses Phänomen vor allem auf sogenannten LAN-Parties, auf denen 24 Stunden und mehr gezockt wird und teilweise utopische Mengen getrunken werden.

Wer sollte auf Energy Drinks besser verzichten?

Menschen mit ÜbergewichtBluthochdruckHerz-Kreislauf-ErkrankungenDiabetes und anderen Stoffwechselerkrankungen sollten auf diese Getränke verzichten. Auch für Epilepsiepatienten, Kinder und Jugendliche, die eine kohlenhydratarme Diät einhalten müssen, und Schwangere sowie Mütter in der Stillzeit können solche Getränke ungesund oder sogar gefährlich sein.

Als Ernährungsfachkraft würde ich Energy Drinks auch keinem gesunden Menschen empfehlen, da es sich um ein industriell hergestelltes Produkt handelt, welches kaum gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe enthält.

Welche gesunden Alternativen gibt es?

Die Alternativen richten sich immer ein Stück weit nach den Bedürfnissen und Lebensumständen der Verbraucher. Daher kann eine Beratung bei Ernährungsfachkräften, wie zum Beispiel Diätassistenten oder Ökotrophologen, sinnvoll sein. Grundsätzlich kann man sagen, dass man bei den Ursachen ansetzen sollte. Ausreichend Schlaf und Erholungsphasen sind wichtig, um generell am Tag fit zu sein. Das gilt vor allem für Jugendliche.

Dazu kommen gesunde Ernährung und regelmäßige sportliche Aktivitäten. Auch in Beruf, Ausbildung und Schule sollten ausreichend Erholungsphasen gewährleistet werden. Hier spielen frische Luft und gesunde Pausensnacks eine wichtige Rolle. Zum Beispiel bestehend aus Obst, das Energie gibt, in Kombination mit einer Proteinquelle, wie Joghurt und Vollkorngetreide. Dies hält den Blutzucker länger stabil und somit auch die Leistungsfähigkeit.

Eine Hand voll Nüsse, wie etwa Walnüsse oder Pekannüsse, wirken sich positiv auf die Konzentration aus. Um den Genuss oder den Belohnungseffekt nicht zu kurz kommen zu lassen, darf auch mal ein Stück Schokolade genascht werden.

Es empfiehlt sich eher schwarzen, weißen oder grünen Tee über den Tag verteilt zu trinken, da das enthaltende Koffein eine kontinuierliche Wirkung hat und nicht nur punktuell wirkt wie Kaffee. Für gesunde Erwachsene gilt, dass bis zu 400 Milligramm Koffein am Tag in Ordnung sind. Das bedeutet, dass bis zu vier Kaffeetassen pro Tag vom Körper gut kompensiert werden können.

Grundsätzlich kann man festhalten, dass Kinder und Jugendliche von Ernährungsschulungen in der Kita oder Schule profitieren. Hier gilt, dass frühzeitig angeeignetes Wissen die beste Prävention ist und daher plädiere ich für mehr geförderte Gesundheitsbildung in Kitas und Bildungseinrichtungen durch Ernährungsfachkräfte.

 

Hinweis der Redaktion: Die im Interview gewählte männliche Form bezieht sich immer auch auf weibliche und diverse Personen, die ausdrücklich mitgemeint sind.

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