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Epilepsie behandeln: Diese Behandlungsmöglichkeiten gibt es

Epilepsien sind eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen. Jedes Jahr sind 40 bis 70 Menschen von 100.000 Einwohnern in Deutschland betroffen. Ein Drittel der plötzlichen Krampfanfälle tritt erstmals jenseits des 60. Lebensjahres auf.

Qualified neurophysiologist placing the electrodes on the female scalp,Qualified neurophysiologist placing the electrodes on the female

Ursachen und Symptome von Epilepsie

„Die Ursachen für eine Epilepsie sind vielfältig. Sie entstehen durch Hirnveränderungen, bei denen die elektrische Erregbarkeit erhöht ist“, erklärt Prof. Jörn Peter Sieb, Chefarzt der Neurologie am Helios Hanseklinikum Stralsund. Die Erscheinungsformen einer Epilepsie variieren je nach Ursprungsort im Gehirn. Sie reichen von wenigen Sekunden andauernden Aussetzern (Absencen) über Zuckungen einer Extremität bis hin zu komplexen Bewegungs- und Bewusstseinseinschränkungen.

Hirnschäden durch unfallbedingte Verletzungen, Entzündungen oder Tumore können eine Epilepsie auslösen. Oft ist die Ursache aber nicht eindeutig. „Jeder Zehnte erlebt bis zu seinem 80. Lebensjahr einmal einen epileptischen Anfall. Er ist also keineswegs eine Seltenheit“, sagt Andreas Brauer, Oberarzt der Neurologie in Stralsund. Etwa ein Prozent der Bevölkerung in Deutschland hat eine aktive Epilepsie.

Anders als vielfach angenommen, beginnen Epilepsien häufig erst im fortgeschrittenen Erwachsenenalter zum Beispiel nach einem erlittenen Schlaganfall. Ein einzelner epileptischer Anfall bedeutet jedoch noch nicht, dass eine Epilepsie besteht. Die Diagnose hängt insbesondere von der Wahrscheinlichkeit eines weiteren Anfalls, der Wiederholungswahrscheinlichkeit, ab. 

Diagnose durch Elektroenzephalografie (EEG)

Um die Diagnose einer Epilepsie zu stellen, sind genaue Informationen zum Ablauf des Anfalls besonders wichtig. Der Betroffene hat häufig keine Erinnerung daran. Deshalb ist eine genaue Beschreibung zum Beispiel durch Angehörige oder sogar die Videodokumentation hilfreich. „Häufig ist die Diagnosefindung direkt eindeutig. Gelegentlich ist es jedoch überaus schwierig, zum Beispiel ein Herz-Kreislauf-Problem und einen epileptischen Anfall zu unterscheiden“, erläutert Prof. Sieb.

Mittels EEG sind Ärzt:innen in der Lage, die elektrische Aktivität des Gehirns zu messen. Das Ergebnis sei aber immer nur eine Momentaufnahme. Ein unauffälliges EEG schließe keineswegs epileptische Anfälle aus, macht der Oberarzt deutlich. Es gebe bestimmte Methoden, um die diagnostische Trefferquote zu erhöhen. Dies ist zum Beispiel das EEG nach einer durchwachten Nacht oder die Langzeitaufzeichnung auch über Tage hinweg. Die Diagnose hängt insbesondere von der Wahrscheinlichkeit eines weiteren Anfalls, der Wiederholungswahrscheinlichkeit, ab. Sie ist auch das entscheidende Kriterium bei der ärztlichen Beurteilung der Fahrtauglichkeit von Epilepsie-Patienten.

Epilepsie behandeln

Die Lebensqualität eines Epileptikers hängt maßgeblich von seinen Anfällen ab. Um eine Anfallsfreiheit zu erzielen, steht dem behandelnden Arzt ein großes Spektrum von gut wirksamen und verträglichen Epilepsie-Medikamenten zur Verfügung. Die Auswahl erfolgt dabei individuell auf die Bedürfnisse und Nebenerkrankungen des Patienten angepasst.

Darüber hinaus ist bei einigen Patienten die Epilepsie-Chirurgie eine aussichtsreiche Option. Bei der Vagusstimulation wird ein bestimmter Nerv, vergleichbar mit der Situation bei einem Herzschrittmacher, stimuliert, um die Anfallsbereitschaft zu mindern. Erwiesen ist, dass eine gesunde Lebensführung mit ausreichend Schlaf und der regelmäßigen Einnahme der entsprechenden Medikamente die Gefahr von Anfällen deutlich reduzieren kann.

Erste Hilfe bei epileptischen Anfällen

„Epileptische Anfälle sind für den Laien meist überaus beeindruckend und es ist schwierig, das Richtige zu tun. Bevor der Notarzt gerufen wird, ist es besonders wichtig, den Betroffenen vor Verletzungen zu schützen. Der Patient sollte dabei aus dem Gefahrenbereich gebracht und sein Kopf geschützt werden“, informiert der Neurologe zur Ersten Hilfe bei einem Anfall. Die Atemwege seien zudem unbedingt freizuhalten, wobei Beißkeile der Vergangenheit angehören.

Für die Patienten ist es im Nachgang hilfreich, wenn der Hilfeleistende auf die Uhr geschaut hat. So lasse sich die Länge des Anfalls für den behandelnden Arzt dokumentieren. Notfallmedikamente erhalten Patienten und deren Familien nur in Ausnahmefällen.

Hinweis der Redaktion: Die im Zitat gewählte männliche Form bezieht sich immer auch auf weibliche und diverse Personen, die ausdrücklich mitgemeint sind.

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