Atemnot durch verschluckte Fremdkörper
Atemschwierigkeiten sind der häufigste Grund, warum Kinder in die Notaufnahme kommen. Schnelle Hilfe ist jetzt überlebenswichtig.
Gelangt ein Fremdkörper in die Atemwege, reagiert ein Kind unverzüglich mit Husten und versucht, das Objekt auszustoßen. Es treten plötzliche Atemnot, Würgen oder ein Pfeifen bei der Atmung auf. Wenn das Kind würgt, aber immer noch husten kann, dann sollte es weiter husten – das ist immer noch die beste Methode, die Atemwege zu befreien. Bleibt das Husten aus oder wird weniger und der Fremdkörper verschließt die Atemwege komplett, kann es rasch zu einem Schock und Ohnmacht führen. Denn dann gelangt kein oder zu wenig Sauerstoff in das Gehirn. Ihr Kind ist dann in akuter Lebensgefahr!
Ist das der Fall, dürfen Sie Ihr Kind nicht beatmen, solange der verschluckte Fremdkörper sich noch in den Atemwegen befindet. Ihr Kind sollte kräftig husten, damit sich der Fremdkörper löst. Steckt dieser fest und Sie können ihn sehen, versuchen Sie, ihn zu entfernen. Probieren Sie das bitte nur einmal, denn es besteht die Gefahr, dass der Gegenstand verrutscht und die Luftnot noch verschlimmert wird. Sollte der Fremdkörper sich dadurch nicht lösen, sollten Sie zwei Handgriffe kennen:
Erste Hilfe beim Baby: Brustkorbkompressionen
Legen Sie Ihr Baby mit dem Bauch über die eigenen Oberschenkel, sodass der Kopf und die Arme herunterhängen. Anschließend mit der flachen Hand mehrfach kräftig zwischen die Schulterblätter schlagen, damit der Gegenstand wieder herausgespuckt wird.
Soforthilfe beim Kind: Bauchkompressionen (Heimlich-Griff)
Dazu wird das Kind von hinten umfasst und die eigene geballte Faust knapp unterhalb des Brustkorbs in die Magengrube gelegt. Dann wird mit den Händen ruckartig nach innen oben gedrückt. Durch den aufgebauten Druck sollte sich der Gegenstand lösen.
Sitzt der Fremdkörper immer noch fest, wählen Sie sofort den Notruf (112). Atmet das Kind nicht, beginnen Sie sofort mit der Wiederbelebung.
Badeunfälle
Die traurigen Meldungen über tödliche Badeunfälle nehmen vor allem im Sommer zu. Dabei kann solch ein Unfall, wenn Ersthelfer:innen schnell eingreifen, oftmals gut ausgehen. Ist das Kind weniger als 10 Minuten unter Wasser und dauert die Reanimation nicht länger als etwa 25 Minuten, besteht die Chance, dass ein Kind ohne neurologische Schäden überlebt. Deshalb werden Kinder in der Regel deutlich länger als Erwachsene wiederbelebt.
Fieberkrämpfe
Zwischen dem zweiten Lebensmonat und dem fünften Lebensjahr können Fieberkrämpfe bei Kindern vorkommen. Auch wenn das zunächst bedrohlich wirkt, hören die meisten Anfälle schon nach wenigen Minuten von selbst auf. Wichtig zu wissen: Bei einem einfachen Fieberkrampf (bis 15 Minuten) werden keine Gehirnzellen geschädigt.
Ein Krampfanfall – egal ob kurz oder lang – sollte aber immer kinderärztlich abgeklärt werden. Hilfreich für den Arzt ist es, wenn Sie sagen können, wie lange der Anfall dauerte und wohin die Augen des Kindes verdreht waren.
Erste-Hilfe-Maßnahmen für zu Hause:
- Beruhigen Sie das Kind.
- Achten Sie darauf, dass es sich nicht verletzten kann.
- Sind die Krämpfe vorbei, bringen Sie das Kind in die stabile Seitenlage (Kinder unter 2 Jahren auf den Bauch).
- Rufen Sie den Rettungsdienst
- Beobachten Sie die Atmung und greifen Sie ein, wenn Sie aussetzen sollte.
Treppenstürze
Kurz nicht aufgepasst und schon ist Ihr kleiner Schützling die Treppe heruntergefallen? Wenn Ihr Kind gestürzt ist oder sich den Kopf gestoßen hat, sollten Sie es genau begutachten. Hat es Schmerzen, blutet es stark oder hat es Schwellungen?
Auch wenn zunächst alles harmlos erscheint, sollte Sie weiterhin auf Anzeichen, wie Übelkeit, Erinnerungslücken und Wesensveränderung achten. Im Zweifelsfall lieber einmal zu viel kinderärztlichen Rat einholen, ins Krankenhaus fahren oder den Rettungswagen rufen. Denn Stürze können zu schweren Verletzungen, wie zum Beispiel Gehirnerschütterungen oder Hirnblutungen führen.
Verbrennungen
Laut Statistik erleiden am häufigsten Kleinkinder im Alter zwischen zwei und sechs Jahren Brandverletzungen. Der Entdeckungsdrang ist in dieser Altersgruppe groß. Jedoch können die Kleinen die Gefahren noch nicht richtig einschätzen. Dann kann es schnell passieren, dass Kinder in die Kerze oder an den Herd fassen und sich verbrennen.
So können Sie Erste Hilfe bei Babys und Kindern mit Verbrennungen leisten:
- Brennt die Kleidung, muss das Feuer, zum Beispiel mit Wasser, einer dicken Decke oder durch Wälzen auf dem Boden gelöscht werden.
- Wenn Sie einen Feuerlöscher benutzen, dürfen Sie diesen auf keinen Fall Richtung Gesicht (Atemwege) des Kindes halten.
- Die verbrannte Kleidung am Körper belassen, denn es besteht die Gefahr, dass beim Entfernen auch Haut abgezogen werden könnte.
- Die betroffene Stelle sollte sofort gekühlt werden – am besten fünf bis zehn Minuten lang unter kühles bis lauwarmes Wasser (15-18 °C) halten.
- Brandblasen nicht öffnen.
- Hat das Kind Brandverletzungen im Gesicht, könnte es sein, dass es Rauch eingeatmet hat. In dem Fall besteht die Gefahr einer Atemnot durch anschwellende Schleimhäute. Setzen Sie das Kind aufrecht hin, um ihm die Atmung zu erleichtern. Brandwunden im Gesicht bitte nicht abdecken.
Rufen Sie nach den Erste-Hilfe-Maßnahmen den Rettungsdienst. Gerade bei kleinen Kindern, sollte sich immer ein Arzt die Verbrennung anschauen, denn ihre Haut ist noch besonders dünn
Verbrühungen
Ihr Kind zieht die Tasse Tee vom Tisch. Heißes Wasser läuft über den Arm. Das ist ein häufiger Unfall bei Kindern unter vier Jahren. Auch zu heißes Wasser beim Baden oder Duschen kann die Ursache von Verbrühungen sein. Sofortmaßnahmen sind dann: Entfernen der nassen Kleidung – Kühlen – 112 wählen.
Bei Verbrühungen müssen Sie die Kleidung Ihres Kindes rasch, aber vorsichtig entfernen (eventuell mit der Schere aufschneiden statt über den Kopf ziehen). Das gilt aber nicht für eingebrannte Kleidung – die muss durch den Kinderarzt entfernt werden. Damit vor allem Babys und kleine Kinder nicht so schnell auskühlen, sollten sie mit einer leichten Decke abgedeckt und beruhigt werden. Auch bei einer Verbrühung sollte die betroffene Stelle sofort gekühlt werden. Nach dem Kühlen kann die Wunde mit einer sterilen Kompresse aus dem Verbandkasten locker bedeckt werden.
Vergiftungen
Wenn Kleinkinder ihre Umwelt entdecken, ist nichts vor ihren neugierigen Blicken und Händchen sicher – auch nicht das Reinigungsmittel im Küchenregal. Erste Anzeichen einer Vergiftung sind meistens plötzliches Unwohlsein, Erbrechen oder Müdigkeit.
Kinder vergiften sich aus Neugier und Unwissenheit. Die häufigsten Vergiftungen bei Kindern sind Vergiftungen mit Reinigungsmitteln, Medikamente und Giftpflanzen. Viele Vergiftungen verlaufen zunächst symptomfrei. Manche Giftpflanzen rufen sogar erst nach 24 Stunden Auffälligkeiten hervor.
Erste Hilfe für Babys und Kleinkinder bei Vergiftungen:
- Bei Verdacht auf eine Vergiftung sollten Sie sofort den Rettungsdienst rufen. Bis dieser eintrifft, heißt es: Ruhe bewahren und sich ums Kind kümmern.
- Zusätzlich können Sie den Giftnotruf anrufen und sich erste Anweisungen geben lassen.
- Ist Ihr Kind bewusstlos, dann bringen Sie es am besten in die stabile Seitenlage und decken es zu.
- Falls das Kleine nicht atmet, müssen Sie sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen.
- Sie dürfen auf keinen Fall ein Erbrechen auslösen. Ätzende Stoffe könnten beispielsweise die Schleimhäute der Speiseröhre nachhaltig schädigen oder Erbrochenes könnte eingeatmet werden – hier droht Erstickung.
- Das Kind darf bei einer Vergiftung nichts zu trinken bekommen, weder Wasser noch Milch. Ausnahme: Der Arzt oder die Experten der Giftnotrufzentrale haben es empfohlen.
- Im Fall, dass Ihr Kind schäumende Substanzen (Spül- oder Waschmittel, Shampoo) getrunken hat, dürfen Sie einen "Entschäumer" geben – es sei denn, die Expert:innen des Giftnotrufs haben etwas anderes empfohlen. Das Mittel verhindert, dass sich Schaum bildet, der aus der Speiseröhre in die Luftröhre gelangt und dort Atemnot auslöst.
- Vorhandene Giftreste oder die Verpackung sollten Sie sicherstellen.
- Auch von eventuellem Erbrochenem sollten Sie eine kleine Menge aufgehen und dem Notarzt mitgegeben. Aus dem Mageninhalt kann oft die Substanz, zum Beispiel ein Medikament oder eine Pflanze, bestimmt werden, die Ihr Kind vergiftet hat.
Wunden
Weil sich kleine Kinder viel bewegen und sich ausprobieren, sind Verletzungen und Brüche vorprogrammiert. Bei kleineren Wehwehchen hilft schon ein schnelles Trösten, denn der Schreck ist meist größer als der Schmerz. Schürf- und Schnittwunden tun Kindern weh, sind aber in den meisten Fällen harmlos. Sie verheilen schnell und auch Narben bleiben meist nicht zurück. Trotzdem sollten Sie darauf achten, dass die Wunden sauber verheilen, um Entzündungen zu vermeiden.
Berühren Sie die Wunde nicht und waschen Sie sie möglichst auch nicht aus. Ausnahme: Bei Schürfwunden, die keiner ärztlichen Versorgung bedürfen, aber etwas durch einen Sturz mit Sand, Erde oder Kies verunreinigt sind, kann der Schmutz unter fließendem Wasser abgespült werden. Kleinere Wunden können Sie einfach desinfizieren und anschließend mit einer Wundsalbe eincremen oder mit einem Pflaster oder Wundschnellverband keimfrei abdecken. Größere Wunden, die ärztlich versorgt werden müssen, sollten besser nicht zu Hause desinfiziert werden.
Sollte die Wunde stark bluten, legen Sie einen Druckverband an. Steckt ein Fremdkörper in der Wunde, bitte nicht entfernen, denn das Herausziehen kann die Blutung noch verstärken. Splitter können natürlich entfernt werden.
Ist Ihr Kind vollständig gegen Tetanus geimpft? Sollte das nicht der Fall sein, müssen Sie mit Ihrem Kind unbedingt in eine Arztpraxis gehen.
Wann benötigt Ihr Kind ärztliche Hilfe?
- bei stark blutenden Wunden
- bei verschmutzten Wunden, Bisswunden oder Wunden mit Fremdkörper (zum Beispiel Glassplitter, Nagel)
- bei fehlendem Tetanusschutz
- bei Wunden über einem Zentimeter Länge
- bei Wunden im Gesicht
- bei Wunden, die sich infiziert haben
Wiederbelebungsmaßnahmen bei Babys und Kleinkindern
Manchmal reichen einfache Erste-Hilfe-Maßnahmen nicht aus. Dann ist es wichtig zu wissen, wie Sie Ihr Kind wiederbeleben können:
- Prüfen Sie das Bewusstsein und die Atmung des Babys oder Kindes. Erhalten Sie keine Reaktion und können Sie keine Atmung feststellen, ist das Baby oder Kind bewusstlos.
- Rufen Sie in diesem Fall sofort den Notruf 112
- Starten Sie mit der Wiederbelebung und der Beatmung. Bei Babys umschließen Sie mit dem eigenen Mund den Mund und die Nase und beginnen mit fünf Beatmungen. Bei größeren Kindern können Sie die Mund-zu-Mund- oder Mund-zu-Nase-Beatmung durchführen. Wenn Sie nach fünf Beatmungen kein Lebenszeichen wie Husten oder Abwehr beobachten, machen Sie mit der Herzdruckmassage weiter. Bei der Herzdruckmassage gibt es bei Babys und Kleinkindern Unterschiede.
- Drücken Sie bei Babys leicht mit zwei Fingern das Brustbein circa ein Drittel bis zur Hälfte des Oberkörpers 15-mal und führen Sie dann zwei- bis dreimal eine Beatmung durch. Bei Kleinkindern und größeren Kindern drücken Sie mit einer oder beiden Händen ein Drittel des Oberkörpers 30-mal. Anschließend beatmen Sie das Kind zweimal. Führen Sie die Wiederbelebungsmaßnahmen bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes durch.