Medizinische Fußpflege: bei Menschen mit Diabetes besonders wichtig
„Betroffene sollten ihren Füßen viel Aufmerksamkeit schenken“, rät Dr. Ulrike Schmitz, Diabetologin am Helios Klinikum Krefeld und Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Diabetischer Fuß der Deutschen Diabetes Gesellschaft. Eine regelmäßige medizinische Fußpflege schützt Diabetiker:innen und kann einem diabetischen Fuß vorbeugen.
Die Ärztin weiß: „Patienten mit Diabetes mellitus sind aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters oftmals in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt, wodurch sie ihre Füße nicht mehr gut erreichen können. Zudem ist durch die diabetische Nervenstörung in den Beinen – auch Polyneuropathie genannt – die Empfindsamkeit deutlich herabgesetzt.“
In Folge des Taubheitsgefühls können Verletzungen und Druckstellen entstehen, woraus sich ein diabetischer Fuß entwickeln kann. Der medizinischen Fußpflege kommt daher eine besonders wichtige Bedeutung zu.
Medizinische Fußpflege nur durch Fachkräfte möglich
Eine podologische Fußbehandlung bei Menschen mit Diabetes darf aufgrund der gesundheitlichen Beeinträchtigungen wie etwa Durchblutungs- und Gefühlsstörungen der Füße, Schädigungen der Haut und der Zehennägel, ausschließlich von speziell ausgebildeten und zugelassenen Podolog:innen (vom griechischen „podos“ für „Fuß“) durchgeführt werden. Die medizinischen Fachkräfte arbeiten eng mit Diabetolog:innen und Hausärzt:innen zusammen.
So läuft die medizinische Fußpflege ab
Die podologische Komplexbehandlung ist sehr umfangreich. Zu den Maßnahmen gehören unter anderem:
- Inspektion, Dokumentation und Überwachung des Zustandes der Füße
- Behandlung von Druckstellen und/oder Hautveränderungen (zum Beispiel Hühneraugen)
- Abtragen der Hornhaut mit entsprechenden Geräten, wie zum Beispiel rotierende Fräsen (auf spitze Geräte wie etwa Scheren wird verzichtet, da diese eine erhöhte Verletzungsgefahr darstellen)
- Kürzen der Fußnägel, um das Einwachsen der Nägel zu vermeiden
- individuelle Beratung, beispielsweise Linderung durch orthopädische Hilfsmittel, geeignete Schuhe, Fußprobleme bei Diabetes
Achtung bei Fußbädern
Fußbäder sollten nur zum Einsatz kommen, wenn keine offenen Wunden im Bereich der Füße vorhanden sind. Dr. Schmitz erklärt, dass das Temperaturempfinden bei Diabetiker:innen mit Polyneuropathie eingeschränkt ist. Daher sollte die Temperatur des Wassers nicht zu heiß sein, um Hautverbrennungen zu vermeiden. Optimal ist eine Wassertemperatur von 35 Grad Celsius.
Wird eine diabetische Fußpflege von den Krankenkassen bezahlt?
Die Kosten für eine medizinische Fußpflege wird von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, wenn die medizinische Notwendigkeit und eine ärztliche Verordnung vorliegen.
Die Expertin erklärt: „Voraussetzungen sind das Vorhandensein einer Polyneuropathie oder/und einer schweren peripheren arteriellen Verschlusskrankheit. Darüber hinaus haben Patient:innen mit offenen Wunden Anspruch auf eine podologische Komplexbehandlung.“ Das Rezept stellen Diabetolog:innen oder Hausärzt:innen aus.
Aber auch ohne Rezept können Diabetiker:innen eine podologische Behandlung in Anspruch nehmen. Die Preise legen die Praxen dabei selbst fest. Demnach sind die Kosten für Selbstzahler abhängig von Standort und Praxis.
Welche Fußpflegeprodukte sind bei Diabetes besonders geeignet?
Auf fetthaltige Cremes und Lotionen sollten Diabetiker:innen grundsätzlich verzichten. Diese Produkte verschließen die Poren der Haut und können dadurch Entzündungen hervorrufen. Auch sehr feuchtigkeits- und alkoholhaltige Pflegeprodukte haben den Nachteil, dass die Haut durch die Verdunstungskälte stark austrocknet.
„Besser geeignet sind Pflegemittel, die Urea – einem feuchtigkeitsbindenden Inhaltsstoff – enthalten. Urea ist zum einen in der Lage, die Hornhaut aufzuweichen und zum anderen die Neubildung von Hornhaut zu reduzieren“, sagt die Diabetologin. Die Konzentration von Urea sollte nicht über zehn Prozent liegen, da sonst Verbrennungen an den Füßen entstehen können. Erhältlich sind die Produkte in Apotheken und Drogeriemärkten.
Hinweis der Redaktion: Die im Zitat gewählte männliche Form bezieht sich immer auch auf weibliche und diverse Personen, die ausdrücklich mitgemeint sind.