Wirbelsäulen-Abszess ohne vorherige Symptome
Nur ein kurzer Waldspaziergang in Berlin-Köpenick trennt die ehemalige Grundschullehrerin Walpurgis Fahlenbrach von ihrer Familie. Sie hat viel Freude an der gemeinsamen Zeit mit Ihrem Sohn und dem 13-jährigen Enkel. Trotz einer langjährigen Rheumaerkrankung kommt sie gut zurecht und lebt vorwiegend selbständig in einer seniorengerechten Wohnung einer sozialen Stiftung.
Doch scheinbar über Nacht – ohne vorankündigende Symptome –wird Frau Fahlenbrach von einem spinalen Abszess übermannt: In ihrer nahezu kompletten Wirbelsäule, dem sogenannten Spinal- oder Rückenmarkskanal, hatte sich eine eitrige Entzündung gebildet. Sie bricht im Bad zusammen und wird glücklicherweise kurze Zeit später von ihrem Sohn entdeckt.
Behandlung des Wirbelsäulen-Abszesses
Die Rentnerin wird zum Jahresende 2019 als Notfall ins Helios Klinikum Berlin-Buch eingeliefert und muss aufgrund der drohenden Lähmungserscheinungen unmittelbar operiert werden.
„Die Größe und Ausbreitung des Abszesses in der Wirbelsäule war immens und lebensgefährlich. Wir mussten die eitrige Entzündung entlang der Hals- und gesamten Brustwirbelsäule chirurgisch entfernen,“ berichtet Priv.-Doz. Dr. med. Yu-Mi Ryang, Chefärztin der Neurochirurgie.
Mit drei mikrochirurgischen Eingriffen mussten Dr. Ryang und ihr Team den Abszess entfernen und die Hals- und Brustwirbelsäule aufwändig mittels eines Metall-Implantats stabilisieren.
„Unter einem Abszess versteht man eine Ansammlung von Eiter im Gewebe. Dieser Eiter ist ein Abfallprodukt des Körpers, aus Bakterien und Immunzellen, wenn der Körper Keime im Blutkreislauf bekämpft. Häufig betroffen sind Personen mit geschwächtem Immunsystem wie zum Beispiel Rheuma und chronischen Krankheiten.“ erläutert Dr. Ryang.
Endlich wieder zu Hause
Insgesamt verbleibt die 88-Jährige vier Wochen in der Klinik und lernt die Schwestern auf ihrer Station sowie im Verlauf der Zeit fünf Zimmernachbarinnen gut kennen. „Es grenzt an ein Wunder, dass Frau Fahlenbrach diese schwere Infektion der Wirbelsäule und noch drei schwere Operationen überlebt hat,“ erklärt Dr. Ryang und freut sich, dass Ihre Patientin wieder wohlauf ist.
Fahlenbrachs größter Wunsch war, dass sie wieder in ihrer Nachbarschaft in Berlin-Köpenick am Wasser spazieren gehen kann. In der Rückschau resümiert sie: „Ich muss einen Schutzengel gehabt haben, mit dieser Krankheit verlässt man das Krankenhaus normalerweise nicht lebend. Das ist wirklich ein großes Glück“. Insbesondere ihr Enkel hat sich sehr gefreut, dass sie wieder nach Hause kommen konnte und ihn mit ihrer Spezialität, seinem geliebten Haselnuss-Sauerkirschkuchen verwöhnt.