Was ist Fieber?
Fieber, auch Pyrexie, bezeichnet den Anstieg der Körperkerntemperatur und ist individuell verschieden. In den meisten Fällen beginnt es ab circa 38,0 Grad Celsius.
Normalerweise liegt die Körpertemperatur bei gesunden Menschen zwischen 36 und 37 Grad Celsius. Ab Werten zwischen 37,5 bis 38 Grad handelt es sich um erhöhte Temperatur. Fieber ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom, das viele Ursachen haben kann. Es zeigt, dass sich die Immunabwehr des Körpers gegen einen Krankheitserreger wehrt.
Grundsätzlich ist Fieber daher sinnvoll. Durch das innere Aufheizen wehrt sich der Körper und bildet Abwehrstoffe.
Körpertemperatur: Richtwerte im Überblick
- Normal-Temperatur: 36,5 bis 37,4 Grad
- erhöhte Temperatur: 37,5 bis 38,1 Grad
- leichtes bis mäßiges Fieber: über 38,2 Grad
- hohes Fieber: ab 39 Grad
- extrem hohes Fieber: über 40 Grad
Temperaturschwankungen im Tagesverlauf
Die normale Körpertemperatur ist tageszeit- und zyklusabhängig. Nachts gegen 2 Uhr ist sie oft am niedrigsten. Morgens liegt sie zwischen 36 bis 37 Grad und steigt im Laufe des Tages langsam an, bis sie am Nachmittag ihren Höchststand erreicht. Die Schwankungen können zwischen 0,5° C bis 1° C Grad liegen.
Um den Zeitpunkt des Eisprungs kommt es bei den Frauen zu einem natürlichen Anstieg der Basaltemperatur (Körpertemperatur nach dem Aufwachen) um 0,5 Grad Celsius.
Wie die Temperatur gemessen wird, ist wichtig für eine exakte Ermittlung der Körpertemperatur. Die genauste Methode ist Fiebermessen im After, also rektal. Das Messergebnis kommt dem Körperinneren am nächsten. Die beliebteste Methode unter der Achsel ist hingegen die ungenaueste Methode der Fiebermessung. Der Temperaturunterschied kann hier bis zu 2 Grad betragen. Misst man im Ohr oder unter der Zunge kommt man dem genauen Wert am nächsten. Hier ist der Unterschied maximal 0,5 Grad.
Wie entsteht Fieber?
Der Hypothalamus ist Teil des Gehirns und steuert die Temperatur des Körpers. Dort sitzt das Wärmeregulationszentrum, das über Kälte- und Wärmesensoren in der Haut und im Körper Informationen über die Umgebungs- und Organtemperatur erhält. Es nimmt die Ist-Körperkerntemperatur direkt wahr und ist für die Steuerung von Wärmeverlust und Wärmeproduktion zuständig.
Ist es im Körper zu warm, steuert der Organismus gegen und erweitert vor allem die Blutgefäße in der Haut – der Mensch beginnt zu schwitzen. Ist es hingegen im Körper zu kühl, verengen sich die Hautgefäße und es bildet sich Gänsehaut. Dadurch wird zum einen die Wärmeabgabe über die Haut gedrosselt,zum anderen durch Muskelzittern die Wärmeproduktion gesteigert und der Stoffwechsel angeregt. Vor allem die Peripherie (vom Körperstamm weg orientierte oder entfernte Strukturen) wird weniger durchblutet, weil dort die Wärmeabgabe größer ist. Das bedeutet, Hände sowie Füße werden schlechter durchblutet und sind deswegen kälter als der Rest des Körpers.
Bei Fieber laufen ähnliche Prozesse ab: Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, versucht das Immunsystem diese zu bekämpfen. Dabei werden Botenstoffe, sogenannte Pyrogene, freigesetzt, die direkt zum Hypothalamus gelangen und dort das Signal geben, die Körpertemperatur zu erhöhen und gleichzeitig die Wärmeabgabe zu verringern. In Folge verengen sich die Hautgefäße, wodurch die Haut blass und kalt wird. Gleichzeitig kurbelt die erhöhte Wärmeproduktion den Stoffwechsel an und steigert die Muskelarbeit. Letzte kann Muskelzittern, also Schüttelfrost auslösen. Bei einer höheren Körpertemperatur laufen viele Vorgänge im Körper schneller ab, was die Abwehrzellen zusätzlich aktiviert, welche die Vermehrung von Erregern hemmen.
Wie stark sich die Körpertemperatur erhöht, hängt vom Erreger und dessen Menge sowie der individuellen Reaktion des Abwehrsystems ab. Bei Erkrankungen durch Erkältungsviren ist die Temperatur meist nur leicht erhöht. Grippeviren und Bakterien lösen hingegen oft höheres Fieber aus. Auch sind diese Fieberanstiege unterschiedlich zwischen den Geschlechtern – Männer reagieren bei viralen Erkrankungen mit höherem Fieber.
Wie verläuft Fieber?
Anhand des Fiebermusters lassen sich bereits erste Rückschlüsse auf die Erkrankung ziehen, da bestimmte Krankheiten mit typischen Fieberverläufen einhergehen. In weiteren Untersuchungen lassen sich so erste Annahmen bestätigen.
Fiebermuster auf einen Blick:
- Kontinuierliches Fieber: Die Temperatur liegt über mehrere Tage bei über 38 Grad mit Schwankungen größer als einen Grad. Es tritt unter anderem bei akuten Entzündungen des Magen-Darm-Trakts, Lungenentzündung oder Dengue-Fieber auf.
- Remittierendes Fieber: Das Fieber ist den ganzen Tag vorhanden, jedoch morgens weniger hoch als abends. Tritt zum Beispiel bei Tuberkulose, Bronchitis und rheumatischem Fieber auf.
- Intermittierendes Fieber: Morgens besteht meist kein Fieber, während es abends zu hohen Fieberspitzen mit Krankheitsgefühl kommt. Beispielsweise bei Protheseninfekten, Blutvergiftung und Endokarditis (Herzinnenwandentzündung).
- Rekurrierendes Fieber: Zwischen einzelnen Fieberschüben liegen fieberfreie Tage. Tritt zum Beispiel bei Malaria oder Rückfallfieber, welches durch Borrelien (Bakterien) hervorgerufen wird, auf.
- Undulierendes Fieber: Zeichnet sich durch einen wellenförmigen Fieberverlauf über einen längeren Zeitraum aus. Zum Beispiel bei Brucellose (bakteriell verursachte Infektionskrankheit) oder Lymphomen (bösartige Tumore).
Fieber ist am ehesten als Symptom bei einer Grippe oder starken Erkältungen bekannt. Infektionen mit Krankheitserregern sind also der häufigste Grund für einen Anstieg der Körpertemperatur. Neben infektiösen Ursachen können auch nicht-infektionsbedingte Erkrankungen Fieber auslösen, etwa Krebs, vor allem Krebs der Blutzellen oder rheumatische Erkrankungen. Aber auch als Reaktion auf bestimmte Medikamente oder deren Kombinationen kann Fieber entstehen, dass dann nach dem Absetzten wieder weggeht.
Was kann Fieber auslösen?
- Erkältung
- Grippe
- Lungenentzündung
- Covid-19
- Streptokokken-Infektionen
- Nierenbeckenentzündung
- Eitrige Abszesse
- Protheseninfektionen
- Blutstrominfektionen
- Lokale Entzündungen, die eine systemische Reaktion hervorrufen
- Rheumatische Erkrankungen
- Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
- Autoimmunerkrankungen
- Allergien
- Blinddarmentzündung oder andere Infektionen im Bauchraum
- Thrombosen oder Thromboembolien
- Schlaganfälle (vor allem im Bereich, wo Fieber entsteht, da es hierdurch zu einer Sollwertverstellung kommen kann)
- Medikamente oder deren Kombinationen und vieles mehr
Fieber unbekannter Ursache (FUO)
Hat eine Person länger als drei Wochen eine Körpertemperatur über 38,2 Grad, ohne dass dafür eine Ursache gefunden wird, spricht man von Fieber unbekannter Ursache.
Wird die Ursache des Fiebers doch noch gefunden, handelt es sich oft um eine bislang unentdeckte Infektion, Tumorerkrankungen, rheumatische Erkrankungen, eine Autoimmunerkrankung oder auch HIV. Auch Medikamente, wie Antibiotika, Schmerzmittel oder harntreibende Medikamente, können FUO auslösen.
Symptome von Fieber
Diese können einzeln oder in Kombinationen auftreten und müssen nicht alle vorhanden sein:
- Müdigkeit
- Abgeschlagenheit
- Kopfschmerzen
- Licht- und Geräuschempfindlichkeit
- wenig bis gar kein Appetit
- Schmerzen in Muskeln und Gelenken
- trockene, heiße Haut
- kalte Hände und Füße
- glasige Augen
- erhöhtes Durstgefühl
- starkes Schwitzen
- Frösteln oder Schüttelfrost
- schnellere Atmung
- eventuell Unruhe und Verwirrtheit (kommt besonders oft bei älteren Menschen vor, die noch nicht einmal so hohes Fieber haben müssen, aber trotzdem eine Entzündung mit systemischer Beteiligung haben können).
Diagnose und Untersuchungen bei Fieber
Falls es zu anhaltendem oder wiederkehrendem Fieber kommt, sollte eine Ärztin/ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursache hinter dem Symptom zu finden. Zunächst erfolgt eine ausführliche Befragung (Anamnese) durch die Mediziner:innen. Durch diese lassen sich bereits erste Rückschlüsse auf mögliche Ursachen ziehen. Auch begleitende Symptome, wie etwa Hautausschlag oder Durchfall, Nachtschweiß oder Gewichtsverlust, sollten betrachtet werden.
Auch die körperliche Untersuchung, wie das Abhören von Herz und Lunge, Blutdruck und Puls messen sowie das Abtasten von Bauch und den Hals-Lymphknoten, können weitere Hinweise auf den Fieberauslöser geben. Auf jeden Fall sollte der ganze Körper untersucht werden, um nichts zu übersehen. Auch das Abklopfen der Wirbelsäule und der Nieren sollte erfolgen.
Eine Blutuntersuchung gibt Aufschluss darüber, ob es im Körper aktuell eine Entzündung gibt. In einem solchen Fall sind die Entzündungsparameter, wie CRP, erhöht. Dabei handelt es sich um ein Eiweiß, welches bei einer akuten Entzündung im Körper vermehrt ins Blut abgegeben wird. Andere Parameter können helfen zu untersuchen, welches Organ betroffen ist.
Hat die Ärztin oder der Arzt einen dringenden Verdacht, zum Beispiel auf eine Lungenentzündung, dann kann sie/er auch weitere Untersuchungen, wie eine Röntgenaufnahme des Brustkorbes, veranlassen.
Nicht zuletzt lässt auch die Art des Fiebermusters Rückschlüsse auf eine mögliche Erkrankung zu.