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Erfahrungsbericht Multiples Myelom: Die Geschichte eines Patienten

Andre Roßmann leitete eine Schule, unterrichtete Mathematik und Informatik. Doch das Leben lehrte ihn Wichtigeres. Konfrontiert mit der Diagnose Multiples Myleom, ändert sich für Betroffene von jetzt auf gleich alles.

Andre Roßmann und sein Mistelzweig

Bessere Prognose dank Eigenstammzelltransplantation

Neben der Eingangstür von Andre Roßmanns Zuhause baumelt ein Mistelzweig. Mitten im Sommer. Nicht, weil für ihn jeder Tag wie Weihnachten ist. „Misteln sagt man Kraft gegen Krebs nach“, erklärt er. Er glaubt fest daran, vertraut darauf. Momentan geht es ihm zumindest richtig gut. Roßmann ist noch keine 60 Jahre alt, als sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt wird. Er zieht im Helios Klinikum Erfurt ein, wird mit einer Eigenstammzelltransplantation behandelt. „Klingt simpel. Klingt machbar. Ist jedoch alles andere als ein Spaziergang“, weiß er rückblickend.

Ein Spaziergang ändert alles

Genau damit fing alles an. Mit einem Spaziergang. Roßmann dreht wie jeden Tag mit seinem Hund eine Gassi-Runde, als er plötzlich den Kopf nicht mehr bewegen kann. Irgendetwas blockierte. Wochenlang hatte er die Schmerzen ignoriert, jetzt beschließt er doch, einen Arzt aufzusuchen. „Ich komme gleich wieder“, lässt er Frau und Hund wissen, als er sich auf den Weg macht.

Lapidare Worte, die er inzwischen aus seinem Wortschatz gestrichen hat. Er mag es jetzt konkreter. Denn Roßmann kam nicht gleich wieder. Stattdessen wurde er sofort stationär aufgenommen, einen ganzen Tag lang am Halswirbel operiert.

Bestrahlung, dann Isolierstation

Es folgen Bestrahlungen, eine weitere Operation, wieder Bestrahlungen. Zwei lange Jahre: Spaziergänge, Schmerzen, stationäre Aufenthalte, Spaziergänge, Schmerzen, stationäre Aufenthalte. Bis die Hämatolog:innen in Erfurt einen neuen Weg einschlagen. Diesmal führt er auf die Isolierstation. Draußen ist es brütend heiß, als Roßmann hier Quartier bezieht. Drinnen auch. Doch Fenster öffnen ist strikt untersagt. Ein Windhauch könnte seinem Leben ein Ende setzen – das Immunsystem ist auf null heruntergefahren. Spezialist:innen entnehmen Stammzellen, stärken sie und geben sie wieder ins Blut.

Roßmann nimmt es kaum mehr wahr. Er ist inzwischen extrem schwach, schläft viel. Bekommt jede Menge Morphium. Roßmann weiß, dass er Entzugserscheinungen haben wird. Doch er nimmt es in Kauf, kämpft sich durch – und wird mit Monaten besten Befindens beschenkt.

„Das Leben ist kostbar“, sagt er. „Es kann sich jederzeit in eine andere Richtung drehen. Also genieße ich die guten Momente, die es mir schenkt.“ Vertrauen. Vor allem das erfüllt ihn jeden Tag aufs Neue. Vertrauen in die Ärzt:innen. Vertrauen in die Misteln. Und in seinen geliebten Hund, seinem persönlichen Therapeuten auf vier Pfoten. „Der muss raus, sich bewegen. Jeden Tag. Er zeigt mir, wie leben geht. Ganz klar: im Jetzt.“

Andre Roßmann genießt nach seiner Behandlung im Krankenhaus die Zeit mit seinem vierbeinigen Therapeuten in vollen Zügen. Der treue Begleiter zeigt ihm, wie leben geht: nämlich im Jetzt.

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