Was sind Flankenschmerzen?
"Bei Flankenschmerzen handelt es sich um Schmerzen, die im Bereich der seitlichen Bauchregion auftreten und auch in den Unterbauch ausstrahlen können. Die Schmerzen treten meist akut auf, können dauerhaft oder kolikartig sein", sagt Dr. Anka Baldauf-Twelker, Chefärztin der Urologie und Kinderurologie am Helios Klinikum Pirna.
Oft ist es für Laien schwer, Rückenschmerzen und Flankenschmerzen zu unterscheiden. Es gibt ein paar Merkmale, die diese Unterscheidung erleichtern. Rückenschmerzen sind meist bewegungsabhängig. Das heißt, sie schränken die Bewegungsfreiheit ein und führen oft zu einer gebeugten Körperhaltung. Flankenschmerzen hingegen sind bewegungsunabhängig.
Was sind die Ursachen für Flankenschmerzen?
Flankenschmerzen haben verschiedene Ursachen:
- Harnsteine (Nierensteine, Harnleitersteine) mit resultierender Harnstauungsniere
- aufsteigende Harnwegsentzündungen mit Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis)
- Verengungen des Harnleiterabgangs aus der Niere (Ureterabgangsstenose)
- Wirbelsäulenerkrankungen
Kleine Nierensteine werden unter Umständen über den Harnleiter durch die Harnblase ausgeschieden. Dabei kann sich der Stein im Harnleiter einklemmen und eine Harnstauung auslösen.
Bei längerer Dauer besteht die Gefahr einer lebensgefährlichen Infektion und bleibender Nierenschäden. Auch nach dem Abklingen der Schmerzen ist das Vorliegen eines Harnstaus weiterhin möglich. Daher ist eine urologische Diagnostik bei Flankenschmerzen immer notwendig.
Auch die Lokalisation der Schmerzen gibt erste Hinweise auf mögliche Ursachen.
- Flankenschmerzen links: Einseitige Schmerzen links können auf Erkrankungen der linken Niere, Nebenniere, Milz und Teile des Darms hindeuten.
- Flankenschmerz rechts: Mögliche Ursachen für die Schmerzen können eine Erkrankung der rechten Niere, der Harnwege, Leber, Gallenblase oder auch der Bauchspeicheldrüse sein.
- Flankenschmerzen beidseitig: Wenn beide Nieren von einer Grunderkrankung betroffen sind, kann sich dies in beidseitigen Flankenschmerzen äußern. Es kann aber auch ein Hinweis auf eine Muskelverspannung im unteren Rückenbereich sein.
Welche Art von Flankenschmerzen gibt es?
Je nach Ursache äußern sich Flankenschmerzen unterschiedlich. Sie können
- akut, kolikartig und krampfartig – häufig bei Harnsteinabgang
- akut und dauerhaft – bei einer akuten aufsteigenden Harnwegsentzündung mit Nierenbeckenentzündung
- chronisch – bei durch Verschleiß bedingter (degenerativer) Wirbelsäulenveränderungen oder Erkrankungen der Rückenmuskulatur
sein.
Welche Symptome können auftreten?
Die Symptome bei Flankenschmerzen können variieren. Folgende begleitende Symptome sind möglich:
- Übelkeit und/oder Erbrechen
- Ausstrahlung in den Unterbauch
- Fieber und/oder Schüttelfrost
- verstärkter Bewegungsdrang bei Nierenkolik
- Bewegungseinschränkungen bei Erkrankungen der Wirbelsäule oder Rückenmuskulatur
Diagnostik bei Flankenschmerzen
"Damit ich weiß, wo die Flankenschmerzen auftreten und wie sie sich anfühlen, führe ich zunächst ein Gespräch zu möglichen Ursachen der Schmerzen mit dem Patienten. Nach Erfassen der Krankengeschichte – Anamnese – erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der unter anderem die Nierenlager abgeklopft werden", sagt die Urologin.
Zusätzlich werden Urin- und Blutuntersuchungen durchgeführt.
Mittels Ultraschalluntersuchung des Bauches und Computertomographie, mit niedriger Strahlendosis lassen sich die Größe und die Lage des Harnsteines diagnostizieren.
Liegt eine Rücken- beziehungsweise Wirbelsäulenerkrankung vor, ist eine orthopädische Untersuchung des Bewegungsapparates sinnvoll.
Behandlung von Flankenschmerzen
"Die Behandlung erfolgt immer in Abhängigkeit von der Ursache", sagt Dr. Anka Baldauf-Twelker.
Bei einer Nierenbeckenentzündung erhalten die Patientinnen und Patienten in der Regel ein Antibiotikum im Rahmen der Therapie. Eine hohe Trinkmenge und körperliche Schonung sind empfehlenswert.
Harnsteine können je nach Größe und Lage spontan über den Urin ausgeschieden werden. Sind die Steine zu groß, werden sie mit der passenden OP-Methode zerkleinert und entfernt.
Bei Rücken- und/oder Wirbelsäulenbeschwerden wird häufig eine Physiotherapie und begleitende Schmerztherapie verordnet. Vorbeugend kann eine Kräftigung der Rumpfmuskulatur durch regelmäßige Bewegung und Sport helfen.